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Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
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hatte. „Versteht ihr denn nicht? Er will mich fortbringen. Und das nächste Mal werde ich nicht mehr zurückkommen können.“
    Ihre Mutter stand ihr nicht im Weg, aber das war auch schon alles. Die Erwartungen der Gesellschaft würden nicht so leicht zu überwinden sein. Jetzt, da man wusste, dass sie ein Mädchen war, würde man sie im Solar Hostel nicht mehr dulden. Ihre Familie würde sie mit nach Hause nehmen. Wo Duncan sie selbstverständlich würde sehen dürfen.
    In der Zwischenzeit würde Duncan davon überzeugt sein, dass sie verschwunden war, weil sie nicht mit einem Krüppel zusammenleben wollte. Selbst die Frage, wo sie gewesen war, würde sich für ihn wie Kriecherei anfühlen.
    Und kriechen war etwas, das Duncan nie tun würde.
    „Ist die Tür immer noch verriegelt?“
    „Nein. Er lässt uns kommen und gehen.“
    „Dann tritt beiseite und lass mich vorbei.“
    Sie ging die Treppe hinunter, wobei sich das ungewohnte Kleid zwischen ihren Beinen bauschte. Als sich der Tür näherte, hörte sie leise Lautenklänge.
    Sie schloss die Augen, um die Tränen zurückzudrängen.
    Er versucht es. Wenigstens versucht er es.
    Sie schluckte und blinzelte. Sie durfte nicht vor ihm weinen.
    Misstöne erklangen, voller Schmerz und Zorn, als hätte er es aufgegeben zu spielen und würde nur noch auf das Instrument einschlagen.
    Sie klopfte kurz und hart, wie ein Mann, und öffnete die Tür.
    Duncan saß aufrecht im Bett, den Kopf zurückgelehnt, die Laute wie eine tote Last im Schoß. Seine rechte Hand glich einem großen Leinenklumpen, aus dem nur die Fingerspitzen herausschauten.
    Er schnüffelte, erhaschte einen Hauch des ungewohnt weiblichen Dufts und öffnete die Augen. Erstaunen spiegelte sich darin. „Geh weg.“ Die Worte klangen eher schwach als zornig.
    „Nein“, antwortete sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Hatte er aufgegeben? Fast wäre es ihr lieber gewesen, er hätte sie gehasst, als ihn so teilnahmslos zu sehen. Sie ging zum Feuer und schürte es. Dabei achtete sie darauf, dass keine Asche auf Solays Kleid fiel.
    Dies war nicht der Moment, ihm zu sagen, was sie über ihren Vater herausgefunden hatte. Er würde ihr ja doch nicht glauben. Besser war es, wenn ihre Mutter das später erledigte.
    Aber zuerst musste er damit einverstanden sein, ihre Mutter zu treffen.
    „Du siehst anders aus“, sagte er endlich.
    „Ich fühle mich verdammt unwohl“, erwiderte sie unverblümt.
    „Du bringst uns in höllische Schwierigkeiten, wenn du als Frau hier bist.“
    „Denkst du, ich habe nichts gelernt? Ich habe die Erlaubnis. Zumindest für heute.“
    „Gut.“ Seine Stimme klang weicher, als sie sie je gehört hatte. „Es ist schön, dich zu sehen. Ganz gleich, wie du aussiehst.“
    Behutsam setzte sie sich aufs Bett und wollte ihm die Haare aus der Stirn streichen. Er zuckte zurück. „Wie ich höre, gehst du wieder zu deiner Familie.“
    „Wer hat dir denn den Unsinn erzählt?“
    „Na ja, sieh dich doch an. Und Geoffrey sagte mir, du wärest gegangen.“
    „Nur weil du mich ausgesperrt hast.“ Sie hatte viel zu erklären. „Als wir in Westminster waren, sah ich meine Schwester …“
    „Und das hast du mir nicht erzählt?“ Der alte Zorn blitzte wieder auf.
    „Ich wollte es, aber dann …“ … hatte sich die ganze Welt verändert. „Sie und ihr Mann folgten mir.“
    „So ist es am besten.“ Schnell war der Zorn verflogen und ließ nur noch Schwäche zurück. „Wenn deine Familie bei Hofe verkehrt, ist das mehr, als ich dir je bieten kann.“
    „Und warum glaubst du das?“
    „Das habe ich versucht dir zu erklären.“ Er setzte sich aufrecht hin und sprach ganz ruhig. „Mein Vater ist kein gebildeter Mann. Meine Mutter sagt kein Wort. Mein Bruder weiß mit dem Schwert und den Schafen umzugehen und mit sonst nichts. Ich weiß nicht, wie sie dich aufnehmen werden.“
    Tue es, auch wenn du Angst hast. „Wir können ihnen Gelegenheit geben, es uns zu zeigen. Deswegen war ich bei meiner Mutter. Und sie will dich kennenlernen.“
    Aber er hörte nichts von dem, was sie sagte. „Und wenn ich im Norden bleibe? Was dann?“
    Sie schluckte. „Dann bleibe ich auch.“
    „Triff diese Entscheidung nicht, bevor du den Ort kennst. Ich sagte dir, das Land ist schön, und das ist es auch. Aber es gibt dort keine Bücher. Keine Musik, außer man macht selbst welche. Nichts, das weich oder schön ist. Es ist ein kaltes, trostloses Leben.“ Unbeholfen berührte er ihr Gesicht mit der

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