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Historical Band 303

Historical Band 303

Titel: Historical Band 303 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Ashford , Michelle Willingham
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Liebe?“
    „Oh, Mam’selle Sophie!“ Die arme Fleur schluchzte nun unverhohlen. „Es ist mein Henri. Sie haben mir gesagt, er sei in Spanien in der Schlacht gefallen. Er kommt nicht zurück – niemals!“ In Tränen aufgelöst brach sie in Sophies Armen zusammen.
    Auch an diesem Abend wartete Jacques der Maler am vereinbarten Ort. Als Sophie eintraf, musterte er sie mit schmalen Augen. „Du siehst betrübt aus.“
    Seufzend zog sie den Kapuzenmantel aus, bevor sie die Tür aufschloss und ihn in die Hochzeitskapelle einließ. „Eine Näherin aus dem Palast – eine junge Freundin von mir – hat heute erfahren, dass ihr Verlobter in Spanien umgekommen ist. Sie wollten im Sommer heiraten. Es ist so grausam für die arme Fleur, weil man überall von der Hochzeit redet!“
    „Aber so ist das Leben, nicht wahr?“, sagte Jacques sanft. „Lieben und manchmal vielleicht auch verlieren … geht es im Leben nicht eigentlich darum? Niemand ist auf ewig davor gefeit. Niemand kann sich ewig davor schützen, ganz gleich, wie hoch die Mauer auch sein mag, die man um sein Herz gezogen hat. Wir sollten versuchen, das Glück zu greifen und festzuhalten, wo auch immer es sich uns bietet.“
    Sie sah ihn an. Seine Stimme klang so ernst. Als ob auch er Geheimnisse hatte, dunkle Geheimnisse womöglich. Der Gedanke, dass sie ihn nie besser kennenlernen würde, ihn nie wiedersehen würde, war ihr schier unerträglich.
    Er nahm ihre Hand und sagte sanft: „Setz dich und schau mir bei der Arbeit zu. Nur eine Schicht Lack, dann bin ich fertig.“
    Also schaute sie ihm zu, erfreute sich daran, wie er geschickt und talentiert mit fließenden Bewegungen den Pinsel führte, genoss die Ruhe, die er ausstrahlte, und unterdrückte mühsam ihre verbotene Sehnsucht nach seiner Berührung, seinem Kuss. Sie sprachen über Paris, ihr Leben und ihre Hoffnungen.
    „Ich nehme an, Sie wollen ein erfolgreicher Maler werden wie Monsieur David“, sagte sie. „Mein Vater wird Sie unterstützen, soweit es ihm möglich ist.“
    „Vielen Dank.“ Er lächelte. „Ich habe die Arbeit genossen. Du auch, Sophie?“
    Sie zögerte. „Es ist mir immer eine Freude, wenn eine Arbeit vorzüglich erledigt wird.“
    Er lachte. „Danke, deine Meinung ehrt mich, da du im Palast eine Stellung von hoher Verantwortung innehast. Ich bin sicher, du wirst dort sehr respektiert.“
    Aber ich will keinen Respekt, dachte sie verzweifelt. Ich will Liebe. Ja, Liebe …
    Er räumte seine Sachen fort. „Alles beendet“, sagte er fröhlich. „Sophie, heute Abend werden Seiltänzer und Jongleure ihre Kunst in den Tuileriengärten darbieten. Willst du nicht mit mir kommen, um dir die Vorstellung anzusehen?“
    Sie verharrte reglos. Nachts galten die Gärten als lasterhafter Ort, der zu ungezügeltem Benehmen und Ausschweifungen einlud, sogar zu Verführungen. Bemüht, ihre Stimme fest klingen zu lassen, erwiderte sie: „Sicherlich ziehen Sie es vor, die Feierlichkeiten mit Freunden zu verbringen.“
    „Sind wir denn keine Freunde, Sophie?“ Ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln. „Ich lade dich lediglich zu einem Spaziergang ein, in den Tuilerien, heute Abend, am Vorabend der kaiserlichen Hochzeit.“
    „Und Ihr Lohn, was schulde ich Ihnen?“, hauchte sie.
    „Es war mir ein Vergnügen. Du schuldest mir nichts“, sagte er.
    Später fragte sich Sophie noch oft, warum sie – eine sonst so vernünftige, dreiundzwanzig Jahre alte Näherin – so unbekümmert und leichtfertig Jacques’ Vorschlag zugestimmt hatte. Vielleicht, weil so vieles an diesem Tag ihre Gefühle in Aufruhr versetzt hatte. Fleurs Tragödie. Das Gefühl, eine Chance zu verpassen, Zeit zu verlieren. Jacques hatte recht: Sie ließ das Leben an sich vorüberziehen!
    An diesem Abend jedoch nicht. An diesem Abend flirrte die warme Pariser Frühlingsluft ob der Vorfreude auf die bevorstehende Hochzeit und übte eine beinahe berauschende Wirkung aus. Der süße Duft von Blumen hing über den Gärten, in denen blühende Tulpen und blaue Hahnenfußgewächse einen prachtvollen, heiteren Anblick boten. Das Wasser der plätschernden Springbrunnen glitzerte im Mondlicht. Zahlreiche glücklich verliebte Paare flanierten über die breiten Wege und entlang der Blumenrabatten.
    Jacques hakte sich bei ihr unter und erzählte ihr während des Spaziergangs von seiner Kindheit. „Ich war ein recht ungestümer Junge, fürchte ich. Sehr rebellisch.“ Er lachte. „Ich wollte schon immer Maler werden, obwohl

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