HISTORICAL Band 0272
ihres Vaters handeln, genau wie du vermutet hast! Nur haben wir keinen Beweis dafür. Solange sie nicht wissen, dass wir wissen … solange sie glauben, wir wissen nicht, was sie vorhaben, können wir Vater noch vor Mr. Durston warnen. Vielleicht könnte der anhand von seinen Büchern den Beweis erbringen, dass Mirandas Vater die Unterschlagungen begangen hat. Dann könnten wir die drei dingfest machen.“ Sie sah ihn flehentlich an. „Verstehst du, was ich meine?“
„Ja.“ Einen Augenblick lang überlegte James. „Du hast recht. Wir sollten sie nicht vorwarnen. Das würde ihnen nur einen Vorteil verschaffen. Sobald wir die beiden los sind, werde ich einen Boten mit einer Nachricht für deinen Vater zur nächsten Telegrafenstation schicken.“
Susanna rang die Hände. „Und was, wenn stattdessen Mr. Durston die Nachricht in die Hände bekommt? Dann weiß er doch, dass er kurz vor der Entdeckung steht. Er wäre bestimmt verzweifelt genug, um etwas Furchtbares zu tun, nur um Zeit für die Flucht zu gewinnen!“
James sah sie beifällig an. „Du bist wirklich klug, Susanna. Daran habe ich überhaupt nicht gedacht! Ich werde einem Freund in London telegrafieren, der dem Earl unsere Nachricht persönlich überbringt. Einverstanden?“
„Einverstanden“, stimmte Susanna zu, während sie beobachtete, wie er seine Schuhbänder um die Wade band.
Er richtete sich auf. „So!“, sagte er. „Jetzt muss sich meine Frau nicht mehr für mich schämen. Wie sehe ich aus?“
„Sehr ansehnlich!“, meinte Susanna, deren Herzschlag sich bei seinem Anblick beschleunigte. Lord Garrow sah mit seiner kurzen schwarzen Jacke und dem lässig darüber geschwungen Plaid, das an der Schulter mit einer großen Brosche zusammengehalten wurde, wie ein Schotte aus dem Bilderbuch aus – romantisch, männlich und attraktiv. Und er wusste ganz genau, wie gut er aussah. Und wie sehr er sie beeindruckte.
Er folgte ihrem Blick, der an den mit Strumpfbändern bis unter den Knien umwickelten Waden hing. Unter eines der Strumpfbänder hatte James ein kleines Messer gesteckt. Als sie seinem Blick begegnete, konnte sie das Verlangen, das sie spürte, kaum vor ihm verbergen.
Auch er warf ihr einen begehrenden Blick zu. „Wie hübsch du aussiehst, Susanna“, sagte er mit belegter Stimme. „Das Kleid ist wunderschön.“
Sie erhob sich mit einem gezwungenen Lächeln. „Danke, Mylord. Ich bin froh, dass es neben Ihren Beinkleidern bestehen kann.“
Er lachte rau. „Du musst immer das letzte Wort haben, oder?“
„Ein arges Laster, ich gebe es zu“, erwiderte sie. „Wollen wir gehen?“
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach unten. Susanna war froh, James’ Schlafzimmer verlassen zu können. Als sie die Treppe erreichten, meinte sie zaghaft: „James? Versprich mir, dass du dich nicht auf irgendwelche Herausforderungen einlässt, ja? Auch wenn dich Mr. Fowler bei deiner Ehre packt?“
James lächelte. „Vielleicht kann ich ihm mit ein oder zwei Kartenspielen ja beweisen, dass man seine Gegner nie unterschätzen sollte!“
„Aber du spielst doch sonst nie Karten! Er wird dich hereinlegen! Nein, das kann ich nicht zulassen! James …“
Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Immer mit der Ruhe, Susanna!“ Bevor sie protestieren konnte, küsste er sie.
Einen Augenblick schien die Zeit still zu stehen, sodass sie nichts mehr dachte. Einen Augenblick lang war ihr Begehren alles, was sie fühlen konnte. Sie wünschte, der Kuss würde nie enden, wünschte, James würde sie an sich pressen, bis sie für alle Zeit miteinander verschmolzen. Der Kuss war so berauschend, dass sie kaum atmen konnte.
Als er sie freigab, fluchte sie höchst undamenhaft.
Er lachte. „Egal, was ich tue – du hast das letzte Wort, wie?“
„Ich gelobe Besserung“, meinte Susanna, die tatsächlich immer das letzte Wort hatte.
14. KAPITEL
Der Moment, vor dem Susanna sich den ganzen Abend lang gefürchtet hatte, war nur allzu bald gekommen: Gegen zehn Uhr war das Dinner vorbei.
Susanna hatte kaum etwas zu sich genommen, auch wenn die vielen Gerichte, die Kait im Rahmen der obligatorischen drei Gänge aufgetragen hatte, appetitlich geduftet hatten. Sie wünschte, sie könnte sich von der Tafel erheben und zurückziehen, die Türen vor Miranda Durston und Broderick Fowler verrammeln. Aber James würde nichts davon wissen wollen.
Das Schlimme war, dass ihre Gäste so unbefangen wirkten.
Wie immer hatte sich Mr. Fowler galant und höflich
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