Historical Band 298
unten, und leg die Ellbogen an.“ Er begann, sie zu umkreisen, und sie ließ sich von ihm führen. „So ist’s richtig, beweg dich weiter. Halte mich in Reichweite, aber sei bereit, mir sofort auszuweichen.“
Wie sehr es einem Tanz ähnelte, wenn er sich so mit seiner Dame im Kreis drehte.
„Eine Runde roten Gascogner auf Master Duncan“, schrie einer.
„Ich setze auf Little John. Er ist leichtfüßig.“
Über Janes Schulter hinweg sah er einen Haufen Studenten, die sich über einen Tisch beugten und Wetten abschlossen. Er fragte sich, wen sie wohl favorisierten.
Verärgert zwang er sich, sich wieder auf Jane zu konzentrieren. Sie war wirklich leichtfüßig, hielt ihn stets im Blick, blieb aber immer außerhalb seiner Reichweite.
Es war an der Zeit, einen Schlag zu wagen. „Jetzt verlagere dein Gewicht und schlag mit der Rechten zu.“
Ihr Schwung kam aus den Hüften, und und so hatte ihr Schlag nicht die Kraft, die bei einem Mann aus dessen starken Rücken und Schultern kam. Ihre Faust prallte wirkungslos an seiner Brust ab. Wenn sie so auf der Straße kämpfte, würde sie fertiggemacht.
Buhrufe erklangen unter den Studenten.
„Haltet die Klappe, ihr Heiden. Gebt dem Jungen eine Chance.“ Er knirschte mit den Zähnen. Am liebsten hätte er Jane so schnell wie möglich weggebracht und in seine Kammer gesperrt.
Aber in der Zeit, in der sie unter Männern lebte, hatte Jane etwas gelernt. Anstatt ihr den Mut zu nehmen, ließ der Misserfolg sie nur entschlossen die Zähne zusammenbeißen.
„Härter“, sagte er. „Hab keine Angst. Schlag zu.“
Sie schlug wieder zu, mit steifem Arm.
Er zuckte zusammen.
Die Zuschauer johlten.
Er rieb sich den Arm. Morgen würde er grün und blau sein. Aber in einem richtigen Kampf wäre so ein Schlag nicht mehr als ein Ärgernis. „Beug deinen Ellbogen etwas mehr.“
„So!“ Henry sprang auf. „Ich zeig’s dir.“
Bevor Duncan protestieren konnte, stand Henry dicht hinter „John“, fasste „ihn“ um die Taille und richtete „seine“ Schultern gerade.
Sie schnellte hoch.
Duncans und ihr Blick trafen sich.
Das muss ein Ende haben , sagte sein Blick. Jetzt. Das Risiko ist zu groß.
Er wusste, dass sie verstanden hatte. Es war Zeit, aufzugeben und ihm den Sieg zu überlassen.
„Lass ihn los“, sagte Duncan zu Henry und drehte sich zu Jane um. „Versuch es noch einmal.“
Sie kam näher, und er beobachtete ihren Arm, bereit, den Schlag zu parieren, bevor er ihn zurückgab.
Aber es war ihr Knie, das ihm den Schlag versetzte, und zwar genau zwischen die Beine. Er schwankte, unterdrückte mit Mühe einen Schmerzensschrei und war völlig unvorbereitet, als ihre Faust sein Kinn traf.
Stöhnend brach er zusammen.
Der Raum brach in Hochrufe aus, und Henry riss „Johns“ Arm in einer Siegergeste hoch.
Ein triumphierendes Lächeln huschte über ihr Gesicht, aber nur ganz kurz. Dann kniete sie sofort neben Duncan. „Alles in Ordnung? Habe ich dich verletzt?“
Er unterdrückte ein Stöhnen und winkte ab. „Du hast gewonnen. Geh zur Bäckerei.“
Als er die Augen schloss, fragte er sich, wer wohl die Wette gewonnen hatte.
Justin half Solay und dem glucksenden Säugling in die Kutsche und gab ihnen einen Kuss. Die Reise nach Westminster würde so zwar länger dauern, aber seine Frau war noch nicht so weit, die Reise zu Pferd zu machen.
Und ohne sie wollte er nicht reisen.
Solay hatte sich wieder erholt. Und sein Kind war gesund. Er war ein glücklicher Mann.
Nur eine Sorge war ihnen noch geblieben.
„Wenn wir zurück sind, sehen wir weiter“, meinte sie.
Er nickte. „Sobald die Ratsversammlung vorbei ist, gehe ich nach Cambridge.“ Er sagte es, obwohl er wusste, was sie beide dachten. Der Diener hatte im Gasthaus mit einem Studenten gesprochen, der glaubte, vor Monaten eine Frau auf Pilgerfahrt gesehen zu haben.
Wenn das wirklich Jane gewesen war, war sie längst weitergezogen.
Jane hielt sich dicht an Duncan, während sie durch die Gänge von Westminster eilten. Hier zu sein, so nahe der königlichen Majestät, brachte all ihre Erinnerungen zurück.
Endlich war sie im Zentrum der Welt, dem Mittelpunkt aller Macht. An dem Ort, wo sie hingehörte. Wieder fragte sie sich, warum Solay und Justin sich vom Hof zurückgezogen hatten. Die Augen brannten ihr schon, so sehr bemühte sie sich, alles in sich aufzunehmen. Das geschäftige Treiben, die Kleider, die Gespräche – alles war ein einziger Wirbel.
Sie hatte ihr bestes Gewand
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