Historical Collection Band 5
schritt er durch den Raum und gab vor, nicht zu bemerken, wie sie vor ihm zurückschreckte. Ohne innezuhalten ging er an ihr vorüber und blieb vor dem mit einem Baldachin überspannten Bett stehen. Mit einer Hand löste er die Schnalle seines Gürtels und ließ ihn zu Boden fallen. Dann setzte er sich auf die Matratze, eine Hand auf dem Knie.
„Mädchen“, forderte er sie auf. „Hilf mir mit meinem Waffenrock.“
Langsam atmete Giselle durch und versuchte, die nervöse Spannung in ihren Gliedern zu lösen. Gehorche, sagte sie sich. Sie musste ihn bei Laune halten. Nervös schluckte sie und trat vor, weg von der tröstlichen Wärme des Feuers. Sie fühlte sich leicht schwindlig, während sie sich ihm näherte, doch sie konnte den Blick nicht von seinem Gesicht lösen. Im schwachen Schein des Feuers wirkte sein markantes Kinn sogar noch ausgeprägter, und ein Wiederschein der orangeroten Flammen tanzte in seinen Augen.
Und doch …
Er war sogar noch schöner mit seiner von den Flammen in warmes Licht getauchten Haut. Sein Gesichtsausdruck wirkte beherrscht, doch sie erkannte den Anflug von Gefühlen in seinen Zügen. Entschlossenheit. Ungeduld. Sehnsucht? Giselle wusste bereits, dass er ihren Körper begehrte. Ihre bloße Anwesenheit in diesem Raum war der Beweis dafür. Doch konnte sie zu hoffen wagen, dass in diesem Blick mehr lag als gefühllose Begierde? Konnte sie für ihn je mehr sein als ein flüchtiges Vergnügen? Als sie nur noch ein Schritt von ihm trennte, erlaubte sie sich die Frage, ob er wohl sanft sein würde.
Eustache beobachtete sie. Ihre Bewegungen waren fließend und anmutig, und er bewunderte die Art, wie der Stoff ihres Hemdes sich an die Rundung ihrer Hüfte schmiegte. Direkt vor ihm blieb sie stehen, so nahe, dass der Saum ihres Nachthemds über seine Stiefel strich. Sein Blick wanderte über ihren Körper und ruhte schließlich auf ihrem schönen Gesicht.
„Mein Waffenrock“, erinnerte er sie, leise und sanft.
Sie beugte sich vor, umfasste den Saum seines Obergewandes, und er hob die Arme, damit sie es ihm über den Kopf ziehen konnte. Die raue Wolle zerzauste ihm die Haare, und bei seinem verstrubbelten Anblick musste sie beinahe lächeln. Er nahm ihre Belustigung grollend zur Kenntnis und zog sich das leinene Unterhemd aus, womit er seinen Oberkörper vollständig entblößte.
„Leg ihn dort hinüber“, wies er sie an und deutete auf einen Stuhl neben dem riesigen steinernen Kamin.
Giselle riss sich vom Anblick seiner muskulösen Brust los, drückte den Waffenrock an sich und ging zu dem Stuhl, während er sich die Stiefel aufschnürte. Er zog sie aus, schleuderte sie in eine Ecke und richtete sich dann wieder auf, gerade rechtzeitig, um Giselle wieder auf sich zukommen zu sehen. Der Schein des Feuers durchdrang den Stoff ihres Hemdes, und ihm wurde mit einem Mal klar, dass sie darunter vollkommen nackt war. Während sie sich näherte, sah er die Schatten und Täler ihrer intimsten Formen und die dunklen, steil aufgerichteten Knospen ihrer Brüste. Hitze sammelte sich in seinen Lenden, und er ballte die Fäuste, während er hart zu werden begann.
„Komm“, sagte er und streckte ihr seine große Hand entgegen.
Sie legte ihre Finger hinein, und als er sie zu sich zog, spürte er den wild flatternden Puls an ihrem Handgelenk. Sie war ein zierliches, zerbrechliches Ding – eine Frau wie sie hatte er noch nie zuvor berührt. Er war an dralle rotgesichtige Tavernenmatronen gewöhnt oder an die derben Kriegshuren. Keine dieser Frauen war so anmutig, so lieblich gewesen wie dieses Mädchen, das jetzt vor ihm stand. Ihre Schönheit, so zart und erlesen, schien beinahe überirdisch zu sein, wie die letzten Sonnenstrahlen an einem Sommerabend.
In diesem Augenblick wusste Eustache, dass er mehr von ihr wollte als nur diese eine Nacht – er wollte sie einfangen und nie wieder loslassen.
„Hast du Angst?“, fragte er rau.
Sie schüttelte den gesenkten Kopf.
„Nein, mon seigneur “, antwortete sie leise.
Er nahm ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und hob ihren Kopf an. Obwohl sie stand und er saß, waren ihre Augen auf gleicher Höhe. Er musterte sie, und sie versuchte, sich unter seinem prüfenden Blick nicht zu winden. Doch schließlich gab sie es auf und sprach die Wahrheit aus.
„Ich fürchte mich nicht vor Euch, mon seigneur “, gestand sie und errötete. „Aber ich habe Angst.“
Langsam nickte er, und seine Finger schlossen sich etwas fester um ihre
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