Historical Band 303
beantwortete ihre unausgesprochene Frage. „Sie nahmen ein Messer und schnitten mir die Kehle durch. Da war ich siebzehn. Nicht tief genug, um mich zu töten, aber tief genug, um mir Angst einzujagen.“
Er wirkte abwesend. „Einige der anderen starben. Damals wusste ich noch nicht, dass sie die Stärksten von uns als Sklaven behielten. Callum ließen sie am Leben, weil ich zwei Mal so hart arbeitete wie die anderen.“
Seine raue Stimme verriet, dass er den Albtraum noch einmal erlebte. „Ich tat alles, was sie von mir verlangten – manchmal die Arbeit mehrerer Männer. Wenn ich es nicht schaffte, bestraften sie Callum. Und danach mich.“
Er nahm ihre Hände von seinem Hals und stand auf. „Kannst du dir vorstellen, was sie ihm angetan haben, nachdem ich entkommen war?“ Seine ganze Haltung drückte Schuld aus, während er langsam in Richtung Burg ging. „Wenn er noch am Leben ist, muss ich ihn da herausholen.“
Er hatte den Eingang zum Turm erreicht. Nairna sah die nackte Qual in seinen Augen. „Für mich gibt es wirklich nichts zu feiern.“
„Es geht aber nicht nur um dich“, flüsterte sie. „Es ist geht auch um die Männer.“ Sie berührte sein Gesicht. Sie wollte, dass er die Wahrheit erkannte. „Sie sind verloren, Bram. Ihre Frauen und Kinder sind fort. Sie brauchen eine Abwechslung, und wenn auch nur für eine einzige Nacht.“
Er zögerte, aber sie konnte sehen, dass sie dabei war, zu ihm durchzudringen. „Um ihretwillen solltest du gehen. Nicht um deinetwillen.“
Die Hoffnungslosigkeit in seinem Gesicht brach ihr fast das Herz. „Deine Familie wiederzusehen kann nicht schlimmer sein als das, was du bereits ertragen musstest.“
Er sah nicht gerade froh aus, aber schließlich gab er seinen Widerstand auf, nahm ihre Hand und begleitete sie in das Innere des Turms.
Erleichtert ging Nairna mit ihm und blieb an seiner Seite, als seine Clansleute ihre Becher hoben und ihm zum Willkommen zuprosteten. Brams Gesichtsausdruck hellte sich nicht auf, doch er nickte ihnen zu und nahm im Vorübergehen einen Becher mit Met entgegen.
„Was hat dich denn so lange aufgehalten, Bram?“, neckte ihn Brodie, sein Stammesbruder.
Nairnas spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, aber sie wusste, dass die Frotzeleien nur noch schlimmer würden, wenn Bram nichts darauf erwiderte. Schon sah sie, wie sein Blick sich verfinsterte und ahnte, dass er jetzt überall lieber wäre als hier.
„Er hat wirklich hart gearbeitet“, erwiderte sie und hob ihren Becher zum stummen Toast.
Die anderen brachen in gutmütiges Gelächter aus, und einige der Männer erwiderten ihren Toast, indem sie ebenfalls ihre Becher hoben. Mehr als einer warf Bram einen neidischen Blick zu, als er den Arm um Nairnas Taille legte. So, als vermissten sie ihre eigenen Frauen.
Als sie ihrem Mann einen verstohlenen Blick zuwarf, beugte Bram sich so nah zu ihr, dass sie seinen warmen Atem spüren konnte. „Ich habe hart gearbeitet, was?“
„Es schien mir so.“ Seine Nähe verwirrte sie.
Um sich abzulenken, trank sie auch einen Schluck Met. Bram nahm den Becher und trank an der Stelle, wo ihre Lippen den Rand berührt hatten. Der Blick, mit dem er sie ansah, hatte sich gewandelt. Er war lebendiger. Es war ihr gelungen, ihn von seinen Sorgen abzulenken. Und sein Blick verriet ihr, dass er fest entschlossen war, sie zu verführen.
Sie nahmen ihre Plätze neben Alex und Laren ein, und Nairna fiel auf, dass die Herrin von Glen Arrin ihr Essen kaum berührt hatte. Vielleicht fühlte sie sich sogar noch weniger wohl als Bram. Wenn das überhaupt möglich war.
Alex unterhielt sich mit den anderen Männern, genoss das Essen und den Met, nur mit seiner Frau sprach er kaum ein Wort. Später merkte Nairna, dass Alex seiner Frau ab und zu einen heimlichen Blick zuwarf. Eine Mischung aus Verlangen und Enttäuschung lag darin, so als wüsste er nicht, wie er die Dinge zwischen ihnen wieder in Ordnung bringen sollte.
„Danke für das wundervolle Essen“, sagte Nairna zu Laren. Mit einem entschuldigenden Lächeln fügte sie hinzu: „Das nächste Mal helfe ich dir. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil du das alles allein machen musstest.“
„Es hat gut geschmeckt“, sagte Alex leise.
Laren wandte sich sofort ihrem Mann zu. Verlegen senkte sie den Blick und stocherte noch ein wenig in ihrem Essen. „Ich will nachsehen, ob die Mädchen auch wirklich im Bett sind“, sagte sie dann. Der Clan-Führer antwortete nicht, aber Nairna
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