Historical Collection Band 01
er ihre Hand und küsste die Fingerspitzen.
Sie sah ihn an. „Ich habe ein Schriftzeichen gemalt.“
„Welches?“
Ihr Herz begann im gleichen Moment wild zu flattern, als ihr Blick sich in den Tiefen seiner Augen verlor, in denen so viel Liebe für sie zu lesen war.
„Takeshi.“
Er nickte. „Was so viel heißt wie Krieger, ich weiß. Aber seit ich dich kenne, mache ich die Erfahrung, dass ich mehr bin als das.“
„Du bist ein Führer, ein Dichter, und du bist mein Geliebter.“ Miku lächelte voller Stolz. „Dennoch wirst du immer ein Krieger sein, und dafür liebe ich dich.“
Takeshi sah sie an. „Und ich dich.“ Er küsste sie.
Als er nach einem langen Augenblick wieder sprach, klang seine Stimme tief und gefühlvoll. „Dein Onkel hatte für heute eine Hochzeit geplant. Wir werden ihm Nachricht nach Kyoto senden, dass die Ehe vollzogen wurde.“
„Wenn dies dein Wille ist, soll es so sein.“ Mikus Wangen röteten sich sanft, als sie dem Mann, der von jetzt ab ihr Gatte sein würde, in die Augen sah. „Denn du bist der Herr dieses Anwesens.“
Takeshi zog die Nadeln aus ihrem Haar und kämmte mit den Fingern durch die lang herabfallenden glänzend schwarzen Strähnen. „Und du die Herrin meines Herzens.“
– Ende –
Bronwyn Scott
Schleiertanz unterm Wüstenmond
* * *
Nördlicher Teil der Algerischen Sahara, Mai1833
A lex Grayfield entrollte die langen Stoffbahnen seines Turbans, atmete tief die Nachtluft ein und stieß sie mit einem genussvollen Seufzer wieder aus. Am Horizont beleuchteten flimmernde Fackeln einen weiten Bereich voller Zelte – ein Beduinendorf, das sich aus dem Sand erhob. Leise Musik und Gelächter drangen ein ladend die ganze Strecke bis zu ihnen herüber. Alex atmete wieder tief ein und schloss zufrieden die Augen. Neben sich hörte er Crispin Ramsdens Pferd im Sand tänzeln.
„Riechst du, was ich rieche?“ Alex atmete fast ehrfürchtig aus. Gott, er liebte die Wüste. Hier draußen war er frei.
„Ärger?“ Crispin lachte leise.
„Frauen.“
„Ist das nicht dasselbe?“
Sie lachten gemeinsam in der zunehmenden Dunkelheit, ließen ihre Pferde galoppieren, beide begierig darauf, das Lager zu erreichen, nun da die Reise fast beendet war. Algier mit seinen engen Gassen und intensiven Fisch- und Gewürzgerüchen lag zwei Tage hinter ihnen, der Rand der Wüste vor ihnen.
„Man kann sie unmöglich von hier aus riechen“, meinte Crispin freundlich, aber herausfordernd.
„Du vielleicht nicht“, erwiderte Alex spöttisch. Er lächelte. „Ich rieche Weihrauch und Wein und Fleisch am Spieß. Nur Frauen können diese köstlichen Düfte herbeizaubern.“
„Frauen bedeuten Gefahr“, warnte Crispin ihn und nicht ohne Grund. In ganz Europa erzählte man sich von seinen gewagten Liebesabenteuern.
„Nun, auf dem Gebiet weißt du natürlich am besten Bescheid.“ Alex zuckte die Achseln. „In jedem Fall lauert die Gefahr auf uns, auch ohne Frauen.“ Ihre Reise in die Wüste war kein Vergnügungsausflug. Er und Crispin waren zu dieser Versammlung von Beduinen geschickt worden, um die politische Stimmung der Nomaden einzuschätzen.
Algier hatte vor den Franzosen die Waffen gestreckt, und England wollte wissen, ob es etwas gewinnen konnte, wenn es die Wüstenrebellen unterstützte, die sich gegen die französische Besatzung aufbäumten. Unter dem Befehl Abd al Qadirs, des Emirs von Mascara, hatten sich nach ihrem Sieg bereits zahlreiche Aufständische versammelt. Im November hatte die Armee des Emirs einen französischen Vormarsch in die Wüste gestoppt. Würden auch andere, angespornt durch den Erfolg des Emirs, an dem Kampf zur Befreiung Algiers teilnehmen? Wenn ja, könnte vielleicht auch England in seinem Versuch, die wachsende Macht des französischen Kolonialismus zu beschränken, im Verborgenen ein wenig helfen. Alex und Crispin waren sich beide der Wichtigkeit ihrer Mission bewusst. Wer die Wüste beherrschte, beherrschte Nordafrika.
„Gibt es einen Verbindungsmann, oder sollen wir da einfach auftauchen und beten, dass wir nicht auf der Stelle getötet werden?“ Crispin lenkte das Gespräch auf ernstere Themen, nun, da sie jeden Moment im Lager ankommen würden. Sie waren nicht die ersten Gesandten, die versuchten, diesen Ort zu erreichen, vielleicht aber die ersten, die es in intaktem Zustand taten. Vor sechs Monaten war Lord Sutcliffe mit seiner Reisegruppe, darunter seine Tochter, von Algier aufgebrochen. Keiner von ihnen war allerdings an
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