HISTORICAL Band 0272
nächste Mal, wenn sie in Edinburgh waren, würde sie selbst in die Galerie gehen. Und Monsieur Aubert nach dem Wert der Figurine fragen.
Im Moment waren andere Dinge wichtiger. Susanna wollte sich ganz der Aufgabe widmen, ihrem Mann eine untadelige Ehefrau zu sein und ihren Pflichten als Baroness nachzukommen. Mehr als das, schwor Susanna sich. Sie würde nicht vergessen, dass die Gesellschaft reformiert werden musste.
Und sie würde auch James davon überzeugen.
6. KAPITEL
Kurz vor Sonnenaufgang kletterten die Garrows in die Reisekutsche, die sie in der Gasse hinter dem Royal Arms erwartete. James hatte alles getan, um zu verhindern, dass ihre Abfahrt bemerkt wurde, auch wenn er wusste, dass eine absolute Geheimhaltung nicht zu gewährleisten war. Die Zeit ihres Aufbruchs, das Fehlen jeglichen Pomps und das gewöhnlich wirkende Fahrzeug waren aber zumindest eine Vorsichtsmaßnahme. Die Person, die versucht hatte, den Earl zu ermorden, hatte es auch auf das Leben seiner Tochter abgesehen, was James große Sorgen bereitete.
Susannas Vater hatte an diesem Morgen nach Edinburgh telegrafiert, dass er heil in London angekommen war. Weitere Vorfälle seien nicht zu vermelden. Aber James wusste, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis ein neuer Anschlag erfolgte. Derjenige, der Eastonby tot sehen wollte, hatte sehr entschlossen gewirkt. Als er an den Überfall dachte, meinte er für einen Moment, erneut den Pulverdampf in der Luft zu riechen. Grimmig rieb er sich den verletzten Oberschenkel.
Snively hatte dafür gesorgt, dass zwei vertrauenswürdige Männer sie zu Pferd begleiten würden. Als Kutscher hatte er einen Mann engagiert, der im Notfall das Letzte aus dem Gespann herausholen würde. Möglicherweise war Schnelligkeit das entscheidende Moment für ihre Rettung. Alle Mitglieder der Reisegesellschaft außer Susanna waren zudem bewaffnet und auf die Gefahr eines Überfalls hingewiesen worden.
Die gut gefederte Kutsche holperte und knirschte über die Pflastersteine, als sie sich in der Morgendämmerung auf den Weg machten. Der Fahrer fuhr in gemächlichem Tempo durch die Stadt, um keinen Verdacht zu wecken.
„Vier Tage lang soll das so gehen?“, fragte Susanna, die auf der Rückbank sanft durchgerüttelt wurde und der Reise offenbar nicht mit großer Vorfreude entgegensah. „Wir hätten den Weg in der halben Zeit im Zug zurücklegen können!“
James zuckte mit den Schultern. „Aber wenn wir den Wagen nehmen, können wir anhalten, wann wir wollen.“ Und wir werden unsere Feinde erkennen können und nicht in einem Eisenbahnwaggon in der Falle sitzen, dachte er. „Eine direkte Zugverbindung nach Galioch gibt es übrigens nicht. Außerdem ist die Fahrt mit dem Zug sehr unbequem. Das hier ist die bessere Lösung, glaub mir.“
Offenbar wollte Susanna das nicht einsehen. „Warum sind wir eigentlich nicht mit dem Schiff gefahren? Wir hätten am Firth of Moray an Land gehen können. Galioch und Drevers sind doch nicht weit von dort, oder?“, erkundigte sie sich.
„Ja, es sind nur etwa zwanzig Meilen über Landstraßen. Aber jetzt sind wir ohnehin schon unterwegs. Die Straßen sind gut, die Gasthöfe sauber, und schließlich haben wir es ja auch nicht besonders eilig, anzukommen.“
James hatte nicht die Absicht, ihr zu erzählen, dass er niemals wieder an Bord eines Schiffes gehen würde. Nicht ein mal, wenn ich sonst auf den Knien über schlammige Straßen nach Hause kriechen müsste.
Für eine Weile schwiegen beide und hingen ihren Gedanken nach. In der Kutsche war es immer noch dunkel. Draußen hatte der Himmel begonnen, sich hellrosa zu verfärben.
Schläfrig musterte James Susannas Profil, während sie aus dem Fenster sah. Was mochte wohl jetzt in ihrem Kopf vorgehen? Fürchtete sie sich vor ihrem neuen Heim? Was hatte sie bis jetzt über das Leben in den Highlands gehört – und über die Highlander? Es war wohl wenig Gutes gewesen. Er lehnte den Kopf zurück, schloss die Augen und versuchte zu dösen.
Tage verstrichen. An den Poststationen entlang des Wegs hielt ihre Kutsche nur lange genug, um die Pferde zu wechseln, eilig zu essen und ihren natürlichen Bedürfnissen nachzukommen. Der Kutscher schaffte es, die Tiere so anzutreiben, dass sie jeden Abend in einfachen, aber angemessenen Gasthöfen unterkommen konnten. Wie es üblich war, kamen James und Susanna in verschiedenen Räumen unter, meist teilte sich James den Schlafsaal mit anderen Männern.
Tagsüber saß Susanna
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