HISTORICAL Band 0272
stellte Eva fest und fächelte sich mit der Serviette Luft zu. Es war unerträglich warm in diesem Zimmer. „Was das Bett anbelangt, alscho … ich meine, das ist Ihr Problem, Mr. Ryder. Sie haben die Reisearrangements getroffen.“
„Was halten Sie davon, wenn ich auf der Bettdecke schlafe und Sie darunter? Noch etwas von dem köstlichen Brüstchen?“
„Gern, danke.“ Sie war offensichtlich sehr hungrig. Woher sonst sollte diese seltsame Leere in ihrem Kopf kommen? „In welcher Bekleidung?“
„Sie oder ich?“
„Sie, natürlich.“ Ihr Glas war schon wieder leer. Ein selten guter Jahrgang.
„Ein Nachthemd.“ Er hob sein Glas und blickte sie tadelnd an, als sie losprustete. Kein schickliches Verhalten, dachte Eva schuldbewusst. Eine Großherzogin prustete nicht los, wie konnte sie nur!
„Was habe ich jetzt schon wieder gesagt, was Sie zu dieser Unmutsäußerung veranlasst?“, fragte Jack.
„Männer sehen in Nachthemden lächerlich aus, besonders mit ihren dünnen und behaarten Beinen.“ Habe ich das soeben gesagt? Sie blinzelte in ihr Weinglas, das halb leer zu sein schien. Wie viel hatte sie getrunken?
„In meinem Fall werden Sie einfach nicht hinschauen. Wenn Sie Ihre Fantasie nicht mit dem ästhetisch beleidigenden Anblick meiner nackten Beine beschäftigen, ist doch alles in Ordnung.“
Es gefällt ihm nicht, überlegte Eva, dass ich mich über seine behaarten Beine lustig mache. Jedenfalls ist davon auszugehen, dass seine Beine behaart sind. Alle Männer haben behaarte Beine, oder etwa nicht? Er hat ja auch eine behaarte Brust. Nicht schrecklich behaart, eigentlich angenehm behaart. Ein Rest Hemmung, der nach vier Gläsern Wein auf nahezu leerem Magen noch vorhanden war, hinderte sie daran, Jack eine schmeichelhafte Bemerkung über seine behaarte Brust zu machen. Ein Anflug von Unbehagen, dass dieses Gespräch nicht so verlief, wie es schicklich wäre, begann in ihr aufzusteigen.
„Ich denke, ich gehe zu Bett. Ins Bett. Unter die Decke.“
Jack erhob sich höflich. „Kann ich Ihnen behilflich sein? Dort drüben ist die Tür.“
„Das weiß ich“, entgegnete sie würdevoll und raffte die Röcke, während sie sehr auf ihre Haltung bedacht war. „Gute Nacht, Mr. Ryder.“
Die Wirkung ihres majestätischen Rückzugs wurde durch einen vernehmbaren Schluckauf geschmälert.
8. KAPITEL
Eva erwachte unter der Bettdecke mit rasenden Kopfschmerzen. Sie hatte das Gefühl, zu ersticken. Und wieso war die Decke schwer wie Blei? Allerdings war ihre Erinnerung an den vergangenen Abend etwas verschwommen. Sie hatte zu viel Wein getrunken, das war nicht zu leugnen. Sie hatte mit Jack in größter Freimütigkeit über Lüsternheit und schmale Betten und Nachthemden gesprochen. Eva kniff die Augen zusammen und hoffte inständig, dass sie nicht wirklich etwas über behaarte Männerbeine gesagt hatte. Oder? Schlimmer noch wäre es, sollte sie sich über seine behaarte Männerbrust geäußert haben. Bitte, lieber Gott, steh mir bei!
Sie versuchte, sich unter dem Gewicht der Decke umzudrehen. Dabei musste sie feststellen, dass nicht dieses sie daran hinderte, eine andere Position einzunehmen, sondern ein schwerer Männerarm, der quer über ihrer Brust lag und sie auf die Matratze drückte. Mühsam drehte sie den Kopf und blickte in Jacks Gesicht.
„Guten Morgen. Haben Sie Kopfschmerzen?“
„Was erlauben Sie sich!“, entfuhr es ihr mit einem Schreckenslaut, der ihr beinahe die Schädeldecke spaltete. Stöhnend schloss sie die Augen. Sein warmer Atem fächelte ihr ins Gesicht.
„Ich muss mich wohl in der Nacht umgedreht haben. Also: keine versehentliche Berührung“, betonte er in unerträglicher Selbstzufriedenheit.
„Nehmen Sie bitte Ihren Arm von mir!“
Er tat, wie ihm befohlen. Eva öffnete vorsichtig die Augen, nur um zu registrieren, dass Jack zwar den Arm von ihr weggezogen, sich aber keineswegs von ihr entfernt hatte. Sein Gesicht war dem ihren so nah, dass sie seine Wimpern zählen konnte, wenn ihr der Sinn danach gestanden hätte. Es waren ungewöhnlich lange und seidige Wimpern, die seine Augen dunkel umrahmten. Außerdem konnte sie schwarze Einsprengsel in seinen grauen Augen erkennen. Seine Pupillen wirkten vergrößert, und sein Blick übte eine magische Anziehung auf sie aus. Sie fühlte sich nicht der Lage, sich von ihm abzuwenden.
„Einer von uns muss blinzeln“, sagte Jack mit seltsam belegter Stimme, „sonst geraten wir in einen Bann und können nie wieder
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