Historical Band 298
Kleider. Die Fragen der anderen Studenten wimmelte sie ab. Keine Zeit für Erklärungen.
Als sie die Tür zu Duncans Kammer öffnete, empfand sie die Hitze in der Kammer und den Geruch nach Schmutz und Blut wie eine Wand, die sie erstickte. Sie setzte den Topf mit dem hin und her schwappenden Wasser an den Rand des Feuers, um es zu erhitzen, und ging zum Fenster. Dabei versuchte sie, nicht zum Bett zu sehen.
Ein eisiger Luftzug drang in die Kammer. Jane atmete tief ein und wünschte, sie wäre draußen oder unten im Gemeinschaftsraum; irgendwo, nur nicht hier in dieser Kammer.
Sie warf einen Blick über die Schulter. Duncan und Henry beugten sich über das Bett und versperrten ihr die Sicht. Alles, was sie sehen konnte, war ein großer blaurot schillernder Bluterguss auf Geoffreys Schulter und das blutverschmierte Haar auf seinem Kopf.
Ein letztes Mal atmete sie tief die frische Luft ein, straffte die Schultern und bückte sich, um die schlammverschmierten Kleider vom Boden aufzuheben. Dann tauchte sie ein sauberes Stück Leinen in das erwärmte Wasser und wrang es aus.
„Jan… John!“, rief Duncan.
Sie warf rasch einen Blick zu Henry. Aber der war zu vertieft in ein Gespräch mit dem nicht sehr redseligen Geoffrey, um Duncans Versprecher bemerkt zu haben.
Sie versetzte Duncan einen leichten Stoß mit der Schulter. Ein stummes Zeichen. Ich bin hier.
Und obwohl seine ganze Aufmerksamkeit Geoffreys zerschlagenem Körper galt, schenkte er ihr ein kleines Lächeln, als sie ihm das feuchte Tuch reichte.
Sie atmete noch. Sie wusste, was sie zu tun hatte.
Stunden später ließen sie Henry am Bett zurück und schlossen die Kammertür hinter sich.
Janes Schulter schmerzte vom Wasserschleppen und vom Auswringen der Verbände, aber Geoffrey schlief jetzt. Auch wenn die Kerle ihn grün und blau geschlagen hatten, schien er nicht ernsthaft verletzt zu sein.
Duncans Augen blickten besorgt. Jane schob ihre Hand in seine und drückte sie. Sie wünschte, sie hätten das Hostel noch für sich allein.
„Er wird schon wieder gesund. Du hast getan, was du konntest“, meinte sie.
Er bedachte sie mit einem verzagten Lächeln. „Morgen rufe ich einen Medikus. Ich könnte etwas übersehen haben.“
„Duncan!“, rief jemand von unten. „Andrew und Robert haben eine Prügelei mit den Jungs von St. Benet gehabt. Die Büttel haben Robert festgenommen, und Andrew hat sich den Arm ausgekugelt.“
Er seufzte. „Bei der Schulter brauche ich deine Hilfe.“
Sie nickte und folgte ihm nach unten.
„Ich finde, Geoffrey muss nicht wissen, dass eine Frau geholfen hat, ihn zu versorgen“, flüsterte sie.
Duncan nickte.
Es war keine Rede mehr davon, irgendjemandem von Jane zu erzählen.
18. KAPITEL
E inige Tage später beobachtete Duncan, wie Geoffrey, von Henry gestützt, die Treppe herunterhumpelte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ sich sein Freund auf der Bank vor dem Feuer nieder.
„Wie geht es dir?“ Hatte er auch wirklich alles für Geoffreys Heilung getan?
„Es geht ihm ganz gut“, meinte Henry.
„Gut genug, dass er mich aus dem Bett jagt.“ Zum Glück hatte Geoffrey nach ein paar Tagen in seine eigene Kammer zurückkehren können. Jetzt war er wieder so weit hergestellt, dass er rechtzeitig mit dem Semester beginnen konnte.
Die beiden älteren Burschen hatten nicht so viel Glück. Andrews Schulter musste von einem Wundarzt versorgt werden, und Roberts Verletzungen waren durch den nächtlichen Aufenthalt im Gefängnis auch nicht besser geworden, bevor Duncan sie endlich mit Wein auswaschen und verbinden konnte. Ohne großes Mitleid belegte Duncan die beiden mit einem Bußgeld. Allerdings musste er ein Grinsen unterdrücken, als er vom Prinzipal von St. Benet erfuhr, dass es die Studenten der anderen Herberge noch viel schlimmer erwischt hatte.
Jane kam in die Küche und winkte ihnen zu. „Ich gehe in die Bäckerei. Wir brauchen mindestens für drei Tage Brot, wenn wir unterwegs sind.“
Duncan stand auf. „Du setzt keinen Fuß aus dem Haus, außer, ich begleite dich.“
Der Überfall auf Geoffrey war für ihn ein deutliches Zeichen. Er musste einen sicheren Ort für Jane finden, wo sie als Frau leben konnte. Jeder Tag, den sie hier war, war ein Risiko. Er fragte sich, ob es wirklich klug war, sie nach Westminster mitzunehmen. Aber sie hier allein zurückzulassen erschien ihm noch gefährlicher.
Abrupt blieb sie stehen und wirbelte zu ihm herum. „Das ergibt doch keinen Sinn. Während des letzten
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