Historical Band 298
dahin.
Es gab keine leicht erreichbare Macht, nur harte Arbeit, kleine Schritte und hart erkämpfte Siege. All das war anderen schwer zu erklären.
Selbst der Frau, die das Bett mit einem teilte.
Sie legte die Arme um ihn, tröstete ihn durch ihre Nähe. „Du hast getan, was du konntest. Mehr als die meisten.“
„Aye, aber es war nicht genug.“
Sie lehnte sich zurück, um ihm in die zu Augen sehen. „Doch, es war genug.“ Sie schüttelte ihn. „Gott kann Berge versetzen und Flüsse umleiten und die Herzen der Könige erweichen. Du kannst nicht erwarten, das auch zu können. Du bist nicht vollkommen, weißt du.“
Er runzelte die Stirn und versuchte, sich von ihr loszumachen. Aber sie ließ ihn nicht los. „Danke, dass du mich daran erinnerst. Ich dachte schon, ich hätte einen großen Sieg errungen.“
„Glaubst du, es könnte Peter zurückbringen, wenn du vollkommen bist?“
Ein Schwerthieb hätte ihn nicht härter treffen können. Mit offenem Mund starrte er vor sich hin, als würde er wieder den zerschmetterten Körper seines Bruders vor sich sehen. Als würde er jenen Augenblick noch einmal durchleben und sich wünschen, er könnte alles ungeschehen machen.
Jane nahm sein Gesicht in beide Hände. Langsam klärte sich sein Blick, und er sah sie wieder. „Du musst nicht vollkommen sein. Ich liebe dein eigensinniges Selbst so, wie es ist.“
Als Antwort legte er die Hände auf ihre Wangen, und seine Lippen, warm und echt, strichen über ihren Mund. Jane gab sich seiner Zärtlichkeit hin. In seiner Berührung spürte sie jedoch den Hauch von etwas Neuem. War es Trauer? Bedauern? Das Echo einer melancholischen Melodie seiner Heimat?
Er beendete den Kuss und sah sie an. Seine Antwort auf die hilflosen Fragen ihres Herzens war Schweigen.
Habe ich zu viel gesagt?
Willst du mich heiraten?
Willst du es noch, wenn ich dir die Wahrheit erzähle?
Aber der Mann, der nie um ein Wort verlegen war, blieb stumm.
Im Gang waren Schritte zu hören, und sie lösten sich rasch voneinander. Mit der Hand strubbelte er ihr durchs Haar, als wäre sie wieder Little John. „Möge Seine Majestät tausend Jahre im Fegefeuer verrotten. Dann versteht er vielleicht das Leben, das wir Sterbliche führen.“
Wie könnte sie ihm sagen, dass sie von Richards Blut war?
„Komm.“ Seine Stimmung war wie ausgewechselt. „Wenn wir in der nächsten Stunde aufbrechen, sind wir schneller in Cambridge. Ich muss noch einiges erledigen, bevor ich aufbreche.“
Ihr lief es kalt den Rücken hinunter. „Wohin willst du aufbrechen?“
„In den Norden. Ich muss selbst das Lösegeld aufbringen.“
„Warum musst du das tun?“ In ihrer Angst kamen gereizte Worte über ihre Lippen. Sie brauchte jetzt Zeit, um Solay und Justin zu treffen, um sich zu entscheiden, wie sie ihrer Mutter gegenübertreten sollte. Und um herauszufinden, was für ein Leben sie an Duncans Seite erwartete. Eine winterliche Reise in dieses gottverlassene Nordland konnte sie jetzt wirklich nicht brauchen. „Es wird Wochen dauern, dorthin zu reisen und wieder zurück. Der Kanzler wird dir wohl kaum eine so lange Unterbrechung deiner Lehrtätigkeit bewilligen. Und der Tag für meinen Vortrag vor dem Master der Lateinschule steht auch schon fest.“
Jetzt schaute er sie an, und als sie sein Gesicht sah, verstummte alles in ihr. Was war das in seinen Augen? Mitleid? Anteilnahme? Sorge? Es war, als sehe sie den Schlag kommen, könnte sich aber nicht ducken, sondern nur dastehen und ihn nehmen wie einen Mann.
„So ist es, meine Kleine. Deshalb werde ich allein gehen. Und ich werde nicht zurückkommen.“
20. KAPITEL
D uncan sah, wie sie bei seinen Worten schwankte, und verfluchte sich selbst.
Er hätte sie darauf vorbereiten, hätte den Schlag mildern sollen. Hätte ihr eine Geschichte erzählen sollen wie einem Kind.
Aber sie hatte ihm beigebracht, sie wie einen Mann zu behandeln. Jetzt fiel es ihm schwer, das zu ändern.
„Warum?“ Angst und Verwirrung mischten sich in ihren Augen.
Eine einfache Frage, aber zu schwer zu beantworten.
„Ich nehme, was ich besitze, treffe mich mit seinem Entführer und hoffe, dass das Geld reicht.“ Die paar Münzen des Königs waren der reinste Hohn. „Wenn nicht, werde ich ihnen sagen, sie sollen ihn freilassen und mich statt seiner als Geisel nehmen.“
Jetzt war keine Verwirrung mehr in ihren Augen. Nur das Entsetzen eines Kindes, das in der Dunkelheit allein war.
Oder war es Zorn?
Sie packte seinen Arm. „Und
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