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Historical Collection 04

Historical Collection 04

Titel: Historical Collection 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Scott , Louise Allen , Joanne Rock
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derart hilflos zu fühlen, hinter diesen Mauern darauf warten zu müssen, dass man über ihr Schicksal entschied.
    Sie wurde ins Gemach der valide sultan geführt und sah sich einer älteren Dame von aparter Schönheit gegenüber, die über anteri und şalvar aus sahneweißem Stoff ein türkisfarben und silbern gemustertes Gewand trug. Ihr Haar war unter einem Turban verborgen, und an jedem ihrer Finger saß ein mit Edelsteinen besetzter Ring. Ihre langen Fingernägel waren geschwungen. Rote Schminke betonte ihre Lippen, schwarzer Kajal ihre Augen.
    Laila wurde aufgefordert, vor der Prinzessin niederzuknien und den Saum ihres Gewandes zu küssen. Behutsam hob die Prinzessin ihr das Kinn an, und Laila wagte es, ihr in die Augen zu blicken.
    „Du bist meinem Vater noch nicht vorgestellt worden, habe ich recht?“, fragte Prinzessin Mihrimah. Ihre Stimme klang gelassen und melodisch, und doch entging Laila nicht, dass auch Macht darin mitschwang.
    „Nein, oh Ehrenwerte. Ich diene Prinz Khadin.“
    Die Prinzessin lächelte dünn. „Ich habe die Geschichten über dich gehört. Dass du allmorgendlich in den Stallungen ein Pferd schulst.“ Mit den Fingerspitzen berührte sie Laila an der Wange. „Ich hätte dergleichen niemals erlaubt. Eine odalık sollte den Harem unter keinen Umständen verlassen.“
    Ihr Bauchgefühl sagte Laila, dass es besser sei, nichts einzuwenden. Hier stand mehr auf dem Spiel, als ihr bewusst war.
    Die Prinzessin faltete die Hände im Schoß. „Man sagt, du habest magische Fähigkeiten im Umgang mit Tieren. Vielleicht gesteht man dir ja ein Schoßtierchen zu.“ Sie lächelte amüsiert. „Oder vielleicht wirst deinerseits du das Schoßtier meines Vaters, sofern du ihm zusagst.“
    Bei der Erwähnung des Sultans krampften sich Laila die Eingeweide zusammen. Sie wollte nicht in sein Bett beordert werden; sie wollte nicht, dass ihr Leben künftig in seinen Händen lag. Ihre einzige Chance, dem Palast zu entfliehen, war Khadin, so viel stand fest. Sofern man ihm erlaubte, den Palast zu verlassen.
    „Werde ich die Ehre haben, dem Sultan zu begegnen?“, fragte sie.
    „Er hat bereits nach dir schicken lassen. Ich bringe dich nun zu ihm.“
    Laila hatte keine Ahnung, wie sie es schaffen sollte, mit einem Mann zu reden, der die halbe Welt beherrschte. Aber womöglich gelang es ihr, Süleyman dazu zu bringen, ihr einige Wünsche zu erfüllen.
    Prinzessin Mihrimah erhob sich, und ein Eunuch öffnete ihnen beiden die Tür. „Wenn du klug bist, schweigst du und bist dankbar für diese Gelegenheit.“ Wachsamkeit stahl sich in ihre Miene. „Was auch immer mein Vater verlangt, verweigere ihm nichts. Khadins Mutter hat den Fehler begangen, mit einer anderen Frau zu tauschen, als eigentlich sie an der Reihe war, das Bett mit dem Sultan zu teilen. Dafür hat er sie töten lassen.“
    Anmutig schritt die valide sultan zur Tür, umflossen von dem türkisfarbenen Gewand. Laila blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen, und ihr ging auf, in welch heikler Lage sie sich befand.
    Sie durchquerten die Frauengemächer und erreichten den Audienzsaal. Die Wände erstrahlten in sattem Blau, Purpur und Gold. Verschlungene Muster waren ins Holz geschnitzt, und der Thron war von einer Marmorbalustrade umgeben.
    Lailas Herz schlug schneller, als sie Khadin zu Füßen seines Vaters sitzen sah. Beim Anblick der zu einer Schlinge verknoteten Kordel auf einem Kissen wuchs ihre Angst. Es war eine Kordel, wie sie zum Strangulieren verwendet wurde.
    Khadin richtete den Blick auf sie, als wolle er sich vergewissern, dass ihr nichts fehlte. Seine Anspannung entging ihr nicht. Laila nickte ihm kaum merklich zu. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht, und sie hatte nicht die geringste Ahnung, was der Sultan mit ihnen beiden vorhatte.
    Wie gern wäre sie zu Khadin geeilt, um sich davon zu überzeugen, dass er wohlauf war. Aber sie wagte nicht, unaufgefordert auch nur einen Muskel zu rühren. Sie wurde vor den Sultan geführt, kniete nieder und küsste den Boden zu seinen Füßen.
    Prinzessin Mihrimah gesellte sich zu ihrem Vater und nahm auf einem gepolsterten Diwan Platz.
    „Du also bist die Beduinin, die mein Sohn auf dem Sklavenmarkt erstanden hat.“ Der Sultan beugte sich vor und nahm sie eingehend in Augenschein. Laila hielt den Blick gesenkt und fühlte sich äußerst unbehaglich dabei, derart abschätzig betrachtet zu werden. Sie wusste nicht, ob von ihr eine Antwort erwartet wurde, und anstatt etwas zu erwidern,

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