Historical Band 303
anderen schickte, war auch für seinen Schutz gesorgt.
Sie führte die Männer die Treppe hinunter und hinaus an die Stelle, von wo aus sie die Lichter gesehen hatte. Inzwischen war es hell geworden.
Bram und Alex stiegen hinauf aufs Torhaus. Im gleichen Moment entdeckte auch Nairna die Gefahr. Es waren nicht nur ein paar wenige Angreifer, wie sie gehofft hatte. Eine ganze Armee hatte das Tal besetzt. Die Kettenhemden der Männer reflektierten das Licht wie hunderte von Silbermünzen.
Lord Harkirk hatte seine Soldaten vor der Burg aufgestellt. Und mit ihm waren Lord Cairnross’ Streitkräfte gekommen.
Darauf hatte er gewartet. Dougal umklammerte seinen Dolch und verbarg sich hinter einer der Hütten, als die Schützen der MacKinlochs die ersten Pfeile auf die Feinde abschossen. Mütter beruhigten ihre entsetzten Kinder, während Nairna und Laren ihnen halfen, die Verstecke zu erreichen.
Plötzlich lag Brandgeruch in der Luft. Eine lodernde Fackel war auf einem nahen Dach gelandet, und das trockene Stroh hatte sofort Feuer gefangen. Dougal suchte nach einem Platz, der ihm mehr Sicherheit bot.
Beim letzten Angriff der Engländer hatte Alex ihn mit Lady Laren und den Mädchen in den Vorratskeller gesteckt. Als wäre er noch ein Kind! Sie alle wollten nicht glauben, dass er kämpfen konnte.
Er wollte sich nicht wie ein Feigling bei den Frauen verstecken und dem Kampf tatenlos zusehen. Nicht dieses Mal! Er konnte so gut wie jeder andere einem Soldaten die Klinge zwischen die Rippen stoßen. Er war vierzehn und alt genug, seinen Brüdern zu helfen. Wenn er erst einmal ein Dutzend Engländer erschlagen hatte, würden sie ihn endlich nicht mehr wie ein Kind behandeln.
Menschen schrien, als die Flammen sich ausbreiteten. Der Burghof war erfüllt vom Klang der Schwerter. Dougal versteckte sich hinter einem hölzernen Karren, wo ihn die Pfeile nicht treffen konnten, und überlegte, von wo aus er seinen eigenen Angriff starten konnte.
Er musste einen günstigen Moment abwarten. Bis dahin würde er sich verbergen. Inzwischen war der Kampf voll entbrannt. Die Schlachtrufe seiner Clansleute gellten inmitten eines großen Durcheinanders.
Dougal fiel das Atmen schwer. Seine Handflächen waren schweißnass. Aber er fürchtete sich nicht vor dem Kämpfen. Nein. Gleich würde er losrennen und sich an die Seite der MacKinlochs stellen. Im Augenblick war es aber besser, er blieb, wo er war und wartete darauf, dass einer der Engländer sich ihm näherte.
Da wurde er von einer blitzschnellen Bewegung überrascht. Ein Pfeil zischte an ihm vorbei und blieb nur wenige Zoll von seinem Kopf entfernt im Karren stecken. Dougal warf sich unter den Karren. Sein Herz hämmerte gegen die Rippen. Der Engländer war von der Rückseite der Burg her aufgetaucht, und er hatte ihn überhaupt nicht bemerkt. Wie hatte der Mann sich von dort hereinschleichen können?
Dougal umklammerte seinen Dolch. Schweiß lief ihm übers Gesicht, während der Soldat immer näher kam. Sein Puls raste. Er musste jetzt eine Entscheidung treffen. Das Entsetzen schnürte ihm die Kehle zu.
Dann hörte er plötzlich einen Hund knurren. Kurz darauf brach sein Feind zusammen. Dougal rollte sich unter dem Karren hervor und sah Brams Frau Nairna. Sie hatte einen Stein in der Hand. Ihr Hund Caen stand an ihrer Seite. Sie hatte den Engländer mit dem Stein niedergeschlagen. Jetzt lag der Mann regungslos am Boden und das Blut strömte ihm über die Schläfe.
Dabei war er doch im Kampf geübt, nicht sie. Nairna hatte keine Ahnung, wie man kämpfen musste. Sie gehörte nicht an einen Kampfplatz.
„Nimm sein Schwert“, befahl Nairna. „All seine Waffen. Schnell, bevor er wieder zu sich kommt.“
Sie war grau im Gesicht und sah aus, als würde ihr gleich schlecht werden.
„Geh zu den Frauen zurück“, sagte Dougal, während er dem bewusstlosen Soldaten das Schwert abnahm. „Du solltest nicht so nahe bei den Kämpfenden sein.“
„Du aber auch nicht“, antwortete sie. „Komm mit.“
Er wollte ihr gerade widersprechen, als eine Bewegung seine Aufmerksamkeit weckte. Plötzlich schienen sich sein Verstand und sein Körper wie in einem Nebel voneinander zu trennen. Ein anderer Soldat rannte auf sie zu und zielte mit seiner Waffe auf Nairna. Dougal wollte sie warnen, aber der Schrei blieb ihm im Hals stecken.
Instinktiv preschte er vor und stieß dem Mann das Schwert tief in den Bauch. Als ihm bewusst wurde, was er getan hatte, wich er entsetzt zurück.
Er hörte
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