Historical Exclusiv 45
leichter Gegner.
Seine Rüstung war aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt, in allerlei Kämpfen zusammengestohlen, dessen war Yves sich sicher. Die abgenutzten ledernen Brustplatten hatten sich durch das Alter verfärbt. Die wollenen Beinlinge waren über den Stiefeln mit Lederriemen verschnürt. Seine ganze Kleidung setzte sich aus verschiedenen Brauntönen zusammen, und Yves war fest davon überzeugt, dass er im Wald kaum auszumachen war.
Kein Ritter, nichtsdestotrotz ein Kämpe. Saint-Roux brauchte jede sicher geführte Klinge, sei sie von einem Edelmann geschwungen oder nicht, wenn er sein Ziel erreichen wollte.
Der Mann zuckte die Schultern. „Den Erben von Perricault aus der Festung herauszuholen ist eine Aufgabe, über die wir alle die letzten sechs Monate grübelten, ohne eine Lösung zu finden. Es ist wie ein Rätsel, das die Gedanken die ganze Zeit gefangen hält.“
Der Chevalier beobachtete, wie der Söldner seinen Blick über die Zeichnung gleiten ließ, als ob er versuchte, das Rätsel sofort zu lösen. Es schätzte die Entschlossenheit, mit der er Gabrielle helfen wollte. „Wie ist Euer Name?“
„Seymour de Crecy, Herr.“
„Ihr habt Euren Schwur für Perricault geleistet?“
„Vor Michel de Perricault selbst“, räumte dieser ein. Seine Augen verengten sich, als er auf Yves’ Blick traf. „Möge Gott seiner Seele gnädig sein.“
Saint-Roux hielt dem Blick des Mannes stand. Er sollte sehen, dass er um die Umstände, die zu Michels unglückseligem Dahinscheiden führten, wusste. „Trotzdem habt Ihr nicht danach getrachtet, in andere Dienste zu treten, nachdem Euer Herr so frühzeitig sein Ende fand?“
Seymour verzog die Lippen zu einem schurkischen Lächeln. „Es packt selbst das Herz des hartgesottensten Kriegers, wenn ein Junge von der Seite der Mutter gerissen wird. Ist es nicht so?“, fragte er leise.
Yves war plötzlich froh, diesen fähigen und loyalen Kämpfer an seiner Seite zu haben. Es war von großem Nutzen, ergebene Männer um sich zu haben, wenn es galt, gemeinsam die Schwerter zu erheben, denn ihr Verhalten bei Gefahr war sicherer einzuschätzen.
Trotz seiner gefühlsmäßigen Zustimmung und der Ergebenheit des Mannes dem Hause Perricault gegenüber in der Vergangenheit konnte Yves nicht einfach jemandem vertrauen, den er erst kurz kannte. Und es gab nur einen sicheren Weg, um die Verlässlichkeit seiner Worte zu prüfen.
„Ich möchte, dass Ihr mir den Treueid schwört“, sagte er.
Seymour schaute plötzlich auf und warf einen kurzen Blick auf Gabrielle, die ganz in der Nähe stand.
„Stimmt Ihr dem zu, Madame?“, fragte de Crecy offensichtlich besorgt.
„Ich habe ihm meinen Eid bereits geleistet“, warf Leon ein, der hinter Yves stand.
Es schien, als wäre dies Zusicherung genug, die Seymour brauchte. Der Söldner richtete sich hoch auf und zog stolz sein Schwert. Er bot dem Chevalier das Heft der Klinge. „Ich bin bloß ein Mann, der zum Kampfe angeworben wird, Herr. Doch es ist mir eine Ehre, Euch und Madame de Perricault zu dienen, um den Erben von Perricault zu befreien.“ Er sank auf ein Knie.
Yves hatte an diesem Schwur nichts auszusetzen. Er hob den Blick von Seymours gebeugtem Haupt und sah die anderen Männer vor ihm in einer Reihe stehen, bereit, ihm den Treueid zu schwören. Gabrielle stand stumm daneben, und der Feuerschein ließ ihre unbeweglichen Züge in einem goldenen Licht erstrahlen.
Yves meinte Kummer in ihrem Gesicht lesen zu können, ehe sie sich rasch abkehrte und in die Schatten der Nacht trat. Er runzelte verwirrt die Stirn. Alles stimmte – in der Tat, alles ging besser, als er es erwartet hatte.
Warum war die Dame beunruhigt?
Er blickte zu den Männern, dann zu Gabrielle. Er konnte sich sein Verlangen, hinter ihr herzulaufen, um die Ursache ihrer Verstimmung zu ergründen, nicht erklären. Lagen seine Pflichten nicht hier, bei den Männern? Welchen Grund gab es, der Laune eines Weibes wegen so aufgewühlt zu sein?
7. KAPITEL
V erzeiht Herr!“ Mit diesen Worten tauchte Seymour neben Yves auf, als das Feuer bereits zu Asche herabgebrannt war. Er sprach mit gesenkter Stimme. „Ich habe etwas vernommen, das vielleicht von Interesse ist.“
„Tatsächlich? Warum habt Ihr nicht früher etwas gesagt?“
Der Mann zuckte die Achseln. „Ich hielt es für klüger, es Euch alleine mitzuteilen.“ Er verzog sein Gesicht. „Seht, Herr, ich wollte nichts vor den anderen sagen, da ich nicht sicher bin, ob es wahr ist oder
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