Historical Band 303
Der Schmerz in Larens Gesicht zeigt ihr deutlich, dass sie vorsichtig vorgehen musste. Sie wechselte einen Blick mit Marguerite und wickelte das Glas wieder ein.
„Ich könnte für den Verkauf des Glases sorgen, ohne dass Alex etwas davon erfährt“, schlug sie vor. Es durfte bestimmt nicht schwierig sein, Interessenten für das Glas zu finden, besonders in den Klöstern der näheren Umgebung.
Aber Laren schien an einem Verkauf ihrer Arbeit gar nicht gelegen zu sein. „Einige davon sind frühe Versuche, und ich glaube nicht …“
„Sie sind immer noch gut genug, um sie an kleinere Klöster zu verkaufen“, unterbrach Nairna sie. „Die größeren Sachen könnten an eine Kathedrale gehen, vielleicht sogar nach Rom.“
Marguerite stellte sich zwischen die beiden. „Ihr habt Talent, Lady Laren. So eine Gabe sollte mit anderen geteilt werden.“
Aber Laren schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass ich als Herrin von Glen Arrin eine Enttäuschung bin.“ In ihren Augen schimmerten ungeweinte Tränen, während sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Glas widmete. „Alex und ich heirateten vor drei Jahren. Da war er noch nicht das Oberhaupt des Clans.“ Die Erinnerung ließ ihr Gesicht weich werden. „Damals liebte er mich. Und wir waren glücklich.“
Laren sah zu Boden. „Ich wollte nie die Frau eines Anführers werden. Es macht mir Angst, wenn alle mich anstarren. Ich höre, was sie hinter meinem Rücken tuscheln, und ich weiß, dass es Alex verletzt.“
Eine Träne rollte über ihre Wange. „Auch wenn ich in allem anderen vielleicht eine Versagerin bin, meine Arbeit hier ist etwas, das mir gehört. Sie ist alles, was ich habe.“ Sie holte das rot glühende Werkzeug aus dem Feuer und hob es wie eine feurige Waffe hoch.
„Eher schlage ich auch noch das letzte Glas entzwei, als dass ich mir dies hier nehmen lasse.“
Der Rohbau ihres Hauses auf der Bergkuppe war so gut wie fertig. Es fehlte nur noch das Dach. Bram war geblieben, um noch etwas länger zu arbeiten als die anderen.
Als er jetzt nach Glen Arrin hinunterging, waren seine Gedanken so schwer wie die Steine, welche die Hügel säumten. In Gefangenschaft hatte er tausende von ihnen heben müssen.
Er blieb vor Ross’ Haus stehen und schloss die Augen. Seine Schultern waren steif von der Anstrengung und sein Nacken schmerzte. Er stellte sich vor, wie Nairna ihm die Schultern massieren würde, und das Bild ließ ihn hungrig werden. Aber nach mehr als nur nach einem kräftigen Essen.
Der Duft ihres Körpers, die Berührung ihrer Hände würden noch sein Verderben sein. Selbst jetzt sehnte er sich nach nichts mehr, als danach, ihr nahe zu sein und in ihrer Umarmung Trost zu finden.
Während er an dem Haus vorbeiging, hörte er einen Hund bellen und blieb stehen. Unüberhörbar ertönte mit dem Gebell das Jaulen von Welpen.
Hinterm Tor sah er die Tiere miteinander toben und spielen. Er wollte schon weitergehen, als ihm einfiel, dass Nairna sich vielleicht über einen eigenen Hund freuen würde.
Aber als er einen Schritt auf die Kleinen zuging, knurrte plötzlich ein älterer Hund, der im Schatten lag.
„Wenn du einen Welpen möchtest, kannst du dir einen aussuchen“, meinte Ross und trat aus dem Haus. „Oder du kannst den großen Köter haben. Er macht es wahrscheinlich nur noch ein paar Jahre, aber als Hütehund taugt er allemal.“
Er öffnete die Tür etwas weiter. Es war eine stumme Aufforderung einzutreten. „Willst du mit Nairna mit uns zu Abend essen?“
Der Duft nach Lammeintopf drang aus dem Inneren des Hauses. Bram unterdrückte seinen Hunger. „Ich danke dir, aber wir werden mit Alex und Laren essen.“
Er betrachtete den Hund. Es war eine Mischung aus Collie, Terrier und noch wer weiß was alles. Das Tier erhob sich. Es trottete zu ihm und beschnüffelte seinen Knöchel. „Heb jetzt dein Bein, und ich lass dich hier“, warnte Bram. Als Antwort setzte sich der Hund und sah ihn aus traurigen Augen an.
Bram wechselte einen Blick mit Ross, aber der zuckte nur die Achseln. „Wenn ich du wäre, würde ich Nairna einen der Welpen schenken.“
Bram stimmte ihm zu, aber kaum machte er einen Schritt, stand der Hund auf und folgte ihm. Blieb er stehen, blieb der Hund auch stehen.
Er beugte sich zu dem Tier und kraulte es am Ohr. Der Hund leckte ihm dafür dankbar die Hand.
Bram seufzte. Es war vielleicht nicht die beste Art, wiedergutzumachen, was er letzte Nacht getan hatte, aber mehr konnte er nicht tun.
Er hoffte, dass seine
Weitere Kostenlose Bücher