Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
Vom Netzwerk:
begegneten keiner Menschenseele, das Bauernvolk aus den umliegenden Gehöften zog es offenbar vor, in seinen Behausungen zu bleiben, aus Angst vor versprengten Soldaten nach der Schlacht. Allerdings war immer noch vereinzeltes Geschützfeuer aus östlicher Richtung zu hören.
    Jack mied größere Straßen, überquerte Flüsse auf schmalen Holzbrücken, oder wenn sie keine fanden, suchte er nach seichten Stellen im Wasser, sodass sie diese gefahrlos bewältigen konnten. „Bald müssten wir Nivelles vom Süden her erreichen“, erklärte er Eva, als er die Pferde im Schritt gehen ließ, um ihnen eine Verschnaufpause zu gönnen.
    Sie kamen zu einem Waldstück, an dessen Rand sie sich hielten, dankbar für den Schatten. Die Sonne brannte mittlerweile sengend vom Himmel, der sich im Westen aber verdunkelte, das erste Anzeichen eines nahenden Gewitters. Nach einer Wegbiegung in einiger Entfernung begegneten sie den ersten Soldaten.
    Einige lagen lang gestreckt auf der Erde, andere kauerten neben ihrem Marschgepäck. Entkräftete Pferde standen mit gesenkten Köpfen da, kaum noch fähig, mit dem Schweif die lästigen Fliegen abzuwehren. Die Männer waren völlig verdreckt, trugen schmutzige Verbände, ihre Uniformen waren teilweise zerfetzt. Unter dem Staub und Dreck war das helle Blau der Waffenröcke mit den Silberstreifen kaum noch zu erkennen.
    „Jack! Das sind Maubourg-Soldaten!“ Eva hatte bereits die Absätze in die Flanken ihres Wallachs gebohrt und sprengte los, ohne auf den Befehl ihres Begleiters zu achten, auf jeden Fall stehen zu bleiben. Es waren wahrscheinlich Teile der Truppe, die Henry gesehen hatte. Wenigstens waren die Soldaten, ihre Soldaten, noch am Leben.
    Als sie die Hufschläge hörten, hoben die Männer die Köpfe und griffen nach ihren Waffen. Hinter der Abschirmung von Pferdeleibern trat ein Mann hervor mit einer Pistole im Anschlag.
    Der lange dunkle Lauf hob sich, das schwarze Rund zielte auf Evas Brust, als sie die Zügel zurückriss und den Wallach jäh zum Stehen brachte. „Antoine!“

16. KAPITEL
    „Siehe da, meine verehrte Frau Schwägerin! Madame ist also mit ihrem Liebhaber aus dem Herzogtum geflohen, wie?“, fragte Antoine in triefendem Hohn. Der Pistolenlauf blieb unbeirrt auf Evas Brust gerichtet. Hinter ihrem Rücken hörte sie donnernde Hufschläge und dann ein nervöses Tänzeln, als Jack den Rappen jäh zügelte. Die erschöpften Soldaten kamen mühsam auf die Füße und starrten sie an.
    „Ich bin die Großherzogin Eva de Maubourg“, verkündete sie mit erhobener Stimme, um sich Gehör zu verschaffen. „Prinz Antoine besitzt nicht das Recht, euch in diesen Krieg zu führen und unsere Neutralität aufzugeben.“
    „Diese Frau ist eine Hure, eine Verräterin, die sich mit ihrem Liebhaber aus dem Staub machen will“, entgegnete Antoine, und die Aufmerksamkeit der Männer richtete sich wieder auf ihn. „Nehmt sie fest, konfisziert ihre Pferde und bringt sie zu mir.“
    Ein paar Männer setzten sich in Bewegung. „Halt! Vergesst nicht, wer ich bin! Ich bin die Mutter eures künftigen Großherzogs und efinde mich auf dem Weg nach England, um ihn nach Maubourg zu bringen.“ In den Gesichtern der Soldaten zeigte sich nichts als Erschöpfung und dumpfe Leere. Würden sie diese Frau in Männerkleidung erkennen von den Bildern, die sie gesehen haben mochten, oder nach den flüchtigen Blicken, die sie aus der Ferne bei feierlichen Paraden auf sie erhaschen konnten?
    Was hatte Jack vor? Vermutlich nichts. Was könnte er auch tun, da Antoine sie im Visier hatte und den Pistolenlauf auf sie gerichtet hielt? Er würde sonst riskieren, dass ihr Schwager sie erschoss? Plötzlich aber hörte sie Jacks Stimme, ein eindringliches Flüstern auf Englisch, nur für ihre Ohren bestimmt. „Sinke in Ohnmacht, nach links, und zwar augenblicklich.“
    Mit einem spitzen Schrei ließ sie sich seitlich fallen, hielt sich nur am Sattelknauf fest, um den Sturz abzuschwächen. Als sie auf der Erde aufschlug, das Pferd zwischen sich und den Soldaten, sah sie, wie die reiterlose Stute im gestreckten Galopp auf die Soldaten zuhielt, die erschrocken zur Seite sprangen. Dann ein scharfer Knall – die Pistole, dachte sie benommen. Im nächsten Augenblick war Jack bei ihr, der große schwarze Hengst bildete eine Mauer zwischen Antoine und ihr.
    Hatte er eine zweite geladene Pistole? Eva duckte sich, spähte unter den Bäuchen der beiden Pferde hindurch. Ihr Schwager nestelte an seinem Schulterhalfter nach

Weitere Kostenlose Bücher