Historical Collection 04
worden war.
„Mrs Janeway, ich bin entzückt, Sie zu sehen“, kam Dursleys Stimme von der geöffneten Tür her. Ihre Hoffnung sank. Der falsche Earl. Wie unangenehm.
Die Enttäuschung musste von ihrem Gesicht abzulesen sein. „Sie haben Pembridge erwartet?“, erkundigte sich Dursley freundlich und setzte sich zu ihr. „Es tut mir leid, aber er ist nicht hier.“
Sie hatte kein Glück. Erst der falsche Earl und nun die Nachricht, dass Killian gar nicht im Hause war. Wahrscheinlich habe ich es nicht anders verdient. Was renne ich auch einem Mann hinterher, der mir klargemacht hat, dass unsere Beziehung vorbei ist? Sie hatte nie viel von Frauen gehalten, die sich wegen eines Mannes zum Narren machten. Jetzt war sie eine von ihnen.
Rose nahm den Rest ihrer Würde zusammen und antwortete: „Das ist nicht schlimm. Ich habe ihm ein paar Fässchen Apfelwein mitgebracht, weil ich glaube, er kann sie brauchen.“ Sie wusste nicht, warum er sie brauchen sollte, und hoffte, dass Dursley barmherzig war und nicht nachfragte. „Könnten Sie ihm das bitte ausrichten, wenn er wiederkommt?“
„Selbstverständlich, Mrs Janeway, obwohl es längere Zeit dauern kann. Er ist vor ein paar Tagen nach London gefahren.“
Rose war froh, dass sie bereits saß, sonst wäre sie wahrscheinlich umgesunken. Killian war fort? In London? „Wie lange wird er fort sein?“ Sie wagte nicht, die wichtigere Frage zu stellen: Wird er zurückkommen?
Dursley schüttelte geduldig den Kopf. „Das weiß ich nicht. Er hat es mir nicht mitgeteilt. Es tut mir leid – ich nahm an, er hätte es Ihnen erzählt.“
Rose war wie betäubt. Killian war einfach nach London verschwunden. Als er zu ihr gesagt hatte, dass er nicht hierbleiben könne, hatte sie gedacht, er spräche nur von ihrem Haus! Aber er hatte es viel umfassender gemeint. Er konnte nicht in Pembridge-on-the-Wye bleiben. Das war ihr nicht klar gewesen, und dann war alles so schnell gegangen. Sie hatten sich geliebt, und plötzlich war er fort gewesen.
Sie schaffte es gerade noch bis nach Hause, bevor sie in der Ungestörtheit ihres Schlafzimmers in Tränen ausbrach. Jetzt war ihre größte Hoffnung, dass Killian die Dorfbewohner, die an sein Kartell glaubten, nicht auch noch enttäuschte. Ihr wurde bewusst, dass er das Kartell von London, dem Endpunkt der geplanten Transportlinie, aus leiten wollte und nicht beim Erzeuger, dem Anfangspunkt.
Rückblickend ergab es einen Sinn. Wenn er in London lebte und arbeitete, konnte er dort auch seine anderen Geschäfte abwickeln. Außerdem war das Anwesen bankrott. Dursley würde wahrscheinlich ein paar offene Rechnungen hier vor Ort begleichen und dann ebenfalls nach London zurückkehren.
Sie sollte dankbar sein. Killian war es gelungen, zwar als Earl abwesend zu sein, aber dennoch den Menschen zu dem dringend benötigten zusätzlichen Einkommen zu verhelfen. Er war seinen Pflichten auf eine Weise nachgekommen, die für jeden annehmbar war – außer vielleicht für sie.
Rose schlug mit der Hand auf das nasse Kissen. Sie fühlte sich so dumm.
15. KAPITEL
London, am 30. November 1830
K illian hob die Hand von seinem Schreibpapier und legte die Feder kurz beiseite, weil er überlegte, was er noch hinzusetzen sollte. Sein Brief an Peyton war fast beendet. Die Dorfbewohner konnten sich auf die kommende Weihnachtszeit freuen. Er hatte Verträge mit mehr als fünfzig Wirtshäusern im Großraum London abgeschlossen, und im kommenden Jahr könnten es noch mehr werden. Der Brief enthielt alle Details, außerdem die Lieferdaten für die ersten Sendungen und den Auftrag, die Apfelpressen in Gang zu setzen. Mit dem Pressen des Safts, der weiteren Verarbeitung und dem Versand der Fässer gab es mehr als genug Arbeit für alle, und das schon bei den ersten Aufträgen.
Gern hätte er die gute Nachricht persönlich überbracht, aber Eile war geboten. Außerdem beabsichtigte er, auf dem Weg einige Gastwirtschaften zwischen London und Herefordshire aufzusuchen und ihnen seine Angebote zu unterbreiten. Der Brief würde also vor ihm ankommen und den Dorfbewohnern etwas Zeit verschaffen.
Killian war sehr zufrieden mit dem Ergebnis seiner Bemühungen. Aber noch mehr freute er sich bei dem Gedanken, nach Hause zu fahren. Seit er erwachsen war, hatte er zum ersten Mal das Gefühl, überhaupt ein Zuhause zu haben, zu dem er zurückkehren konnte. Er nahm die Feder wieder auf, doch dann zögerte er erneut. Er überlegte, ob er ein Postscriptum für Rose
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