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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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„Steigen Sie sofort wieder auf. Und wenn diese Parodie eines Schützen mit seiner Beute zurückkehrt, dann wird er hinter Ihnen reiten.“
    Sie deutete auf ihre Stute. „Aber ich reite im Damensattel!“
    „Das sehe ich.“ Mit diesen Worten stieg er auf sein Pferd und ritt nach Drevers zurück. Es war ihm egal, ob die beiden ihm folgten oder nicht. Sollten sie doch im Heidekraut verrotten! Es tröstete ihn sehr, dass seine Schützlinge im Moment zumindest unbewaffnet waren. Er drückte die drei Flinten noch enger an sich. Zwei der Waffen waren nochgeladen … Was Susanna wohl denken würde, wenn er alleine und blutverschmiert zurückkehrte? Er fuhr sich mit der Rechten über die Stirn und betaste die kleinen runden Wunden, aus denen immer noch Blut sickerte. Die schwere Schusswunde darüber war gerade erst abgeheilt.
    Diese Heirat tut meinem Kopf überhaupt nicht gut, dachte er, und meinem Unterleib auch nicht. Er drückte dem Pferd die Fersen in die Flanken.
    Susanna ließ das Poliertuch und den silbernen Kerzenständer fallen, als sie ihn erblickte. „Um Gottes willen!“, rief sie und rannte ihm durch das Esszimmer entgegen. „Was ist passiert?“
    Er griff nach ihrer Hand, bevor sie die Wunde berühren konnte. „Dein netter englischer Gentleman hat auf mich geschossen!“
    Sprachlos starrte sie ihn an, während sie kreidebleich wurde.
    „Nicht absichtlich“, fügte James hinzu. Dann ergänzte er nachdenklich: „Obwohl – sicher bin ich mir da nicht.“ Er legte die Schrotbüchsen auf den Tisch.
    Sie blickte über seine Schulter hinaus in den Flur. „Und wo stecken die beiden? Du hast doch nicht …“
    „Zurückgeschossen?“, fragte er. „Nein, auch wenn ich gestehen muss, dass die Versuchung groß war. Sie werden bestimmt bald da sein.“ Er begann, die Waffen zu entladen.
    „Oh, James! Mach das doch später. Lass mich erst deine Wunde versorgen. Komm mit!“ Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn zur Treppe. Eine Hand legte sie ihm unter den Ellenbogen, den anderen Arm schlang sie ihm um die Taille. „Fühlst du dich benommen?“
    Er schüttelte den Kopf. „Eine Dosis von deinem Lieblingsmedikament wäre jetzt allerdings nicht übel“, meinte er verschmitzt. „Momentan würde ich mir aus zwei Gründen wünschen, die nächsten Tage über besinnungslos betrunken zu sein.“
    „Tut es so weh?“, erkundigte sich Susanna besorgt. „Eine dumme Frage“, korrigierte sie sich hastig. „Natürlich muss es dir wehtun. Weiß Kait, wo wir Whisky für dich herbekommen können?“
    „Ich denke schon. Ihr Onkel ist mein Braumeister.“
    „Ich dachte, sie sei aus Drevers!“, meinte Susanna erstaunt.
    „Ach, die meisten unserer Pächter sind miteinander verwandt. Deshalb habe ich mich ja auch für die Leute hier in Drevers verantwortlich gefühlt, die dein Vater im Stich ließ.“
    „Das hat er nicht“, stritt sie ab. „Er wusste nur nichts von Mr. Colins Betrügereien. Er wird schockiert sein, wenn er die Bücher sieht.“
    „Du hast dir die Bücher angesehen?“ Erstaunt sah James sie an.
    „Natürlich. Was meinst du, womit ich mir die Zeit vertrieben habe, während du in Beauly warst?“
    „Abstinenz zu predigen und Wände zu tünchen.“ Er lächelte spöttisch.
    Susanna starrte ihn überrascht an. „Das auch. Setz dich doch“, bat sie, als sie sein Zimmer erreicht hatten und auf das Bett zusteuerten.
    Sie ging in ihr Zimmer und kam wenig später mit einem frischen Leintuch und dem Waschgeschirr wieder, das Kait schon gereinigt hatte. Sie goss frisches Wasser aus dem Krug in die Schüssel und wusch ihm das Blut aus der Stirn und vom Gesicht. Schweigend ließ er es sich gefallen. Er genoss es, umsorgt zu werden.
    „Und jetzt weg mit diesem blutigen Hemd!“
    „Nur mit dem Hemd, Madam?“, neckte er sie.
    Susanna mochte es, wenn er gut gelaunt war. Unglücklicherweise war er so furchtbar launisch. Sicher würde seine Laune urplötzlich wieder kippen. Dann markierte er den sturen Schotten, war distanziert und wirkte finster.
    Susanna sah ihm dabei zu, wie er seine gefütterte Weste auszog und das Hemd über den Kopf streifte. Als sie seinen nackten Oberkörper sah, verzog sie das Gesicht. Er hatte noch viel mehr Wunden abbekommen. Überall waren kleine dunkle Schrotkörner unter seine Haut gedrungen, die meisten an seiner rechten Schulter. Auch am Hals war er verletzt worden. Die Wunde dort war von dem Blut verdeckt worden, das über sein Gesicht und seinen Hals geströmt war.

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