Historical Collection Band 01
wenig über deine Umstände“, begann er schließlich. „Sutcliffes Reisegruppe verließ Algier kurz nach der Schlacht im November, aber es kam nie eine Nachricht aus Mascara, dass er dort angekommen wäre. Geplant war eine Reise von Algier nach Mascara und ein Halt bei allen Stämmen zwischen den beiden Städten.“
„Ist das auch deine Mission?“
Er zuckte vage die Schultern. Selbst jetzt vertraute er sich ihr nicht ganz an. „Du wirst mir vertrauen müssen“, kam sie ihm abrupt zuvor. „Vielleicht wird dir mein Teil der Geschichte dabei helfen. Die Reisegruppe meines Vaters wurde von den Plünderern des Scheichs aus dem Hinterhalt angegriffen. Dich wird er auch töten lassen, sollte er erfahren, dass du gekommen bist, um herauszufinden, ob die Stämme beabsichtigen, sich dem Emir anzuschließen.“
Alex ließ sich keine Regung auf ihre Warnung anmerken. „Und du? Was wird aus dir in all diesem Aufruhr?“ Er streichelte fast geistesabwesend ihre nackte Haut.
Jetzt war ihre Gelegenheit. Sie beugte sich entschlossen vor und küsste ihn auf den Mund. „Nimm mich mit dir, wenn du gehst. Ich bin die Sklavin des Scheichs. Bitte ihn, mich dir zum Geschenk zu machen“, flüsterte sie.
„Und wenn das scheitert? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er erpicht darauf ist, sich von dir zu trennen.“
„Finde einen anderen Weg. Ich weiß, dass ich nicht wenig verlange.“ Sie begegnete seinem Blick mit all der Würde, die sie – nackt in seinem Bett liegend – aufbringen konnte. „Nichts anderes ist wichtig. Nimm mich nur mit dir. Ich wurde nicht vom Scheich geschickt, um dich auszuspionieren. Ich habe dich vielmehr gewarnt. Im Grunde könnte ich sogar behaupten, dass ich dir dadurch das Leben gerettet habe und du mir somit ein Leben schuldest.“
„Das Gesetz der Wüste“, meinte er leise. „Ein Leben für ein Leben.“
„Und ich wähle meins im Austausch gegen deins“, fuhr Susannah fort.
„Dann sollst du es bekommen“, flüsterte Alex. „Wenn wir das moussem verlassen, kommst du mit uns. Mein Wort darauf.“ Er besiegelte seinen Schwur mit einem heißen Kuss.
Susannah sah, wie erregt er war, und umfasste ihn. Zu ihrer Erleichterung begehrte er sie immer noch.
Er wollte protestieren, doch sie legte einen Finger auf seine Lippen und schüttelte den Kopf. „Ich will keine Beteuerungen deiner Ehre und Anständigkeit hören, Alex. Es gibt nichts, weswegen du ein schlechtes Gewissen haben müsstest.“ Sie zog ihn an sich, begierig, ihn wieder in sich zu spüren. Gleich darauf gab er nach. Im Augenblick reichte es ihm, dass sie ihn von aller Schuld freisprach. Nur ein Dummkopf würde das Paradies auf Erden warten lassen, und Alex Grayfield hatte bewiesen, dass er ein wahrlich weiser Mann war.
Ich werde mich an diesen Kuss erinnern, dachte Susannah später, als sie in ihr eigenes Zelt schlüpfte. Es gab Dinge, die heiliger waren als selbst Worte oder Verträge. Alex begehrte sie zu sehr, um sie im Stich zu lassen. Doch zu ihrem Erstaunen war das Begehren nicht einseitig. Auch sie empfand etwas für ihn. Dabei hatte sie lediglich gehofft, ihn mit einer Verführung an sich zu binden. Immerhin war ihr Körper die einzige Währung, in der sie im Lager des Scheichs zahlen konnte. Sie hatte aber nicht gedacht, dass sie sich auf eine Weise an Alex erfreuen würde, die alles Sinnliche übertraf. Alex Grayfield hatte sich ihr heute auf so viele Arten offenbart, die nichts mit seinem nackten Leib zu tun hatten. Er war voller Zartgefühl gewesen, wenn es um ihr eigenes Vergnügen ging, und er hatte Interesse an ihren Gedanken und ihrer Person gezeigt. Seine Fragen über ihre Gefangenschaft hatten sich auf ihren persönlichen Leidensweg und nicht auf die Bedeutung für die politische Situation konzentriert. Diese Eigenschaften waren tatsächlich genauso verführerisch wie sein hinreißender Körper, in gewisser Weise sogar noch mehr. Ihrer Erfahrung nach waren Männer, die die Bedürfnisse anderer Menschen vor die eigenen stellten, unendlich selten.
Susannah hatte gewusst, dass Alex Grayfields Anwesenheit alles ändern würde, aber nicht geahnt, wie sehr. Es wäre so leicht, ihn zu lieben. Nicht, dass es etwas ausmachte. Welcher Mann würde eine Frau zu seiner Gattin nehmen wollen, die so schamlos vor den Augen vieler Männer getanzt hatte wie sie? Sie war vielleicht eine passende Gefährtin für einige wenige Nächte der Leidenschaft. Eine passende Gattin allerdings? Sie war klug genug, um zu wissen, dass
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