HISTORICAL Band 0272
dann konnte Mr. Durston einen anderen Verwalter einsetzen. Und Drevers weiter ausrauben? Ja! Das musste es sein!
Sie musste ihren Vater unbedingt warnen. Mr. Durston muss vor Gericht gebracht werden, dachte Susanna. Die Bücher waren Beweis genug für die Unterschlagungen. Sie überlegte kurz. Aber natürlich würden die Bücher nur Mr. Colin unmittelbar belasten.
Zunächst aber musste ihr klar werden, was sie wegen Miranda und Mr. Fowler unternehmen konnte. Mr. Fowler hatte von Karten gesprochen. Und davon, dass er sie um Galioch und Drevers betrügen wollte. Das musste sie unbedingt verhindern! Sie würde James vor Glücksspielen warnen. Broderick Fowler hatte sehr sicher gewirkt, was das Kartenspiel betraf – zu sicher für ihren Geschmack.
Oder sollten James und sie die beiden damit konfrontieren, dass sie Bescheid wussten? James wird wissen, was das Beste ist, dachte sie. Noch hielten sich die beiden in der Bibliothek auf. Sie kam aus der Nische hervor, hastete nach oben und hoffte inständig, dass Mr. Fowler nicht ausgerechnet jetzt kommen und sie sehen würde. Als sie an der Tür zu James’ Zimmer angelangt war, klopfte Susanna nicht einmal. Sie rauschte einfach hinein und schloss eilig die Tür hinter sich.
„Oh, James! Es gibt Probleme und … ! Oh! “ Überrascht machte sie einen Schritt zurück und schlug sich die Hand vor den Mund.
James stand im Ankleidezimmer, splitterfasernackt. Sie hatte ihn beim Umziehen gestört. „Susanna?“ Er war ebenso perplex wie sie.
Sie zwang sich, den Blick zu senken.
„Entschuldige die Störung, aber ich kann jetzt nicht gehen“, meinte sie beschämt und drehte sich um. „Könntest du bitte die Tür zum Ankleidezimmer schließen, solange du dich umziehst?“
Er lachte belustigt. „Nein. Ich kann mich hier drinnen kaum umdrehen bei all den Schränken. Was ist denn los?“
Susanna räusperte sich und starrte auf ihre gelackten Schuhspitzen. Wie sollte sie mit ihm über das reden, was sie gehört hatte, wenn er nackt vor ihr stand! „Wir … wir müssen uns etwas ausdenken“, erklärte sie. Verärgert bemerkte sie, wie ihre Stimme zitterte.
„Das können wir. Du kannst mich ruhig ansehen.“
Zögernd drehte sie sich um.
Mittlerweile hatte er sich das weiße Hemd übergestreift, das er in der Hand gehalten hatte. Er war gerade dabei, sich den Kilt mit einem glatten schwarzen Ledergürtel mit einer breiten Silberschnalle umzugürten. Seine Unterschenkel und seine Füße waren noch immer nackt.
„Tief durchatmen“, riet er ihr. „Am besten setzt du dich, bevor du mir noch umfällst. Was hat dich denn so durcheinandergebracht?“
Durcheinandergebracht . Das war genau der richtige Ausdruck. Da der einzige Stuhl im Raum direkt neben ihm stand, setzte sie sich steif auf das Ende seines Bettes. „Es gibt Probleme, James“, wiederholte sie.
„Wenn mein Anblick dich immer noch so bestürzt, dann haben wir wirklich ein Problem.“
Er nahm seine Kniestrümpfe aus einer Schublade und streifte sie sich über. Sie schlug wieder die Augen nieder. „Ich weiß jetzt, was sie planen“, flüsterte sie.
„Das überrascht mich nicht. Du bist eine sehr talentierte Lauscherin, wie ich schon bei unserer ersten Begegnung feststellen konnte. Also – was hast du herausgefunden?“ Auch er sprach leise. Wer konnte schon wissen, wer vor der Tür stand und zuhörte?
Susanna gab die Unterhaltung, die sie belauscht hatte, so wortgetreu wieder, wie sie konnte. „Meiner Ansicht nach wollen sie entweder selbst Nutzen aus ihrem Plan schlagen. Oder Mr. Durston steckt dahinter … Willige also bloß nicht darin ein, mit Mr. Fowler Karten zu spielen!“, fügte sie hinzu.
„Sicher nicht. Wir werden den beiden zu verstehen geben, dass wir ihre Scharade durchschaut haben. Sie können schon in einer Stunde auf dem Weg sein.“
Susannas Blick streifte James’ nacktes Knie, während er den zweiten Strumpf mit Bändern festzurrte. Sie zwang sich, sich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren.
„Dass sie wissen, dass wir wissen – das gefällt mir irgendwie nicht“, sagte sie nach kurzer Bedenkzeit und zwirbelte nervös an den Fingerspitzen ihrer Handschuhe. „Könnten wir die beiden nicht einfach morgen früh auffordern, abzureisen?“
„Aber warum sollten wir so lange warten?“, gab er zurück.
Sie war froh, dass er ihre Bedenken ernst nahm, auch wenn sie so schlecht formulieren konnte, was sie bedrückte: „Weil … weil sie doch höchstwahrscheinlich auf Geheiß
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