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Historical Collection 04

Historical Collection 04

Titel: Historical Collection 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Scott , Louise Allen , Joanne Rock
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nasse Haar aus dem Gesicht gestrichen, und sein Perlenohrring funkelte; er erinnerte als einziges noch an den Höfling, den sie früher gekannt hatte.
    Er sah nicht länger aus wie ein Edelmann mit Modebewusstsein, elegant und rücksichtslos, sondern wie ein Stammeshäuptling aus der Vorzeit, roh und wild. Dieser Anblick, der Edward Hartley, den niemand sonst jemals zu sehen bekam, erfüllte sie mit dem gleichen Verlangen wie zuvor.
    Ganz bestimmt sah sie auch nicht aus wie sie selbst. Eher wie ein gerupftes Huhn, zerknittert und müde, wie sie war; nur im Unterkleid, mit bloßen Füßen und wirrem Haar. Sie verbarg ihre staubigen Zehen unter dem Stuhl und sah Edward wachsam an, als er der Feuerstelle den Rücken kehrte und auf sie zukam, um neben ihr niederzuknien.
    Er nahm ihre Hand und küsste sanft ihre Finger. Dann drehte er die Handfläche nach oben und küsste die Innenseite ihres Handgelenks, genau dort, wo ihr Puls wild unter ihrer Haut pochte.
    „Es tut mir leid, Elisabeth“, sagte er mit tiefer, rauer Stimme. „Ich wollte dich nie in diese alte Auseinandersetzung mit hineinziehen. Sobald der Sturm vorüber ist, lasse ich dich nach London zurückbringen.“
    Nach London zurück, in ihr altes Leben, als ob nichts geschehen sei … War es das, was sie wollte? Gestern, in all ihrer Angst und Wut, hatte sie natürlich an nichts anderes denken können. Im Laufe der Nacht hatte sich jedoch in ihr etwas Entscheidendes verändert, etwas, das eine tiefe Wahrheit enthüllte. Nichts konnte jemals wieder so werden, wie es vorher gewesen war.
    Sie legte ihm sanft die freie Hand auf den Kopf. Sein Haar fühlte sich feucht und seidig an. Sie ließ ihre Finger an seiner Wange hinabgleiten. Er spannte den Kiefer an, sein Körper wurde steif, aber er entzog sich ihr nicht.
    „Sag mir, warum ich in Wirklichkeit hier bin“, forderte sie. „Ich muss es wissen.“
    Er sah sie düster an, seine grauen Augen verdunkelten sich. „Also gut“, sagte er. „Das ist das Mindeste, was ich dir schuldig bin.“ Er setzte sich neben ihr auf den Boden, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und zog die Knie an, sodass er seine Unterarme daraufstützen konnte. Seine lederne Hose spannte sich um seine muskulösen Beine.
    „Ich werde es niemandem erzählen“, versprach Elisabeth. „Geheimnisse scheinen an diesem Ort hier gut aufgehoben zu sein.“
    Edward sah sie mit unergründlicher Miene an. Ein kleines, freudloses Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Hast du Geheimnisse, Elisabeth?“
    Jetzt hatte sie eines – ihre Gefühle für ihn, die immer stärker wurden. „Es gibt niemanden, der sich im Leben nichts zuschulden kommen lässt.“
    „Mein Bruder war vollkommen unschuldig. Und deshalb bin ich hier.“
    „Dein Bruder?“, sagte sie überrascht. Sie hatte noch nie von einem zweiten Sohn der Familie Hartley gehört.
    „Jamie. Er war jünger als ich, und es hat auf dieser Welt nie einen so freundlichen und herzensguten Menschen gegeben wie ihn“, fuhr Edward fort. Aus seinem Tonfall hörte Elisabeth deutlich die Liebe zu seinem Bruder heraus – und schrecklichen Schmerz. „Aber er war auch zu vertrauensselig. Deshalb ist er gestorben.“
    „Das tut mir leid“, sagte sie sanft. Sie wollte ihn berühren, ihn in den Armen halten, doch er schien plötzlich wie von einem Eisschild umgeben. Weit weg. Als habe er sich in seiner Trauer und seiner Wut verloren. „Wie ist er umgekommen?“
    „Auf einer Reise in die Neue Welt, einer von Raleighs Plänen für eine neue Kolonie, die es mit denen der Spanier aufnehmen sollte. Jamie ist an Bord an einem Fieber gestorben. Wir haben erst Monate später von seinem Tod erfahren.“
    Elisabeth nickte mitfühlend. Sie hatte grauenerregende Geschichten von den Bedingungen an Bord der Schiffe gehört, die auf lange, gefährliche Entdeckungsreisen gingen. Männer wie Raleigh und Drake machten ein Vermögen auf solchen Reisen, aber viele andere mussten qualvoll sterben, an Krankheiten oder durch Ertrinken. „Wie ist er an Bord eines solchen Schiffes gekommen? Und was hat sein Tod mit dem zu tun, was hier passiert ist?“
    „Er hat diese Reise angetreten, weil er den Großteil seines Vermögens verloren hatte. Er hatte sich von einem Mann, den er für seinen Freund hielt, zu einem abenteuerlichen Plan überreden lassen. Dann war Jamie zu beschämt, um unserem Vater gegenüberzutreten und seinen Fehler einzugestehen, und er dachte, er könnte sich sein Geld zurückholen, indem er auf

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