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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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einem erstickten Schrei fuhr sie herum und floh.

4. KAPITEL
    S ein Arm umfing ihre Mitte, noch ehe sie einen Schritt getan hatte.
    „Setzt Euch vor aller Augen gegen mich zur Wehr“, zischte er durch die Zähne, „und die Männer lecken sich die Lippen vor Gier.“
    Seine Worte trafen Yvaine mit der Wucht eines Schlages. Stockend holte sie Atem und fürchtete zu ersticken, als er sie fester an sich drückte. Er hatte das Kettenhemd gegen ein lose gegürtetes Wams getauscht, durch das sie die Hitze seines Körpers spürte. Sein Arm umspannte sie wie ein Band aus Eisen. Der Geruch, der ihm entströmte, eine quälende Mischung aus Männlichkeit, Salz und sonnenwarmer Haut, machte sie schwindelig.
    Verzweifelt versuchte sie ihn abzuschütteln. „Lasst … mich … los!“, fauchte sie empört.
    „Damit Ihr mir vor die Füße fallt? Hört endlich auf zu zittern, verflucht noch mal. Ich tu Euch nichts.“
    „Das soll ich glauben? Ein Mann, der behauptet, mich zu begehren, und mich im nächsten Moment verflucht?“
    „Ach ja“, meinte er gedehnt und legte eine kurze Pause ein. „Ihr wisst nicht viel über Männer, süße Unschuld. Mir war allerdings nicht klar, wie unerfahren Ihr seid.“ Er näherte ihr sein Gesicht. „Merkt Euch eins: Ein Mann ist nicht sehr geduldig, wenn er die Frau, die er begehrt, in den Armen hält, ohne sie nehmen zu können.“
    „Dann schlage ich ein Heilmittel für Euer Leiden vor. Lasst mich augenblicklich los!“
    Sie spürte, wie die Spannung aus seinem Körper wich, sein Mund hauchte warm an ihre Schläfe. „Aber Ihr zittert noch. Bei rauer See kommt sogar ein standfester Mann aus dem Gleichgewicht.“
    Dieser gewissenlose Schurke. Erst jagte er ihr eine Heidenangst ein, und jetzt verspottete er sie auch noch!
    Im Aufruhr ihrer verwirrten Sinne nahm sie all ihren Stolz zusammen. „Ich streite mich nicht mit Euch vor den Augen dieser Barbaren“, murmelte sie. „Und ich gebe Euch nicht die Genugtuung zu fallen, schon gar nicht vor Eure Füße.“
    „Das wäre mir keine Genugtuung, kleine Wildkatze. Bevor Ihr fallt, fange ich Euch auf, und wir gehen gemeinsam zu Boden.“
    „Und die Flügel der Engel verwandeln sich in gegabelte Teufelsschweife.“
    Er lachte und hauchte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Diesmal verschnüre ich nur Euer Wams im Rücken. Kein Grund zur Angst.“
    „Nein“, flüsterte sie halb benommen. „Kein Grund zur Angst.“
    Er gab sie frei, unschlüssig, als traue er ihr nicht. Aber sie hätte ohnehin nicht fortlaufen können, so sehr zitterten ihr die Knie.
    Kein Grund zur Angst? Er hatte keine Vorstellung von den Ängsten einer Frau. Bis vor kurzem hatte auch sie keine wirkliche Vorstellung davon gehabt. Ein Frösteln durchrieselte sie.
    „Macht es mir nur nicht allzu leicht“, brummte er.
    Sie hörte nicht auf seine Worte, war sich nicht bewusst, dass ihm ihr verräterisches Beben aufgefallen war. Sie musste fort. Sie musste über diese neue Bedrohung nachdenken, die sie aus dem Nichts überfallen hatte. Er hatte die erste Schleife gebunden, nestelte an der nächsten. Das Wams hatte drei Bänder, zwei genügten, um sie zu bedecken.
    Sobald er die zweite Schleife gebunden hatte, rannte sie los, sprang über die Querstreben, bis sie gezwungen war, ihre Schritte zu verlangsamen, um nicht zu stürzen.
    Ihr Herz schlug wie wild, während ihr Magen sich zusammenkrampfte. Sie hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Das Zelt war nicht mehr weit, ihre Zuflucht. Zuflucht? Die dünne Zeltwand? Der Kerl lässt sich nicht von einem Lederlappen aufhalten.
    Nein. Denk nicht daran. Geh weiter.
    Der Mast tauchte vor ihr auf. Sie dachte an die drei Würfelspieler, die sie diesmal nicht anstarrten.
    Als ihr plötzlich ein anderer Mann in den Weg trat, blieb sie unschlüssig stehen. Sein junges Gesicht kam ihr irgendwie bekannt vor. Wieso eigentlich? Verärgert über ihre abwegigen Gedanken, wollte sie an ihm vorbei.
    Der junge Mann legte den gestreckten Arm an den Mast und versperrte ihr den Weg. Er machte keine Anstalten, sich ihr zu nähern, sondern musterte sie nur anmaßend aus kalten blauen Augen von Kopf bis Fuß.
    Plötzlich verlor sie die Beherrschung, denn sie ertrug diesen Männergeifer nicht länger. „Geh mir aus dem Weg, du verfluchter Heide!“, schrie sie.
    Der junge Wikinger warf den Kopf in den Nacken und lachte. „Eine fauchende Wildkatze“, stellte er belustigt fest. Doch seine Heiterkeit war ohne Fröhlichkeit. Sie klang boshaft.

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