Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
Vom Netzwerk:
meine Freundin geworden.“ Irgendwie klang es seltsam. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Solay und Hawys einander nahestehen würden. „Es war ihr Bruder, der zu euch kam.“
    „Und der andere?“, wollte Solay wissen, als Jane zögerte.
    Etwas in den Augen ihrer Schwester verriet Jane, dass sie bereits alles wusste und nur auf ihre Beichte wartete.
    „Er ist mit mir hier.“
    Sie merkte, wie Solay im Geist die Gesichter der Menge durchging. „Der Master?“
    Sie nickte.
    „Und du bist glücklich.“ Es war keine Frage.
    „Ich habe Angst“, brachte sie mühsam hervor, „dass mich der Wahnsinn ergriffen hat, vor dem du mich warntest.“
    „Dann hat dich dein Frausein also doch noch eingeholt. Gerade, als du entschlossen warst, ihm zu entkommen.“
    Jane nickte und schluckte die Tränen hinunter.
    „Ihr habt beieinander gelegen.“ Wieder eine Feststellung.
    War es so offensichtlich, oder konnte nur ihre Schwester es erkennen, weil sie sie so gut kannte? „Ich möchte bei ihm bleiben.“
    „Und er?“ Solay sah sie ernst an.
    Jane nickte. „Zuerst glaubte er, ich sei ‚John‘. Wir wurden Freunde, waren wie Brüder.“ Bei der Erinnerung bekam sie heiße Wangen. „Aber jetzt, da er alles weiß, erwartet er von mir, so zu sein wie andere Frauen. Ich soll aufhören zu studieren, einen Rock tragen und in einem Kloster leben, bis er sein Studium beendet hat. Aber das kann ich nicht!“ Ihre Worte hallten laut durch den Saal. Sie versuchte, sich zu beruhigen. „Ich kann es nicht. Und das wird er schon noch einsehen. Er muss.“
    Solay seufzte tief. „Ach ja?“
    Falls, falls, falls, hatte sie sich selbst eingeredet. Aber kein „falls“ konnte Gottes Entschluss ändern. Sie war nun einmal als Frau geboren. Und so sehr, wie sie versuchte, ein Mann zu sein, war sie am Ende weder das eine noch das andere. Sie gehörte nirgendwo hin.
    Aber sich das einzugestehen hieße, alles zu verlieren. „Als Junge kann ich wenigstens in seiner Nähe sein.“
    „Will er dich denn nicht heiraten?“ Solay erhob sich, als wäre sie bereit, den Kampf mit dem Mann aufzunehmen.
    „Natürlich will er das!“ Hatte er je das Wort „heiraten“ ausgesprochen? Sie konnte sich nicht daran erinnern. Vor Furcht krampfte sich ihr Magen zusammen. Fröne nicht dem Laster. Aber er würde sie doch nicht wie die anderen Frauen behandeln.
    Oder?
    „Erzähle mir alles über diesen Mann“, sagte Solay. „Fange mit seinem Geburtsdatum an.“
    Als sie der Bitte nachkam, spielte ein kleines Lächeln um die Mundwinkel ihrer Schwester. „Ah, im Zeichen des Löwen. Nicht von königlicher Geburt, tut aber so, als wäre er es.“
    „Es ist, als würdest du ihn kennen!“
    „Noch nicht. Aber erzähle mir von ihm, und ich werde ihn kennenlernen.“
    Das tat Jane. Sie berichtete stolz von der Herberge, die er gegründet hatte, prahlte mit seinem Studium der Medizin, gab mit seinen Audienzen beim König an und gestand sogar, dass er aus dem barbarischen Grenzland stammte. Erleichtert stellte sie fest, dass Solay darüber keine Miene verzog.
    „Wir sind hier, damit er dem Rat seine Bitte vortragen kann, das Lösegeld für seinen Vater zu zahlen“, beendete sie ihre Geschichte. „Sie müssen uns helfen.“
    Uns. So viele Träume und Hoffnungen umfasste dieses eine Wort. Träume, von denen sie kaum gewusst hatte, dass sie sie hegte. Die Dunkelheit war hereingebrochen, und Jane konnte die Augen ihrer Schwester nicht mehr erkennen.
    „Es ist schwierig, vom König abhängig zu sein“, sagte Solay wie in Erinnerung versunken.
    Aber hatte der König ihr, Jane, nicht angeboten, ihr ihren Herzenswunsch zu erfüllen? Bestimmt würde er sich ebenso für Duncan einsetzen.
    „In gewisser Weise beneide ich dich“, fuhr ihre Schwester fort. „Du besitzt die Freiheit, deine Liebe und dein Leben zu wählen, ohne dich dabei um deine Familie sorgen zu müssen. Ich bin nicht so.“
    „Dank dir bin ich so.“ Rückblickend erkannte sie, wie sehr Solay und ihre Mutter sie beschützt hatten. Jetzt war sie für sich selbst verantwortlich, so wie sie es sich gewünscht hatte. Die richtigen Entscheidungen zu treffen, erwies sich jedoch als schwieriger, als sie erwartet hatte.
    Doch darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. „Warum seid ihr hier, du und Justin? Ich dachte, ihr verkehrt nicht länger bei Hofe.“
    Solay zuckte mit den Schultern. „Mutter hat recht. Man entkommt dem König nicht.“ Ihr Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. „Justin

Weitere Kostenlose Bücher