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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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nicht weh, Sie dummer Kerl.“ Es schien ihr gar nicht in den Sinn zu kommen, dass er ihr nicht gehorchen würde.
    Die Unterstellung, er könne befürchten, dass sie ihm Schmerzen bereitete, brachte ihn dazu, ihre Anweisungen zu befolgen. Als ihre kühle Hand sanft die Striemen auf seinem Rücken berührte, erstarrte er. „Haben Sie etwa gedacht, ich kann senkrechte Mauern wie eine Eidechse hinunterkriechen?“, knurrte er, und auf einmal fiel ihm das Atmen schwer.
    „Ehrlich gesagt habe ich mir nicht die Mühe gemacht, darüber nachzudenken, wie Sie so unvermutet in mein Gemach eingedrungen sind“, entgegnete Eva trocken. „Möglicherweise sind Sie ja auf einem Besenstiel durch die Lüfte geflogen.“ Ein kleiner Schreckenslaut entfuhr ihr, als sie die Kerze höher hob, um die Wunden deutlicher zu sehen. Jack beobachtete die Schatten an der Zimmerwand, die sie beide warfen, und biss die Zähne aufeinander, um nicht herumzufahren und sie in seine Arme zu ziehen. Ihre weibliche Fürsorge, ihre zarten Berührungen ließen ihn beinahe vergessen, wen er vor sich hatte. Aber die Großherzogin war sich sehr wohl bewusst, wer er war. Zähneknirschend drehte Jack sich um.
    Seine plötzliche Bewegung ließ ihr keine Zeit, die Hand zurückzuziehen, und sie standen jetzt dicht voreinander. Ihr rechter Arm war um seinen nackten Brustkorb geschlungen, ihre linke Hand hielt weiterhin die Kerze, so weit weg wie möglich, um ihn nicht zu verbrennen. Seltsamerweise schien sie diese Nähe nicht zu beunruhigen.
    Eva schnalzte nur missbilligend mit der Zunge und stellte schließlich das Licht auf den Tisch. „Ich nehme nicht an, dass Sie daran gedacht haben, außer frischen Hemden auch Verbandszeug einzupacken, oder?“ Er atmete schwer, fast wie eine Jungfrau vor ihrer Hochzeitsnacht, während Eva völlig sachlich blieb. Um Himmels willen, reiß dich zusammen!, befahl er sich selbst.
    „Aber natürlich.“ Jack schickte ein Dankgebet zum Himmel. Immerhin hatte er daran gedacht, seine Hosen anzuziehen, als er zum Fenster ging. Jetzt holte er seine Reisetasche hervor, stellte sie aufs Bett und öffnete sie. „Hier, bedienen Sie sich. Nicht, dass es nötig wäre.“
    „Überlassen Sie diese Entscheidung lieber mir.“ Eva begann, den Inhalt eines Lederbeutels zu untersuchen. „Was in Gottes Namen ist das denn?“
    „Damit holt man Gewehrkugeln aus einer Wunde.“
    „Igitt.“ Sie hob das Instrument mit zwei Fingern hoch und ließ es aufs Bett fallen. „Na, hoffentlich weiß Henry damit umzugehen. Oder Sie halten sich von einem Kugelhagel fern, denn dieses Mordinstrument fasse ich gewiss nicht an. Aha, eine Jodtinktur, das ist genau das, wonach ich gesucht habe. Und hier sind Baumwolltücher. Perfekt.“ Sie schüttelte ein Medizinfläschchen, zog den Stöpsel heraus, worauf sich ein herber, ätzender Geruch im Zimmer verbreitete. „Setzen Sie sich aufs Bett.“
    Sie träufelte die braune Flüssigkeit auf ein Stück Baumwolle und betupfte mit diesem die Striemen, die quer über seinen Rücken bis zur Schulter verliefen. Jack fragte sich in seiner Benommenheit, ob sie sich seiner Vorderseite mit ähnlicher Hingabe widmen würde. Und bevor er weiter darüber nachdenken konnte, war sie auch schon mit dieser beschäftigt. Aus einem unerfindlichen Grund scheute diese Frau, die sich fast geweigert hatte, mit ihm ein Zimmer und ein Bett zu teilen, nicht davor zurück, seinen halb nackten Körper abzutasten – jedenfalls wenn es darum ging, eine Wunde zu versorgen.
    Eva tränkte das Baumwolltuch erneut mit Jodtinktur, danach betupfte sie die Striemen auf seiner Brust. Während ihres Tuns begegnete sie seinem Blick. „Was ist los?“ Verdammt, konnte die Frau etwa Gedanken lesen ? Hatte er, der sich rühmte, in jeder Situation eine undurchdringliche Miene zu bewahren, etwa auch diese Fähigkeit verloren?
    „Ich wundere mich nur darüber, wieso Sie bei all dem nicht in Verlegenheit geraten“, antwortete er freimütig. „Wir befinden uns beide halb nackt in einem Schlafzimmer, in einer Situation, die noch vor Kurzem ein unüberwindliches Hindernis für einen ruhigen Schlaf Ihrerseits darzustellen schien.“
    Sie bedachte ihn mit einem hochmütigen Blick, jeder Zoll die Großherzogin, ungeachtet des lächerlichen Hemdes und ihrer nackten Füße. „Sie sind verwundet und müssen medizinisch versorgt werden, in welcher Situation auch immer. Hingegen gezwungen zu sein, das Bett mit einem fremden Mann zu teilen, ist etwas, das ich

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