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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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nahm er dem Wirt den Kerzenleuchter aus der Hand und schob sie in den Raum am Ende des Flurs. „Das sieht sehr bequem aus. Und bringen Sie uns bitte noch einen Krug mit heißem Wasser.“
    Eva stand unschlüssig in der Mitte des Zimmers und schaute sich um. Ein Schrank, zwei Stühle, ein Teppich vor einem ungeheizten Kamin, eine Kommode, ein Wandschirm und ein Bett. Ein Bett. „Und wo beabsichtigen Sie zu schlafen?“, fragte sie frostig. Ihr Herz schlug wie ein Trommelwirbel gegen ihre Rippen.
    „In diesem Bett neben Ihnen. Warum? Wo soll ich denn sonst schlafen?“

5. KAPITEL
    „Ich erwarte, dass Sie in Ihrem eigenen Bett schlafen, und zwar in Ihrem eigenen Zimmer.“ Ihr Mund war trocken geworden, in ihrer Bauchgegend flatterten Schmetterlinge.
    „Ich bin Ihr Beschützer und muss in Ihrer Nähe bleiben.“ Er zündete weitere Kerzen im Zimmer an, offenbar völlig ungerührt von dieser unerwarteten Situation. Eva spürte, wie Panik in ihr hochstieg. Aber wovor hatte sie Angst? Dass er über sie herfallen würde? Lächerlich. Dennoch gelang es ihr nicht, diese innere Unruhe in den Griff zu bekommen.
    „Dann schlafen Sie auf dem Fußboden.“ Sie wies mit dem Arm hinter den Wandschirm.
    „Wie bitte? Das ist mir zu unbequem.“ Jack weigerte sich, auf ihren Befehl zu hören. „Die Zeiten sind vorbei, Ma’am, wo ein Leibwächter vor der Tür seiner Herrin die Nacht verbrachte wie ein treuer Sklave. Ich habe einen harten und langen Tag hinter mir. Das Bett ist breit genug, und ich lege das Keilkissen der Länge nach in die Mitte, wenn Ihnen das eine Beruhigung ist.“
    Das Klicken der Tür, als er den Schlüssel umdrehte, verstärkte ihre Panik. „Das ist skandalös“, stammelte sie. „Ich … ich bin …“
    „Meine Ehefrau“, ergänzte Jack ungerührt und blickte ihr unverwandt über den weißen Bettüberwurf hinweg in die Augen. In seiner Miene war keine Spur von Ironie zu entdecken. „Für den Rest dieser Reise handeln, denken und leben Sie, als wären sie meine Frau.“
    „Nein!“
    „Eva, wovor haben Sie Angst? Befürchten Sie etwa, ich würde auf meinen ehelichen Rechten bestehen? So weit wollen wir den Betrug nun doch nicht treiben. Es geschieht nur zu Ihrer eigenen Sicherheit.“ Das Zimmer war eigentlich geräumig, aber mit seiner Präsenz schien er es mehr als auszufüllen. In einem Winkel ihres Kopfes registrierte sie, dass er sie bei ihrem Vornamen genannt hatte – und wischte diese Unbotmäßigkeit letztlich als belanglos beiseite. Ihre Gedanken waren zu sehr damit beschäftigt, sich damit abzufinden, diese Nacht – und Gott allein wusste, wie viele Nächte noch – mit diesem Fremden zu verbringen.
    „Natürlich sind mir dabei so etwas wie eheliche Pflichten nicht im Geringsten in den Sinn gekommen.“ In Wahrheit kämpfte sie darum, nicht daran zu denken. „Im Übrigen habe ich keine Furcht vor Ihnen.“ Sie hob das Kinn und bedachte ihn mit einem herrischen Blick.
    Nein, sie hatte keine Angst vor ihm, aber sie hatte Angst davor, dass er sie an etwas erinnerte, das sie vermisste. Sie hatte Angst davor, dass der Schutzwall, den sie um ihre Wünsche und Sehnsüchte errichtet hatte, mit jeder Stunde, die sie mit ihm verbrachte, mehr und mehr Risse bekäme und am Ende einzustürzen drohte. Sie fürchtete, sie könne sich nachts im Halbschlaf an ihn schmiegen und Trost suchen und … Es war ein Kinderspiel, Versuchungen in weiter Ferne zu widerstehen, es war leicht, Sehnsüchte mit einem Achselzucken abzutun, wenn keine Möglichkeit bestand, sie zu befriedigen.
    „Sie sind müde. Wir beide sind müde. Bald wird uns ein Krug heißes Wasser gebracht, Sie können sich waschen und danach zu Bett gehen.“ Noch während er sprach, klopfte es. Zu ihrem Entsetzen sah Eva, wie Jack auf dem Weg zur Tür einen stählernen Dolch aus seinem Stiefelschaft zog. Als das Stubenmädchen den dampfenden Krug auf dem Waschtisch abstellte und dann wieder verschwand, war auch das Messer nicht mehr in seiner Hand. Er drehte den Schlüssel wieder um und wies mit einer höflichen Geste zum Waschtisch hinter dem Wandschirm. „Bitte nach Ihnen.“ Zugleich stellte er ihre Reisetasche hinter dem bemalten Holzschirm ab.
    „Vielen Dank.“ Eva musste sich zwingen, die Worte auszusprechen, bevor sie beklommen hinter die dürftige Schutzwand trat. Der schmutzige Umhang musste ihr als Morgenmantel dienen. Nervös kramte sie in ihrer Tasche und zog schließlich das einzige Kleid hervor, das er ihr gestattet hatte

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