Historical Collection 04
Mylord“, stammelte er in abgehackten Worten.
Killian legte dem Mann eine Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen. Er dachte an die Dinge, die Rose beim Frühstück gesagt hatte. „Oh, ja, ich verstehe Sie, sogar besser, als Sie glauben.“
Ausgleichende Gerechtigkeit, göttliche Vorsehung, wie man es auch nennen mochte, Mr Franklin hatte bekommen, was er verdient hatte. Wenn er bis zum Winter eine neue Scheune haben wollte, musste er die Leute bezahlen, denen er vorher Teile ihres Lohns vorenthalten hatte. Killian fand das Ergebnis seiner Bemühungen äußerst zufriedenstellend. Es war seine erste offizielle Amtshandlung als Pembridge gewesen, und seiner eigenen Meinung nach hatte er seine Sache ausgezeichnet gemacht.
Andere dachten offenbar ebenso. Als sie sich endlich an der Wegbiegung von Peyton verabschiedet hatten und im Gig durch das Dorf fuhren, hatten sie bereits ein großes Gefolge, und als Killian bei der Gemeindewiese anhielt, wurden sie sofort umringt von Kaufleuten, Tagelöhnern und anderen Dorfbewohnern, die den Earl persönlich kennenlernen wollten.
Der Schankwirt witterte einen zusätzlichen Verdienst und rollte geschwind ein kleines Fass vor die Tür. Außerdem baute er Klapptische auf der Wiese auf. Der Tag war zu einem improvisierten Feiertag geworden. Killian fühlte sich an mittelalterliche Gerichtstage erinnert, über die er in Geschichtsbüchern gelesen hatte, an denen der Schlossherr in Meinungsverschiedenheiten und Streitereien der Landbevölkerung Recht sprach.
Er setzte sich an einen der Tische, auf allen Seiten umringt von Leuten aus dem Dorf. Man drückte ihm einen Krug in die Hand, er hörte allen zu und beantwortete ihre Fragen. Dann begann er zu überlegen und zu planen. Fast alle sprachen nur von dem einen Thema, das ihnen am meisten auf dem Herzen lag: Sie brauchten dringend eine Möglichkeit, regelmäßig Geld zu verdienen, unabhängig von der Jahreszeit. Selbst die Kaufleute waren betroffen davon, dass die Menschen nur zu bestimmten Zeiten über Geldmittel verfügten, denn wenn die Kunden nicht zahlungsfähig waren, blieben auch die Waren in den Geschäften liegen.
Killian hob den Krug und setzte ihn an die Lippen. Er dachte, es sei Bier darin, aber zu seinem Erstaunen war es Cider – süßer, milder Apfelwein, köstlich und kühl. Er brauchte nur einen Schluck zu trinken, dann war ihm klar, dass es der beste Cider war, den er jemals gekostet hatte. Von Weitem sah er Rose inmitten einer Gruppe von Frauen. Sie balancierte ein kleines Kind auf der Hüfte, das ihr die Haube halb heruntergezogen hatte, sodass ihr schönes rotes Haar zum Vorschein kam.
Rot und golden.
Der Redstreak-Apfel.
Cider.
Ein Cider-Kartell.
Es gab einen Absatzmarkt für Cider, wenn man ihn in die Stadt bringen konnte.
„Liefert ihr euren Cider auch nach Hereford?“, fragte Killian, den Kopf voller Ideen.
„Ja, Mylord, aber das ist leider nur eine Stadt, und andere größere Städte gibt es hier nicht.“ Das stimmte. Pembridge-on-the-Wye lag näher bei Wales als bei London. Killan lächelte. Für einen einzelnen Farmer war es viel zu teuer, seinen Cider nach London zu transportieren. Das war der Punkt, an dem er sich nützlich machen konnte. Er würde ihnen zeigen, wie man die Ausgaben minimierte, indem man zusammenarbeitete. Und wenn die Londoner diesen Cider erst probiert hatten, würden sie nichts anderes mehr haben wollten, egal wie viel näher andere Orte lagen. Die Gedanken wirbelten immer schneller in seinem Kopf herum. Wer sagte denn, dass man nicht auch nach Wales liefern konnte? Ihr kleines Kartell konnte international werden, würde international sein, wenn er es einmal in Gang gebracht hatte.
13. KAPITEL
A uf dem Heimweg war Killian sehr schweigsam – konzentrierte er sich auf das Pferd oder die Straße? Woran dachte er wohl? Rose machte sich Gedanken. War ihm etwa aufgefallen, dass er sie nicht mehr brauchte? So war es nämlich. Er hatte alle Aufgaben sehr gut allein bewältigt, großartig sogar. Von dem Moment an, als er bei Franklins Hof vom Wagen gestiegen war, hatte sie eine neue Seite an ihm kennengelernt. Jetzt war es ihr richtig peinlich, wenn sie daran dachte, wie sie ihn an jenem ersten Tag im Obstgarten heruntergeputzt hatte.
Damals hatte sie den Gerüchten geglaubt und angesichts seines frivolen Blicks am Grab gedacht, dass er und seinesgleichen nun mal so waren. Nichts anderes im Kopf als Müßiggang und Vergnügungen. Sie hatte ihn nur nach dem Äußeren
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