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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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stocksteif im Wagen und strickte an einem Schal. James hatte sie höflich nach ihrer Kindheit gefragt, worauf sie ihm aber nur einsilbig geantwortet hatte. Er selbst verspürte nicht das geringste Verlangen, etwas über seine Kindheit und Jugend zu erzählen, selbst wenn sie gefragt hätte. Und da er nichts über die neuesten politischen Entwicklungen in London wusste und sie nichts über die schottischen, konnten sie auch kaum über Politik reden, obwohl sie das Thema interessierte. So tauschten sie zwar aus, was sie jeweils wussten, aber auch dieses Thema war irgendwann einmal erschöpft. Den heutigen Tag hatten sie fast schweigend verbracht.
    James fiel auf, dass sich Susanna distanzierter als in Edinburgh verhielt. Im Hotel hatten sie sich natürlich auch jeweils in ihre eigenen Räume zurückziehen können. Aber jetzt gab es kein Entrinnen. Sie waren zwei Fremde, die sich auf engstem Raum tagelang gegenübersaßen und außer ihrer Furcht vor einem Mordanschlag nichts gemeinsam hatten. Obwohl ihm dies klar war, schien ihm die Situation zuweilen unerträglich. Er seufzte. Es waren noch fünf Meilen bis zu ihrer dritten Übernachtungsgelegenheit. James’ Bein schmerzte schon seit ein paar Stunden sehr stark. Aber da sie ohnehin bald aussteigen würden, hatte er nichts gesagt.
    Plötzlich verlangsamte der Kutscher das Tempo und stoppte mitten auf der Straße.
    „Was ist passiert?“, erkundigte sich Susanna überrascht, sah von ihren Stricknadeln hoch und blickte aus dem Fenster. „Da draußen ist nichts zu sehen.“ Furcht schwang in ihrer Stimme mit.
    „Ich habe keine Ahnung“, erwiderte James und griff nach dem Trommelrevolver.
    Einer ihrer Begleiter kam zu Pferd an das Fenster geritten, sodass James es öffnete.
    „Mylord, das Zugpferd lahmt. Hat sich offenbar einen Stein eingetreten. Wollen Sie kurz aussteigen, um ein paar Schritte zu gehen, während sich John den Huf ansieht?“
    James öffnete die Tür und stieg aus, misstrauisch einen Blick in die Runde werfend. Noch waren die Lichtverhältnisse gut, aber in der nächsten halben Stunde würde die Dämmerung einsetzen.
    „Ich glaube, wir sind hier sicher“, sagte er zu Susanna, während der Reiter in Richtung der Kiefernlichtung galoppierte, um dort nach dem Rechten zu sehen.
    Susanna hatte schon einen Fuß auf die Stufen gesetzt, woraufhin James seine Hände um ihre Taille schlang und sie nach draußen hob. Ihre Taille war unglaublich schmal und fühlte sich steif an.
    „Wie ich diese Mode hasse“, meinte Susanna, als er sie abgesetzt hatte, und holte tief Luft. „Aber ohne Korsett könnte ich die meisten meiner Kleider gar nicht tragen – sie würden einfach nicht richtig sitzen.“ Ärgerlich blickte sie an sich hinab.
    Er warf einen Blick auf ihre Taille, die er mit beiden Händen leicht umspannen konnte. „Die meisten Frauen würden in Gegenwart eines Mannes nicht so offenherzig über Derartiges reden.“
    Sie verdrehte die Augen. „Ein Korsett ist nun mal ein Korsett. Und ich bin nicht wie die meisten Frauen.“ Erneut holte sie tief Luft. Sie hob die Hand und strich sich ein paar Locken aus der Stirn.
    „Wenn es keine weiteren Verzögerungen gibt, werden wir morgen um diese Zeit in Galioch eintreffen“, informierte er sie.
    Sie runzelte die Stirn. „Wir fahren nicht nach Drevers? Warum? Meintest du nicht, dass das Herrenhaus dort in einem besseren Zustand ist als dein Galioch?“
    „Ja. Aber erst einmal müssen wir den bisherigen Verwalter loswerden, vergiss das nicht, meine Liebe. Und um der unvermeidlichen Auseinandersetzung mit ihm gewachsen zu sein, muss ich mich erst noch etwas erholen. Es sei denn, du möchtest, dass ich kurzen Prozess mache und den Mann einfach erschieße.“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Dann fahren wir eben nach Galioch.“ Gemeinsam schlenderten sie nach vorne zu den Pferden. John Whip kniete neben dem Zugpferd und entfernte mit einem feinen Meißel den Stein aus dem Huf des Pferdes. Der zweite Wachmann hielt während der Prozedur den Kopf des Pferdes fest.
    „Ist es schlimm?“, erkundigte sich James.
    „Geht so, Mylord. Wir können bald wieder los, müssen aber das Tempo drosseln, denn es wird hinken.“
    „Gibt es eine andere Unterkunft, die näher ist als die in Kingussie?“
    „Ja, Sir. Drüben in Drumgas. Aber das ist mehr ein Stall.“ Der Kutscher ließ den Huf sinken, erhob sich und tätschelte die Flanken des Pferdes.
    „Wenn es dort etwas zu essen gibt und wir die Pferde wechseln können,

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