Historical Collection Band 03
beanspruchen.
Deshalb musste sie sich dem Jäger mit der unbefangenen Verführungskunst einer jungen Küchenmagd nähern. Hätte sie solche Begegnungen bloß aufmerksam studiert, statt den Blick von gelegentlichen Liebespielen in den dunklen Ecken der Halle oder in schattigen Winkeln zwischen den Wandbehängen der Korridore abzuwenden …
Jetzt ließ der Jäger den Blick seiner goldbraunen Augen über die Hecke hinwegschweifen, die Isolda rings um ihr winziges strohgedecktes Cottage gepflanzt hatte. Ihr Herz pochte schneller, von jener seltsamen Erregung erfüllt, die sie nur plagte, wenn sie ihn sah. Wie üblich redete sie sich ein, das würde nur geschehen, weil sie ihm die angestrebte Mutterschaft zu verdanken hoffte.
Andererseits – in der Gesellschaft ihres Verlobten, bevor ihre Welt zerstört worden war, hatte sie nie solche Gefühle empfunden.
„Wer ist da?“ Die Stimme des Jägers verschaffte ihr einen neuen Eindruck. Bisher hatte er nie gesprochen und nur nach seinem Zwergfalken gepfiffen, wenn der im Sturzflug einen Vogel erlegen sollte.
Der Wohlklang dieses tiefen Baritons schien in ihren Adern widerzuhallen – ein einladendes Echo, das sie beruhigte und ermutigte, ihr Versteck zu verlassen.
An die dornige Hecke gewöhnt, glitt sie mühelos zwischen stacheligen Hindernissen hindurch und trat hinaus. Ins Blickfeld.
„Seid gegrüßt, Sir“, begann sie, unsicher in der Wahl ihrer Worte, aber sie tat ihr Bestes, um einen warmherzigen Ton anzuschlagen. „Gewiss habt Ihr einen langen Weg zurückgelegt, da Ihr in einen so abgeschiedenen Teil der Wälder geraten seid. Hattet Ihr eine angenehme Reise?“
Schweigend musterte er sie – mit der gleichen stillen, raubtierhaften Konzentration, die sie oft genug beobachtet hatte, wenn er sich an eine Beute heranpirschte.
Noch nie war sie ihm so nahe gewesen, noch nie hatte sie ihn so eingehend betrachtet. Er besaß die geschmeidige Kraft und muskulöse Anmut eines Hengstes. Sein Aussehen erinnerte sie nicht an die fremdartige äußere Erscheinung der Normannen. Allerdings waren die goldbraunen Augen ungewöhnlich für einen Schotten. Das schimmernde, fast schwarze Haar zeugte von guter Gesundheit und sorgsamer Körperpflege, was zu den vielen Gründen zählte, warum sie ihn für die besondere Aufgabe ausgesucht hatte.
In die gedämpften Schattierungen des Waldes gekleidet, trug er dunkle Beinkleider, die seine muskulösen Oberschenkel umspannten und an den kraftvollen Waden endeten. Oberhalb der Fußknöchel geschnürt, schützten ihn Stiefel vor dornigem Gestrüpp und ermöglichten ihm geräuschlose Schritte.
Seine Tunika wies eine schmutzig-graue Farbe auf, wie man sie bei Feldarbeitern sah. Aber die feine Fältelung und die schmückende Stickerei um den Ausschnitt herum verrieten einen vornehmeren Status. Ein enteigneter Adeliger? Der Gedanke erschreckte Isolda. Nein. Kein Edelmann würde so oft allein im Wald zur Jagd gehen wie dieser Krieger. Zudem prangten keine Juwelen oder kunstvoll geschnitzte Schnörkel am Griff seines Schwerts. Ein schlichter Lederriemen diente ihm als Gürtel. Darin steckte an der Hüfte ein einfaches kleines Messer, das er vermutlich bei seinen Mahlzeiten benutzte.
„In der Tat, ich unternahm eine lange Reise“, bestätigte er schließlich. Während er sprach, fesselten seine sinnlich geschwungenen Lippen ihren Blick. „Befinde ich mich in der Nähe einer Stadt, weil ich einer schönen Maid begegne, die ich nie zuvor sah?“
„Oh, ich wasche meine Kleider dort drüben am Fluss“, log sie und zeigte in eine Richtung, die von ihrer Hütte wegführte. Denn er durfte nicht feststellen, wo sie wohnte. Wenn sie Glück hatte, würde er sie für eine einfache Wäscherin halten und später nicht nach ihr suchen. Dann würde das Kind einzig und allein in ihrer Obhut aufwachsen. Ermutigt machte sie ihm ein kühnes Angebot. „Soll ich auch Eure Sachen waschen?“
Sobald sie ihren Vorschlag geäußert hatte, bemerkte sie ihren falschen Tonfall. Viel zu sanft, nicht atemlos genug. Nicht so kokett, wie sie erfahrene Frauen hatte reden hören. Doch die Worte an sich wirkten so unsittlich, dass es ihr schwergefallen war, ihnen eine noch anzüglichere Bedeutung zu verleihen.
„Haltet Ihr Euch ohne den Schutz eines Mannes hier draußen auf?“, fragte er und schaute sich auf der kleinen Lichtung nach einem Gefährten um.
Als Isolda die Besorgnis aus seiner Stimme heraushörte, erkannte sie, wie schlecht sie die Chancen ihrer
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