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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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umspielte ein Lächeln ihre Lippen. Wie lange würde es noch dauern, bis sie ihn in die Arme schließen durfte? Er war gewiss ein ganzes Stück gewachsen. Wie würde er aussehen? Wie würde er reden? Würde er mit dem Erwachsenwerden seinem Vater ähnlicher sehen? Würde er sich immer noch in ihre Arme werfen und ihre stürmischen Küsse ertragen – oder wäre er mittlerweile schon zu groß dafür? Und unversehens löste sich ihre innere Anspannung, und sie driftete in den Schlaf ab.
    Jack öffnete die Augen im Dunkeln und blieb reglos liegen. Er wollte herausfinden, was ihn geweckt hatte. Neben sich hörte er Evas leichte Atemzüge. Sie selbst lag eingerollt mit dem Rücken zu ihm und hatte es geschafft, im Schlaf den Keil ein gutes Stück auf seine Seite zu schieben. Sie war eine Frau, die daran gewöhnt war, alleine zu schlafen.
    In der Ferne schlug ein Hund an, es war das monotone Bellen einer einsamen Hundeseele, nicht das Kläffen eines bedrohten Tieres. Unten im Hof war es still. Vielleicht hatte ihn eine schlagende Tür geweckt. Es muss gegen drei Uhr morgens sein, überlegte Jack. Wer war um diese Zeit noch wach?
    Lautlos verließ er das Bett, stieg in die Reithosen und war in wenigen Schritten am Fenster, öffnete es und spähte in die Nacht hinaus, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Es vergingen Minuten, bevor er eine vertraute Gestalt wahrnahm, die sich aus dem Schatten des Stalls löste und den Hof überquerte. In der Mitte des Geländes verharrte die Person und hob den Kopf.
    Jack lehnte sich aus dem Fenster. „Was ist los?“, zischte er so leise, dass nur Henry ihn hören konnte.
    „Nichts“, flüsterte dieser zurück. „Ich konnte nicht schlafen.“
    Jack hob beschwichtigend den Arm und schloss das Fenster. Henry hatte natürlich gelogen, wahrscheinlich machte er jede Stunde einen Rundgang, nur um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Der Teufelskerl brauchte wenig Schlaf – eine Folge seiner Kriegsgefangenschaft, wie er behauptete.
    Henry verschwand so lautlos, wie er aufgetaucht war. Jack wollte wieder ins Bett, sah sich aber auf einmal einem weißen Gespenst gegenüber. „Was soll denn das?“
    Es war Eva. Wie war sie aus dem Bett gestiegen und wie hatte sie das Zimmer durchqueren können, ohne dass er sie gehört hatte? Das war besorgniserregend. Ließ ihn etwa sein scharfes Gehör im Stich? Jener seiner fünf Sinne, um ihn unmittelbar vor Gefahren zu warnen? Allerdings stellte Eva keine Bedrohung dar. Wenigstens nicht in der Form, dass sie ihm ein Messer in den Rücken jagen würde.
    „Ich bin es“, wisperte sie. „Was ist los? Sind es Antoines Häscher?“
    „Nein. Henry unternahm nur einen Kontrollgang, und ich wollte von ihm erfahren, ob alles in Ordnung sei – und das ist es“, beruhigte er sie. „Gehen Sie wieder in Ihr Bett.“
    „Wenn es so aussieht, werde ich Ihrem Befehl folgen.“ Eva wollte kehrtmachen, geriet aber dabei aus dem Gleichgewicht. Instinktiv hob sie den Arm, um Halt zu suchen, und versehentlich stieß sie gegen seinen nackten Brustkorb. Als ihre Fingernägel über seine blutigen Striemen kratzten, entfuhr ihm ein Schmerzenslaut, bevor er ihn unterdrücken konnte. „Was ist los?“
    „Nichts. Ihr Sturz ließ mich zusammenfahren, das ist alles.“ Sie stand vor ihm, blickte zu ihm auf, als könnte sie die Konturen seines Gesichts in der Dunkelheit erkennen. Er nahm ihres nur als helles Oval und die Schatten ihrer Augen wahr.
    „Ich glaube Ihnen nicht“, sagte sie nach einem kurzen Moment des Schreckens und eilte zum Nachttisch. Durch ihre Bewegungen nahm er die Körperwärme wahr, die von ihr ausging, dazu einen Hauch Gardenienduft, der seine Nasenflügel sofort erbeben ließ. „Bleiben Sie, wo Sie sind!“ Er hörte das Aufflammen eines Streichholzes, dann sah er, wie sie damit eine Kerze in einem Halter anzündete. Sie hielt ihn hoch. „ Mon Dieu! Ihre Rippen … Ihr ganzer Brustkorb … Drehen Sie sich um.“
    „Es ist nichts. Nur ein paar Striemen von dem Seil“, versuchte er sie zu beschwichtigen, aber Eva ließ sich nicht von seinen Worten beirren. In ihrem übergroßen Männerhemd müsste sie eigentlich lächerlich wirken, ihre schlanken Beine und zarten Füße ragten wie die eines Kindes aus diesem hervor, dennoch wirkte sie entzückend in dem Kleidungsstück. Und die Tatsache, dass es von ihm war, empfand er irgendwie erregend. Als ausgesprochen erregend.
    „Was für ein Seil? Drehen Sie sich um, ich tue Ihnen

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