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Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
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aufgebaut hatte, hingegen lag, nachdem ihr Geheimnis ans Licht gekommen war, in Scherben. Alles, was sie kannte und liebte, hoffte und ersehnte, löste sich gerade in Luft auf.
    Er trat zu ihr.
    Als sie den Kopf hob, lag in ihren Augen das blanke Entsetzen.
    Er blieb stehen, weil er plötzlich verstand. Obwohl sie schon so lange an seiner Seite lebte, hatte sie nun Angst vor ihm. Denn sie hatte als John mit ihm gelebt.
    „Ich tue dir nichts.“ Musste er das wirklich sagen?
    „Wie könnt Ihr da so sicher sein? Ihr könntet mich verletzen und es noch nicht einmal merken.“
    Ihr von Tränen verschleierter Blick wich seinem nicht aus. Es war ein stummer Kampf, ohne jede Berührung. Er versuchte, mit einer Handbewegung ihren Blick abzulenken, aber ihre Augen blieben auf ihn gerichtet.
    Allmählich ließ sein Widerstand nach. Da er die Tatsachen nun einmal nicht ändern konnte, kamen seine durcheinanderwirbelnden Gefühle langsam zur Ruhe, legte sich sein Zorn.
    Sein Verlangen war nicht so leicht zu besänftigen.
    Wortlos deutete er aufs Bett, die einzige Möglichkeit, sich hinzusetzen. Sie nahm am Fußende Platz, während er sich ihr gegenüber im Schneidersitz niederließ. In sicherer Entfernung.
    Und sie sahen einander an. Lange Zeit. Schweigend.
    Jetzt, da er wusste, dass sie eine Frau war, sah er nur noch die Frau in ihr. Ihr helles Haar, das in kleinen Löckchen ihr Gesicht einrahmte – wie schön es sein musste, wenn es lang war. Ihre große blauen Augen, ihr Blick, offen und verletzlich. Ihr Kinn, energisch und doch weiblich. Ihre Lippen, nicht üppig, aber anziehend. Alles war so vollkommen weiblich an ihr. Das erkannte er jetzt, es fiel ihm wie Schuppen von den Augen.
    All die Anzeichen, die er bis jetzt übersehen hatte, erschienen auf einmal in neuem Licht. Ihre saubere Schrift; die Art, wie sie sorgsam das Essen auftrug; tausend Dinge, die plötzlich eine andere Bedeutung bekamen.
    John war eine Frau, und Duncan wusste nicht, wie er mit ihr umgehen sollte.
    Für den Augenblick hatte sich der Tumult in seiner Seele beruhigt. Aber sein Verlangen und sein Verstand lieferten sich ein wütendes Gefecht. Direkt vor ihm, unter dieser Tunika, lockten ihre Brüste. Sie saß ihm mit gekreuzten Beinen gegenüber, und alles was er denken konnte, war, wie nahe seine Finger ihrer geheimen Stelle gewesen waren. Er hätte in sie eindringen können –
    Er schloss die Augen, unterdrückte ein Stöhnen und riss sich zusammen. Er war ein Master der Universität, kein brünstiger Bock. „Erzähl mir, was geschehen ist. Warum bist du fortgelaufen?“
    „Meine Schwester lag in den Wehen. Ich … ich konnte nicht … sie …“
    Sie ließ den Satz in der Luft hängen und rang nach Atem. Er wartete darauf, dass sie weitersprach.
    „Sie wollten, dass ich heirate. Einen Fremden. Einen Mann, den ich noch nie gesehen habe. Dass ich das Bett mit ihm teile, mit ihm …“
    Die Art, wie sie das sagte, machte ihm das Herz schwer. Aber er unterdrückte das Gefühl. „Dann musst du nach Hause zurückkehren und den Mann heiraten.“ Es fiel ihm schwer, das auszusprechen.
    Der Blick, den sie ihm zuwarf, hätte einen Dorftrottel erschaudern lassen. „Eine Heirat kommt doch jetzt nicht mehr in Frage.“
    Sie hatte recht. Kein Mann würde eine Gattin haben wollen, die wie sie ein Leben unter Männern geführt hatte. Der Mann, ihre Familie – sie würden annehmen, dass sie alles mit ihnen geteilt hatte. Man würde sie meiden.
    Ihre Schwester würde sie wahrscheinlich gar nicht erst aufnehmen.
    „Willst du denn heiraten?“ Sie hatte so oft davon gesprochen.
    Sie schüttelte den Kopf wie ein Lehrer, der mit einem langsamen Schüler die Geduld verliert. „Niemals. Kein Ehemann würde mich so ein Leben führen lassen.“
    Die Haustür fiel mit lautem Knall ins Schloss. Studenten kamen vom morgendlichen Unterricht zurück, und es bestand die Gefahr, dass sie entdeckt wurden.
    Mit einem Mal wurden Duncan die Folgen für das Mädchen und für sie alle bewusst. Er hatte sie hergebracht und gefördert. Wenn man sie entdeckte, würden selbst Henry und Geoffrey annehmen, dass er es gewusst hatte, und dass er und sie …
    Das wäre das Ende seiner Karriere. Und für sie wären die Konsequenzen noch schlimmer. „Kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn sie dich hier finden?“
    „Man wird mich rauswerfen.“
    „Wenn du Glück hast, nur das.“
    Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. „Ihr meint …“
    „Ich würde dir nie etwas antun,

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