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Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
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Körper.
    Für immer, hatte sie Duncan entgegengeschrien. Wie kindisch. Sie konnte nicht für den Rest ihres Lebens so tun, als wäre sie ein Mann. Ihre Brüste würden wachsen. Ihr Bart nicht.
    Aber jedes Mal, wenn sie daran dachte, wie alle anderen Frauen zu leben, schnürte es ihr die Kehle zu, bis sie nicht mehr atmen konnte. Wenn sie nach King’s Hall ging, wenn sie ein Beamter des Königs wurde, wenn niemand sie entdeckte …
    „Jane?“
    Sie drehte sich um und stand Solay gegenüber.

19. KAPITEL
    Z uerst standen sie sich nur gegenüber und sahen einander an. Dann warf Jane sich Solay in die Arme und weinte ihren Ärmel nass.
    „Wir hatten schon Angst, wir hätten dich verloren“, sagte Solay schließlich. Sie tupfte sich die Augen mit einem kleinen weißen Tuch und reichte es dann Jane. „Ich bin so glücklich, dich gesund und wohlauf wiederzusehen.“
    „Und ich dich!“
    Beide mussten lachen.
    „Es geht dir doch gut, oder? Dir und dem Kleinen?“
    Ein Lächeln ließ Solays letzte Tränen versiegen. „William Edward ist ein gesundes, brüllendes und ewig hungriges kleines Kerlchen. Justin betet ihn an.“
    „Ich dachte, Mutter würde auf Edward bestehen.“ In Erinnerung an den König.
    Ein seltsamer Ausdruck lag auf Solays Gesicht. Dann zuckte sie mit den Schultern. „Vielleicht beim nächsten Mal.“
    „Und wo ist William?“
    „Er ist bei seiner Kinderfrau. Du musst ihn dir ansehen.“
    Jane nickte.
    Solay betrachtete sie ernst. Die Hosen, das kurze Haar und ihren Dolch. „Wir wussten schon immer, dass du nicht glücklich warst. Aber Mutter und ich hofften, dass sich das ändern würde, wenn du erwachsen wirst.“
    Jane verzog die Lippen. Es stimmte, irgendwie hatten sich ihre Empfindungen verändert, und das verwirrte sie mehr denn je. Sie wusste nicht, wie sie es erklären sollte. Sich Solay zu stellen, brauchte schon Mut genug. Sie hatte keine Ahnung, wie sie je ihrer Mutter wieder unter die Augen treten sollte.
    „Ich war in Cambridge“, sagte sie, um von etwas Einfacherem zu sprechen.
    „So nahe! Die ganze Zeit! Sofort nach der Ratsversammlung wollten wir wieder nach dir suchen.“
    „Ich habe versucht, euch eine Nachricht zu senden. Ihr solltet erfahren, dass es mir gut geht, aber nicht wissen, wo ich bin. Ich wollte nicht, dass ihr euch Sorgen macht.“ Jane geriet ins Stottern.
    „Komm.“ Solay nahm Jane bei den Händen und setzte sich mit ihr auf die oberste Stufe der Treppe, fort vom Fenster, durch das der Wind pfiff. „Erzähle mir alles. Wie du nach Cambridge kamst, was du dort tust, und wie es kommt, dass du hier bist. Fang mit dem Anfang an.“
    Der Anfang. Er lag in dem stickigen Gemach, wo sie ihre Schwester im Stich gelassen hatte.
    „Ich weiß, ich hätte dir helfen müssen. Aber ich hatte Angst.“ Immer noch konnte sie die Angst schmecken – die Angst, nicht zu genügen, die Angst, gefangen zu sein, in all den Dingen zu scheitern, in denen sie nicht gut genug war. „Und da bin ich einfach fortgelaufen. Kannst du mir je verzeihen?“
    Solay strich ihr seufzend eine widerspenstige blonde Locke aus dem Gesicht. „Ich weiß ja, wie schwierig es für dich ist, eine Frau zu sein.“
    Jane fühlte sich zutiefst erleichtert, weil Solay sie verstand. Duncan kannte sie zwar gut, aber das hier würde er nie nachvollziehen können.
    „Ich ging geradewegs nach Cambridge.“ Sie beschloss, Duncan erst einmal nicht zu erwähnen. „Und ich studiere Latein. Nächsten Monat wird mich der Master der Lateinschule prüfen. Wenn er seine Einwilligung gibt, kann ich mich immatrikulieren.“
    Wenn ich will, in King’s Hall. Sie hätte gerne damit geprahlt, aber ihre Schwester sollte nicht alles auf einmal erfahren.
    „Wo lebst du?“
    „In einer Studentenherberge. Um mein Lager zu bezahlen, arbeite ich in der Küche.“ Und dann erklärte sie die Tricks, mit denen es ihr gelungen war, unerkannt unter den Männern zu wohnen.
    „Und du bist wirklich sicher?“ Solay drückte ihre Hand und runzelte besorgt die Stirn. Ihre Schwester wusste genau, wie groß das Risiko war. Besser, als es Jane selbst bewusst war.
    „Ja“, antwortete sie ohne zu zögern. Sie wollte Solay beruhigen und nicht ängstigen.
    „Und keiner weiß es? Dass du eine Frau bist?“ In ihrer Stimme lag Verwunderung.
    Jane lächelte ihre schöne Schwester an, ihre wunderschöne Schwester, die sich nie vorstellen könnte, es etwas anderes als eine Frau zu sein. „Nur zwei Menschen wissen es. Eine Frau. Sie ist

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