Historical Collection 04
bedeutete Khadin alles, und auch er neigte respektvoll das Haupt.
„Ist sie dir so wichtig?“, wollte sein Vater wissen.
Khadin hielt Laila eng umschlungen und nickte. „Wichtiger als alle Schätze meiner Provinz.“ Er wusste, es war gefährlich, die Wahrheit einzugestehen, aber er konnte Laila einfach nicht mehr hergeben. Er umklammerte ihre Taille fester, als könne er seine Liebste dadurch schützen.
Sie hatte ihm in seinen dunkelsten Stunden beigestanden. Als seine Geliebte hatte sie den Mann und nicht den Prinzen in ihm gesehen. Er hoffte inständig, dass sie bei ihm bleiben würde – nun, da es ihr freistand zu gehen.
Ein letztes Mal verbeugte er sich vor dem Herrscher. In diesem einen bittersüßen Augenblick schienen all die gemeinsamen Jahre an ihnen vorüberzuziehen. Als Khadin den Kopf wieder hob, sah er Vergebung in den Augen seines Vaters.
Der Sultan hob zum Abschied die Hand, und die Wachen gaben den Weg frei. Khadin hielt den Blick auf seinen Vater gerichtet, den er, wie er wusste, zum letzten Mal sah. Aber vor allem empfand er Dankbarkeit, für Lailas Leben ebenso wie für sein eigenes.
Im Finstern ritten sie eine ganze Weile dahin, bis zu der Herberge, in der Khadin seine Eskorte und sein Gepäck zurückgelassen hatte. Amir war nicht eben leicht zu bändigen, doch Laila gelang es. Der Stallmeister versprach, das Pferd abzureiben und ihm die allerbeste Pflege angedeihen zu lassen.
In der Abgeschiedenheit ihres Gemachs streifte Khadin seiner Beduinenprinzessin das Übergewand ab, das er ihr gegeben hatte, um sich zu verhüllen. Laila schmiegte sich an ihn und barg das Gesicht an seiner Brust. „Ich hatte schon befürchtet, Euch nie wiederzusehen.“
„Ich hätte dich niemals zurückgelassen, der Gnade meines Vaters ausgeliefert.“ Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und lehnte seine Stirn an die ihre. Er konnte nicht in Worte fassen, was er gerade empfand, aber nichts bedeutete ihm mehr, als Laila in den Armen zu halten.
„Ihr habt das Feuer gelegt, richtig?“
Er schaute sie schuldbewusst an. „Einer meiner Diener hat es getan. Es sollte nicht derart ausufern.“ Und ehe sie ihn tadeln konnte, fügte er rasch an: „Ich habe meinem Vater als Entschädigung eine Truhe voller Edelsteine da gelassen. Allzu viel Schaden hat der Brand ja nicht angerichtet.“ Er streichelte ihr über die Wangen. „Wenn nötig, hätte ich den gesamten Palast in Schutt und Asche gelegt, um dich zu befreien.“
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. In dem Kuss schmeckte er all die Güte und den Mut, die er so sehr an ihr bewunderte.
„Du bist nun frei“, raunte er an der samtigen Haut ihres Halses. „Du kannst tun, was immer du willst.“
Sie fuhr ihm mit den Fingern unter den schwarzen kaftan und schlug diesen zurück, sodass sie seine Brust streicheln konnte. „Was ich mir am meisten gewünscht habe, ist heute Nacht in Erfüllung gegangen.“ Sie zerrte an ihren Kleidern, legte anteri und Unterbekleidung ab und stand schließlich hüllenlos vor ihm.
Khadin strich ihr über die helle Haut. „Wenn du möchtest, dass ich dich zu den Beduinen zurückbringe, so werde ich es tun.“
Laila griff sich in den Nacken, löste ihren Zopf und ließ ihr Haar offen über die Schultern fließen. „Nein, dorthin gehöre ich nicht länger.“
Dabei hatte sie so lange davon geträumt, zu den schwarzen Zelten ihres Volkes zurückzukehren. Sie hatte den Verlust von Familie und Freunden betrauert, aber nun hatte sie Khadin. Irgendwie war es ihm gelungen, sich an ihrem inneren Schutzwall vorbei in ihr Herz zu stehlen. Und sie wollte ihm nicht mehr von der Seite weichen, denn im Innern dieses Prinzen steckte ein redlicher Mann, dem die Belange anderer nicht gleichgültig waren, ja der diese gar über die eigenen stellte. Er war ein Mann, der Laila verstand wie kein anderer.
Sie nahm ihn bei der Hand und wollte ihn zum Bett führen. Sie sehnte sich nach seiner Nähe; danach, ihm zu zeigen, was sie empfand; danach, sich in seinen Armen zu verlieren.
„Warte.“ Khadin schritt zu einer kleinen Truhe am anderen Ende der Kammer und öffnete sie. „Ich habe etwas für dich.“ In seinen Augen blitzte es schelmisch, als er die Hand um etwas schloss. Zunächst erkannte Laila nicht, was es war, aber als sie die Perlenkette sah, entspannte sie sich. Ihr fiel ein, dass er sich dafür entschuldigt hatte, ihr nicht mit Edelsteinen oder Perlen für die gemeinsamen Nächte gedankt zu haben.
„So etwas
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