Historical Band 303
deren rote Haare im Licht des Feuers schimmerten, hielt sich still im Hintergrund. Ängstlich schreckte sie vor den Männern zurück, die sich um das Essen und die Getränke stritten, die unten auf den Schragentischen standen.
Das muss die Herrin von Glen Arrin sein, dachte Nairna. Während sie zu dem Podest ging, kämpften einige Männer um die Platten voller Speisen. Es kam sogar zu einer Prügelei. Nairna zuckte zurück, als einer von ihnen durch einen Faustschlag zu Boden ging.
Aber niemand machte dem Streit ein Ende. Sie sah zu dem Podest hinüber, doch das Oberhaupt von Glen Arrin schien die Prügelei nicht zu bekümmern.
Auf der anderen Seite erhob sich Alex, um sie zu begrüßen. Er sah an ihr vorbei, offenbar auf der Suche nach Bram. „Nairna, das ist meine Frau Laren.“
Nairna erwiderte Larens schüchternes Lächeln. Alex’ Frau war wahrscheinlich ihre einzige weibliche Verbündete hier, und sie war froh, sie endlich kennen zu lernen.
„Wo ist Bram?“, wollte Alex wissen. „Ist er nicht mitgekommen?“
„Er wollte noch etwas an unserem Haus zu Ende führen“, erklärte sie und hoffte, dass er schließlich doch noch kommen würde. „Er wird sicher bald hier sein.“
Laren nickte, sagte aber nichts. Sie schien sich neben ihrem Gatten äußerst unwohl zu fühlen. Sie machte den Eindruck, als wäre sie überall lieber als hier auf dem Podest. Auf Alex’ Aufforderung hin setzte Nairna sich neben die Herrin von Glen Arrin.
An ihrer Seite der Tafel bemerkte Nairna, dass Laren Handschuhe trug. Seltsam. Niemand sonst verwunderte sich darüber. Vielleicht war es einfach nur eine Angewohnheit von ihr.
„Ich freue mich, dich kennen zu lernen“, sagte Nairna. „Es tut gut, eine andere Frau hier zu sehen.“
Sie hoffte auf ein Gespräch mit ihr, aber die andere Frau errötete nur und nickte. Es war, als hätte sie Angst in Gegenwart ihres Mannes zu sprechen.
Einer der Männer brachte eine gebratene Forelle auf einem Holzbrett. Nairna kostete ein wenig von dem Fisch und fragte sich, wo Bram wohl blieb. Suchend schweifte ihr Blick über die Menschen im Saal.
Über eine Stunde war schon vergangen, seitdem sie ihn verlassen hatte. Sie machte sich Sorgen um ihn, weil er allein war. Schon als sie hier ankamen, schien er sich inmitten so vieler Leute nicht wohl zu fühlen. Sie musste ihn finden, damit sie wusste, was mit ihm los war.
Nairna entschuldigte sich bei Alex und den anderen Gästen der Tafel. „Ich gehe Bram suchen.“
„Ich komme mit.“
Er wollte aufstehen, aber Nairna schüttelte den Kopf. „Nein, lass mich das allein machen. Ich verspreche dir, ich komme mit ihm zurück.“
Sie bahnte sich ihren Weg durch die Menge und erreichte endlich das Tor nach draußen. Fackeln leuchteten in der Dunkelheit, und die Oberfläche des Sees schimmerte silbern im Mondlicht. Nairna legte sich ihr Tuch um die Schultern, während ihr Blick die Umgebung absuchte.
Vor dem Tor schlug sie den Weg zu ihrem Haus ein. Da sah sie die Umrisse einer Gestalt, die sich vom Hügel abhob.
Ihr Herz schlug ruhiger, als sie Bram erkannte. Er lag am Hang, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrte unruhig brütend vor sich hin. Sie setzte sich neben ihn.
Er sagte nichts und entschuldigte sich auch nicht für seine Abwesenheit. Sie durfte ihn nicht drängen. Vielleicht hatte er ja seine Gründe, die Burg nicht zu betreten.
Stattdessen streckte sie sich neben ihm aus. Einige Sterne waren am Himmel zu sehen. Nairna griff nach Brams Hand. „Eine schöne Nacht.“
Er antwortete nicht. Fast hätte man glauben können, dass er ihr nicht zugehört hatte, aber er verschränkte seine Finger mit ihren. In der kalten Luft wurde ihr Atem zu kleinen Wolken. Es verstrich einige Zeit, dann fragte er: „Hast du etwas gegessen?“
„Ein wenig. Ich wollte auf dich warten.“
Er richtete sich auf und ließ die Hände auf den Knien ruhen. „Du solltest zu den anderen zurückgehen, Nairna.“
Sie wusste nicht, ob es seine Abneigung gegen größere Menschenmengen war oder ob ein anderer Grund ihn hier festhielt. „Was ist los, Bram? Warum kannst du nicht zu ihnen gehen?“
Er schüttelte den Kopf. „Es gibt keinen Anlass, auf meine Rückkehr anzustoßen. Ich hätte im Gefängnis sterben sollen.“ Seine Augen schimmerten in der Dunkelheit. „Manchmal wünschte ich, es wäre so.“
Sie strich mit dem Finger über die Narbe an seinem Hals und wusste nicht, was sie sagen sollte.
Er legte die Hände auf ihre und
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