Historical Band 303
beiden Händen und schwang es in einem weiten Kreis, dass die Klinge in der Morgensonne blitzte. Er trat im Training gegen Ross an. Und er wollte sein Bestes geben. In den letzten Wochen war er zwar kräftiger geworden, und er musste nicht mehr gegen seine frühere Schwäche ankämpfen, trotzdem ging ihm alles nicht schnell genug.
Seine Klinge traf Ross’ Schild. Die Waffe lag gut in der Hand, und das schnelle, anstrengende Tempo kam ihm gelegen.
Von den Spähern, die Alex ausgesandt hatte, waren noch keine Meldungen gekommen. Immer noch wusste niemand, wo Callum sich befand, was Brams Geduld auf eine harte Probe stellte. Am liebsten hätte er sich an der Suche beteiligt. Aber nach seinem katastrophalen Zweikampf auf Cairnross nutzte er die Zeit besser, indem er hierblieb und sich auf die Begegnung mit den Engländern vorbereitete, die ihm sicher bevorstand. Das nervenaufreibende Schweigen von Cairnross machte ihn nur noch misstrauischer.
Wieder schwang er das Schwert und schlug hart auf Ross’ Schild.
„Schon besser“, meinte der ältere Mann. „Trotzdem bist du noch zu steif, Junge. Entspanne dich. Bewege dich mit dem Schwert, lass es zu einem Teil von dir werden.“
Bram versuchte es. Verbissen umklammerte er die Waffe und konzentrierte sich darauf, seine Bewegungen noch präziser auszuführen.
Der Schweiß strömte ihm übers Gesicht, aber er setzte alles daran, dass er nicht ins Wanken geriet. Die Zeit verging wie im Flug. Das Schwert in beiden Händen haltend wehrte er immer wieder Ross’ Schläge ab. Langsam ließ seine Konzentration nach. Da sah er Nairna am Rand des Felds vorübergehen. Die kurze Ablenkung genügte, und Ross’ Klinge traf seinen Unterarm.
Ein kurzer Schmerz. Blut floss. Nairna lief sofort zu ihm, aber Bram hörte weder ihre besorgten Worte noch Ross’ Flüche über seine Nachlässigkeit. Er starrte auf seinen blutüberströmten Arm und legte das Schwert beiseite.
Dann zog er die Tunika aus, wischte das Blut damit ab und zwang sich, zum Seeufer zu gehen.
„Bram.“ Nairna holte ihn ein. Sie betrachtete seinen Arm. „Ist mit dir alles in Ordnung?“
Er nickte, ohne stehen zu bleiben. Das Blut floss bereits langsamer. Es würde ein paar Tage dauern, bis die Wunde geheilt war, doch es war nichts Ernstes. „Aber ja.“
Es ärgerte ihn, dass er sich hatte ablenken lassen. Er war besser geworden, vielleicht sogar gut, aber das genügte ihm nicht. Wenn man Callum fand, musste er zum Kampf bereit sein.
„Soll ich dir die Wunde nähen?“, fragte Nairna.
„Nein, sie ist nicht tief.“ Er kniete sich am Ufer nieder und wusch das Blut ab. Die Morgensonne wärmte ihn. Zu spät erkannte er, dass Nairna seinen entblößten Rücken sehen konnte.
Wortlos strich sie mit den Fingerspitzen über die Narben. Mit unendlicher Sanftheit zeichnete sie seine Vergangenheit nach, als könnte sie so die Spuren seiner Gefangenschaft auslöschen.
Er wollte nicht, dass sie die Narben berührte. Schnell sprang er auf und wandte sich zu ihr um, so dass sie seinen Rücken nicht mehr sehen konnte. Er presste die Tunika auf die Wunde.
Nairna errötete. Ein paar Strähnen ihres dunkelbraunen Haars hatten sich aus den Zöpfen gelöst und kringelten sich um ihr Gesicht. Wie gerne hätte er sie jetzt geküsst, sie an sich gezogen, sie ganz ausgefüllt.
„Wir werden heute mit dem Haus fertig“, sagte er. „Ich gehe zurück auf den Hügel.“
„Ich komme mit und helfe dir“, bot sie an. Dann fiel ihr Blick wieder auf seine Wunde. „Geht es dir wirklich gut, oder sagst du das bloß?“
„Ich habe Schlimmeres erlebt“, war alles, was er antwortete.
Sie senkte den Kopf und trat einen Schritt auf ihn zu. „Ich hoffe, dass du eines Tages genug Vertrauen zu mir hast, um mir davon zu erzählen.“
Er hatte es bestimmt nicht vor. Wozu sollte es gut sein, über seine Gefangenschaft zu sprechen, wenn er es doch nicht ändern konnte? Das war vorbei und zu Ende. Es gab keinen Grund, die Vergangenheit wieder auszugraben.
Hinter Nairna entdeckte er den Hund, den er ihr geschenkt hatte. Das Tier hatte sich gesetzt und wartete ruhig auf seine Herrin. Nairna stand da, und wartete wohl darauf, dass Bram es sich doch noch anders überlegte.
„Da ist noch etwas, das ich dich fragen möchte“, begann sie dann zögernd. „Ich habe einige Dinge, die ich … die ich dem Kloster von Inveriston verkaufen will. Es liegt keine fünf Meilen von hier. Ich möchte gerne, dass mich jemand dorthin begleitet. Am Abend
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