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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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Charakter seines Bruders vernommen hatte.
    Als sie die großen Tore Sayernes passierten, spürte er einen Druck auf seinem Herzen. Der Außenhof war so karg wie schon vor Jahren. Die Kälte, die die Steine im Abendlicht ausstrahlten, brachte die Erinnerungen zurück.
    Sein Vater hatte ihn in jener Ecke geschlagen. Yves’ Mund wurde trocken, und er wandte den Blick ab, doch die Erinnerung war nicht so schnell auszulöschen. Kindheitsgefühle von Versagen und Unvollkommenheit bestürmten ihn.
    Der Eingang zu den Stallungen lockte wie früher, und er hätte zu gerne gewusst, ob der alte Pferdeknecht noch lebte. Die Nachmittage, an denen er mit den Hunden des Knechtes gespielt hatte, waren die einzigen schönen Erinnerungen an seine Kindheit. Doch das Bewusstsein, dass diese Momente geheim und verstohlen waren, warf einen Schatten darüber.
    Dies war indes nicht die Zeit für solch alberne Erinnerungen. Er musste in die Halle gehen und seinen Bruder überzeugen, zusammen mit ihm zu Gabrielles Rettung loszuziehen.
    Er stieg ab und hoffte, dass er unbekümmert wirkte, obgleich sein Herz bis zum Hals klopfte. Ein Knappe brachte ihn mit höflicher Geste zum Wohnturm. Saint-Roux holte tief Luft und trat über die Türschwelle, die er niemals mehr hatte überschreiten wollen.
    In der Halle, die er durchschritt, war es ruhig. Erinnerung an die damalige Zeit kehrte zurück. Einige Männer saßen beieinander und tranken Wein.
    Der Knappe stieg die Treppe rasch empor. Er konnte nicht ahnen, wie sehr Yves innerlich aufgewühlt war, und dass er jeden Moment erwartete, dass sein Vater in der Dunkelheit des Treppenabsatzes auftauchte.
    Die Tür zur Kemenate war nur angelehnt, und warmer goldener Kerzenschein schimmerte hinaus auf den Holzfußboden des Korridors.
    „Ich werde dich gehörig schlagen, Weib, und dann wirst du den Zug bereuen“, knurrte ein Mann.
    Yves nahm eine starre Haltung ein, denn dies waren genau die Worte, die er aus dem Mund seines Bruders erwartet hatte.
    Der Knappe pochte jedoch an die Tür und schien völlig unbesorgt, häuslicher Gewalt gegenüberzustehen. Sayerne hat sich nicht verändert! war Yves’ erster Gedanke. Übergriffe waren so gewöhnlich hier, dass jeder einfach darüber hinwegsah.
    Er schalt sich einen Narren, dass er hierher zurückgekehrt war.

11. KAPITEL
    E ine Frau im Inneren der Kemenate lachte. „Dazu werdet Ihr keine Gelegenheit haben“, erwiderte sie mit frecher und trotziger Stimme, was unter den Umständen entschieden unangebracht schien.
    Der Knappe lächelte verhalten und pochte erneut.
    „Wer da?“, rief ein Mann.
    „Ein Besucher, Herr“, verkündete der Junge. „Chevalier Yves de Saint-Roux.“ Er trat beiseite und winkte dem Ritter einzutreten.
    Saint-Roux trat in das hell erleuchtete Gemach, gerade als Quinn sich überrascht umwandte.
    Goldene Augen wie seine eigenen blickten ihn entschlossen und ruhig an. Rotbraune Haare wie jene von Annelise schimmerten im Kerzenlicht. Dieser Mann war größer und hatte breitere Schultern als Jerome de Sayerne.
    „Yves de Saint-Roux?“, fragte er.
    Ein Schauer durchfuhr Yves, denn er war sicher, es würde nichts Gutes herauskommen, sollte sein Bruder seine wahre Identität erraten.
    „Der Herzog sendet seinen Marschall zu mir?“, wunderte Quinn sich, und der Chevalier atmete innerlich erleichtert auf. „Es muss etwas Ernstes geschehen sein, aber der Herzog soll wissen, dass er auf meine Hilfe zählen kann.“
    Der Knappe verließ das Gemach auf leisen Sohlen, und Yves bemühte sich, Haltung zu bewahren. „Es ist eine Angelegenheit in unmittelbarer Nachbarschaft, die mich heute hierher führt.“
    „Dann kommt!“, sagte Quinn und bot ihm die Hand. „Ich bin Quinn de Sayerne. Eure Männer und Tiere wurden versorgt?“
    „Eure Diener kümmern sich um alles.“
    Quinn wies zum Tisch, wo er gesessen hatte. „Kommt und trinkt etwas von dem Wein. Dann erzählt mir, was Euch beunruhigt.“
    „Aha!“, erklärte die Dame, deren Stimme er schon zuvor gehört hatte. Yves betrachtete sie zum ersten Mal. Er war überrascht, solch schelmisches Lächeln in ihrem Gesicht zu sehen. Hatte sein Bruder nicht eben gedroht, sie zu schlagen? Ihre Augen strahlten, als sie etwas vom Tisch nahm und damit zwei gleiche dunkle Figuren übersprang.
    „Ich werde Euch jetzt schlagen, Quinn de Sayerne!“, erklärte sie, dann steckte sie eine der Figuren in den Mund.
    Jetzt erst bemerkte Saint-Roux, dass sie beim Damespiel waren.
    „Melissande! Du wirst

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