Historical Collection Band 03
atmen, sah Daniel in das schöne Gesicht und spürte, wie sie seinem sinnlichen Zauber endgültig verfiel.
Sie begehrte ihn so sehr! Wenn er sie doch nur wieder so streicheln würde wie in ihrer Hochzeitsnacht. Und auch sie wollte ihn streicheln und dieses Mal endlich erfahren, was es hieß, wirklich von ihm in Besitz genommen zu werden.
Vor allem anderen aber sehnte sie sich nach Daniels Liebe …
Abrupt wandte sie den Kopf, bevor Daniel sie küssen konnte. „Wir sollten wirklich wieder heimkehren, Mylord“, sagte sie fest, stand hastig auf und entfernte sich schnell von ihm.
Daniel setzte sich auf, deutlich unzufrieden mit dem Lauf der Dinge. „Wir haben noch sehr viel Zeit, bevor wir nach Hause müssen, um uns für das Dinner umzuziehen, Alice.“
„Ich möchte aber vorher ein Bad nehmen, Mylord“, erwiderte sie. Er fand, dass sie in ihrem grünen Kleid und den dunklen Locken, die sich an ihren Schläfen und dem Nacken ringelten, unglaublich unschuldig aussah.
Trotzdem glaubte Daniel nicht, dass Alice so unschuldig war, nicht zu wissen, was sich eben gerade zwischen ihnen abgespielt hatte. Und was sie erfolgreich unterbrochen hatte. Seine Enttäuschung unterdrückend, erhob auch er sich. In gewisser Weise war sein Leben in London so viel einfacher gewesen als hier auf dem Land, wo er eigentlich nur Ruhe und Entspannung hätte finden sollen und doch keins von beidem fand.
In London wusste er, wie er sich verhalten musste, und fühlte sich in seiner Rolle des Verführers und Lebemanns wohl.
Doch hier mit Alice auf Wycliffe Hall wurde eine andere Rolle von ihm erwartet. Mit ihrem Verhalten, mehr noch als mit ihren Worten, sagte sie ihm genau das. Langsam, aber eindringlich verwickelte sie ihn in die Leitung des Guts und in das Leben der Menschen, die für ihn arbeiteten. Wegen Alice und der Anständigkeit, die ihr so eigen war, war er sich seiner Verantwortung bewusst geworden und dachte inzwischen sogar ernsthaft daran, im Herbst seinen Sitz im Oberhaus einzunehmen. Und nicht nur das, er überlegte doch tatsächlich, ob er nicht auch Wycliffe Hall und das Gut selbst verwalten sollte.
Das musste aufhören. Und zwar sofort, bevor er zu dem Mann wurde, den Alice sich wünschte, und er sich zu allem Übel auch noch in sie verliebte.
7. KAPITEL
A lice sah Daniel betroffen dabei zu, wie er die Decke zusammenfaltete, recht enttäuscht darüber, dass er keinen größeren Widerstand geleistet hatte. „Ich könnte vielleicht dazu überredet werden, ein wenig länger zu bleiben, Mylord“, sagte sie ermutigend.
Doch dieses Mal ließ sich Daniel nicht von ihrem neckenden Ton rühren. Seine Miene war kalt und abweisend. „Ich muss noch einige Dinge erledigen, bevor ich nach London abreise.“
Alice sah ihn erstaunt an. Daniel hatte nicht erwähnt, dass sie nach London fahren würden. „Ich habe aber noch nicht packen lassen, Mylord. Sie haben mir nicht gesagt, dass wir heute …“
„Weil nicht wir abreisen, Alice“, unterbrach er sie barsch. „Dein Platz ist hier auf dem Gut. Ich hingegen brauche dringend anspruchsvollere Vergnügungen, die ich kaum hoffen kann, hier auf dem Land zu finden.“
Was er mit seiner Anspielung meinte, war Alice nur allzu klar. Plötzlich spürte sie, wie ihr die Tränen kamen. Sie hatte versagt. Sobald Daniel erst wieder in London sein würde – vielleicht auch wieder in Lady Teresa Benbows Armen –, würden Wochen, womöglich Monate vergehen, bevor er nach Wycliffe Hall zurückkam. Erst dann würde sie wieder eine Gelegenheit bekommen, ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn liebte – und Daniel dazu zu bringen, dasselbe für sie zu empfinden.
Entschlossen stellte sie sich ihm in den Weg. „Ich wünsche, mit Ihnen zu gehen.“
„Du kannst dir wünschen, was du willst, Alice“, fuhr er sie an und bedauerte es sofort, als er die Tränen in ihren Augen sah. „Ich habe Zeit mit meiner Frau auf dem Land verbracht, und nun ist es Zeit für mich, das Gras von meinen Sachen abzuklopfen, die Tinte von meinen Fingern zu wischen und zu dem Leben zurückzukehren, das ich nun einmal vorziehe!“
Für Alice war jedes seiner Worte wie ein Messerstich ins Herz – das Herz, das inzwischen ganz und gar Daniel gehörte, das er aber offenbar gar nicht haben wollte.
Nein, das stimmt nicht, dachte sie verzweifelt. Daniel musste etwas für sie empfinden, sonst hätte er sich nie ihr zuliebe um ihren Bruder und dessen Problem mit Lady Constance gekümmert.
Alice straffte die Schultern,
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