Historical Band 298
gern, liebte das Körperliche und hatte einen so schnell arbeitenden Verstand, dass seine Zunge kaum mithalten konnte.
Und sie liebte ihn bedingungslos.
Ohne zu zögern fiel er vor ihrer Mutter auf die Knie. So tief hatte er sich, seit sie ihn kannte, erst einmal verbeugt: als er vor dem König für seinen Vater flehte. Die Leichtigkeit, mit er dennoch in die Verbeugung sank, erstaunte Jane, auch wenn er sich dabei mit der linken Hand auf den Boden stützen musste.
„Lady Alys.“ Er hob den Blick. „Lord Justin. Lady Solay. Ich möchte Jane heiraten und erbitte Eure Einwilligung.“
Jane schwieg. Sogar Justin wartete stumm, dass Alys etwas sagte.
Ihre Mutter erwiderte lange und ruhig Duncans Blick. Dann musterte sie ihn von Kopf bis Fuß. „Wie ich höre, seid Ihr ein eigensinniger Mann, Master Duncan.“
„Das sagt man von mir, Mylady.“
Jane sah, wie er ihr einen raschen Blick zuwarf, und unterdrückte ein Lächeln.
„Um mit meiner jüngeren Tochter auszukommen, braucht es einen eigensinnigen Mann.“
Jetzt war es an ihm zu lächeln. „Dann passen wir zueinander.“
„Sie sagte mir“, fuhr Alys fort, „dass sie Euch liebt.“
„Das sagte sie mir auch“, antwortete Duncan. Sein Blick wurde weich. Er stützte seinen rechten Arm aufs Knie und streckte die Linke nach Alys’ Hand aus. „Obwohl sie mehr ist, als ich verdiene.“
„Das bezweifle ich.“
Jane sah ihre Mutter stirnrunzelnd an, und diese zwinkerte ihr spöttisch zu.
„Und ich hoffe, sie weiß, dass ich sie bis zu meinem letzten Atemzug lieben werde.“ Bei diesen Worten ergriff Duncan die Hand ihrer Mutter, ohne Jane dabei anzusehen.
„Ich vermute“, sagte ihre Mutter, „euer gemeinsames Leben wird einzigartig sein. Ihr habt meinen Segen. Steht jetzt auf.“
Justin reichte Duncan die Hand und half ihm auf.
„Wir müssen noch diese Woche heiraten und in den Norden aufbrechen.“ Schon war Duncan wieder ganz der alte.
„Aber, Liebes“, Solay sah Jane an, „wir haben dich doch gerade erst zurückbekommen. Und der König muss der Heirat noch zustimmen. Vielleicht will er sogar dabei sein. Das alles braucht seine Zeit.“
„Wir haben aber keine Zeit“, sagte Duncan.
„Warum diese Eile?“, fragte Justin besorgt. Ihre Schwester warf Jane einen fragenden Blick zu und betrachtete ihren Bauch. Jane schüttelte den Kopf.
„Mein Vater verrottet immer noch in einer schottischen Burg. Ich habe das Lösegeld, das der Rat für seine Befreiung bewilligte.“ Er reckte die Schultern und sah Jane an. „Und wenn es nicht reicht, werde ich seinen Platz einnehmen.“
Mit Freuden hörte Jane den wieder erwachten Stolz in seiner Stimme. Sich selbst im Austausch für die Freiheit seines Vaters anbieten – das war etwas, das er immer noch tun konnte.
„Und Jane?“
„Wenn er das tun muss, werde ich bei ihm bleiben“, antwortete sie und sah ihre Mutter an.
Alys schwieg.
Solay allerdings nicht. „Aber was ist mit Euren Eltern? Ihr könnt keine Braut heimführen, die sie nicht kennen.“ Eine unausgesprochene Furcht schwang in ihren Worten mit. Was, wenn sie Jane zurückwiesen?
„Ich kann keine andere heimführen. Für mich ist es gleich, was sie sagen.“
„Aber vielleicht nicht für Jane“, erwiderte Alys scharf.
Jane nahm Duncans Hand. Sie wäre für jede Familie eine Herausforderung, selbst wenn sie nicht die Tochter von Alys de Weston wäre. „Wenn Duncan auf die Einwilligung seiner Eltern warten will, werde ich als Braut mit ihm reiten und nicht als seine Frau.“
„Unmöglich!“, rief Justin aus.
„Weil ich dadurch kompromittiert werde?“ Jetzt war Jane diejenige, die lachte. „Gewiss nicht mehr als durch sechs Monate in einer Studentenherberge.“
„Ich will nicht warten“, antwortete Duncan. „Für die Taten anderer kann ich keine Versprechen abgeben. Aber ich kann versprechen, Jane nach besten Kräften zu beschützen und für sie zu sorgen. Mein ganzes Leben lang.“
„Ich verspreche ihm das Gleiche“, sagte Jane.
„Dieses Versprechen wird mich binden, ganz gleich, was meine Eltern über ihre Herkunft sagen.“ Er lächelte. „Oder über ihre Hosen.“
Jane lächelte. Inzwischen konnte sie sich durchaus vorstellen, hin und wieder einen Rock zu tragen.
„Und was geschieht dann? Wo wollt Ihr leben?“, fragte Solay. „Wann werden wir Jane wiedersehen?“
„Darauf habe ich jetzt noch keine Antworten“, sagte Duncan. „Ich weiß nur, dass Jane und ich die Fragen gemeinsam beantworten
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