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HISTORICAL BAND 295

HISTORICAL BAND 295

Titel: HISTORICAL BAND 295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock Joanna Fulford
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Beschützer haben, selbst wenn nur die Hälfte von dem wahr ist, was man sich von plündernden Wikingern erzählt.“
    Auch darin konnte sie ihm nur zustimmen, doch sie war davon ausgegangen, er würde diesen Vorsatz genauso schnell wieder vergessen wie alles, was sich nicht unmittelbar um seine eigenen Interessen drehte. Gut einen Monat nach ihrem Gespräch verkündete er jedoch aus heiterem Himmel, Lord Aylwin habe um ihre Hand angehalten. Im ersten Moment wusste Elgiva nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Aylwin, ein wohlhabender und angesehener Mann, der fruchtbares Land verwaltete, war ein unmittelbarer Nachbar von Ravenswood. Er war ein guter Freund ihres Vaters gewesen; seine Frau war vor ein paar Jahren gestorben, und er hatte sich seitdem auf die Suche nach einer neuen Braut gemacht. Mit seinen vierzig Jahren hätte er ihr Vater sein können, und seine Söhne waren alle längst erwachsen. Aber er war noch immer ein kraftvoller, entschlossener Mann. Dennoch hatte Elgiva protestiert. Sie wusste, sie würde für ihn nichts von dem empfinden können, was eine Frau für ihren Ehemann fühlen sollte. Wenn sie ganz ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie bei keinem Mann, den sie bislang kennengelernt hatte, irgendetwas von diesen Gefühlsregungen gespürt hatte. Aber Frauen ihres Standes heirateten nun mal nicht der Liebe wegen. Es genügte, wenn beide Seiten sich respektierten. Dass genau das für sie nicht genügte, konnte Osric nicht verstehen.
    „Weißt du etwas, das gegen Aylwins Rechtschaffenheit spricht?“
    „Nein.“
    „Er ist vermögend und genießt einen guten Ruf, nicht wahr? Ein Mann, der von anderen respektiert wird?“
    „Ja.“
    „Und warum lehnst du ihn dann ab?“
    Während Elgiva noch nach den richtigen Worten suchte, bohrte Osric weiter nach: „Du weißt, Lord Aylwin hat schon vor langer Zeit um deine Hand angehalten, oder?“
    „Ja, und ich habe ihm schon vor langer Zeit gesagt, dass ich ihn nicht liebe.“
    „Liebe? Was hat denn Liebe damit zu tun? Es geht hier um eine Ehe, die viele Vorteile für dich bringt.“
    „Das leugne ich ja gar nicht. Aber er ist auch alt genug, um mein Vater zu sein.“
    „Er steht in der Blüte seines Lebens, und er wird ein fürsorglicher und aufmerksamer Ehemann sein.“
    „Auf diese Art von Aufmerksamkeit lege ich keinen Wert.“
    Mit diesen Worten hatte sie den Raum verlassen, und das Thema ruhte. Auch wenn er viele Fehler und Schwächen gehabt hatte, war Osric so sehr um das Wohl seiner Schwester besorgt gewesen, dass er sie niemals zu einer Ehe gezwungen hätte, die bei ihr nur Widerwillen auslöste. Das Leben war unverändert weitergegangen – bis dann Osrics Pferd gestürzt war. Das Tier hatte sich dabei ein Bein gebrochen – der Reiter hingegen brach sich bei dem Sturz das Genick.
    Entsetzen und Trauer waren groß gewesen.
    Mit einem Schlag trug Elgiva nun ganz allein die Verantwortung für das große Anwesen und zwei kleine Kinder. Zuvor war schon Osrics Frau Cynewise mit nur zwanzig Jahren bei der Geburt des zweiten Kinds gestorben. Ihr Bruder hätte nach einer Weile wieder geheiratet, das wusste Elgiva, weil das für Männer nichts Ungewöhnliches war. Auf eine allein lebende Frau wartete dagegen nur eine trübe Zukunft.
    Als sie zu Osgifu sagte, sie wisse nicht, was sie tun solle, war das nichts weiter als eine Ausflucht gewesen. Beiden Frauen war klar, dass sie schon bald würde heiraten müssen. Aber ausgerechnet Aylwin?
    „Was sagen die Runen, Gifu?“
    Eigentlich kannte Elgiva die Antwort bereits, doch sie benötigte eine Bestätigung. Denn die Runen logen nie. Aus Esche geschnitzt – dem heiligen Baum Odins – und mit uralten mystischen Symbolen versehen, würden sie auch diesmal den richtigen Weg weisen.
    „Stell deine Frage“, sagte Osgifu und sah Elgiva abwartend an.
    Sie atmete tief durch. „Werde ich Aylwin heiraten?“ Dann beobachtete sie, wie die ältere Frau die geworfenen Runen musterte. Das Schweigen zog sich in die Länge, und schließlich legte Osgifu die Stirn in Falten.
    „Also? Werde ich heiraten?“
    „Aye, du wirst heiraten. Aber nicht Aylwin.“
    „Nicht Aylwin?“, wiederholte Elgiva verdutzt. „Wen denn sonst?“
    „Ich kenne den Mann nicht.“
    „Wie sieht er aus?“
    „Das kann ich nicht genau sagen. Sein Gesicht ist zum Teil hinter einem Helm verborgen. Er trägt eine Rüstung, und in einer Hand hält er ein großes Schwert mit einer Klinge, die so scharf ist wie der Zahn eines

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