Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
Vom Netzwerk:
spitzen Zunge seiner Frau litt. Seid unbesorgt, Orn wird Euch nicht zu nahe kommen, er wird Euch beschützen.“
    „Er bewacht uns doch nur, um uns an der Flucht zu hindern.“
    Jede Spur von Heiterkeit wich aus seinem Gesicht. „Über Land zu fliehen wäre genauso töricht wie der Sprung ins Meer.“
    Yvaine hob das Kinn. „Keine Sorge, ich kann schwimmen.“
    „Tatsächlich?“ Ein spöttisches Lächeln flog über seine Lippen. „Wie ungewöhnlich für eine Frau. Aber eine Flucht durch das Danelag würde Euch schlecht bekommen. Die Angelsachsen sind dort nämlich in letzter Zeit nicht sonderlich beliebt, dank der kriegerischen Überfälle Eures Vetters. Mit Eurem Aussehen landet Ihr ohne langes Federlesen in einem Hurenhaus. Im Vergleich dazu würde Euch das Leben einer Sklavin wie ein Paradies erscheinen.“
    Als sie schwieg, zog er die Stirn in Falten. „Vielleicht ist ein Bad im Fluss doch keine gute Idee.“
    Yvaine aber wollte sich die günstige Gelegenheit nicht entgehen lassen. Der Gedanke an Flucht war sehr verlockend, wobei die Aussicht, den durchdringenden Hammelgestank endlich loszuwerden, beinahe noch verlockender war.
    „Selbst ein Bad im Meer wäre mir willkommen“, murmelte sie sehnsüchtig. Und Rorik spürte, wie sein Herz schmolz.
    „Sagt den anderen Frauen Bescheid“, befahl er knapp. „Ihr badet gemeinsam.“
    Yvaine blieb im Zelteingang stehen und schaute ihm nach. Dieser Mann war unbezwingbar, zielstrebig und zu allem entschlossen. Hätte sie nur ein Zehntel seines Selbstvertrauens, seiner Kraft. Sie fühlte sich völlig kraftlos, ihre Arme hingen wie Bleigewichte an ihr.
    „Lady? Wie fühlt Ihr Euch? Ich war in Sorge, weil Ihr so lange fortgeblieben seid.“
    Yvaine trat ins Zelt. Und plötzlich waren nicht nur ihre Knie weich, sie zitterte am ganzen Körper. „Ach, Anna.“ Sie sank dem Mädchen in die Arme. „Ich habe mich auf Wortgefechte mit diesem Wikinger eingelassen und …“ Sie hielt inne, schüttelte den Kopf. „Was sage ich, ich habe mit ihm gestritten, ihn beleidigt und in Rage gebracht … aber er hat nicht …“
    „Er hat Euch nichts angetan?“, half Anna ihr auf die Sprünge und führte sie zu ihrem Schlafplatz.
    „Nein, er hat mir nichts angetan.“ Mit leerem Blick starrte Yvaine vor sich hin. „Es wäre mir irgendwie … wohler …, wenn er grob geworden wäre.“
    Annas verständnisloses Gesicht veranlasste sie zu einer wegwerfenden Handbewegung. „Achte nicht auf mich, Anna. Ich rede Unsinn. Keine Frau will grob behandelt werden.“
    „Nein, Lady.“ Das Bauernmädchen beäugte sie argwöhnisch. „Ruht Euch aus. Es dauert noch eine Weile, bevor das Schiff an Land gezogen wird.“
    Die Frauen badeten in einem Tümpel, der durch den Abbruch eines Uferstücks entstanden war, an einer Stelle, wo die hängenden Zweige einer alten Eiche Schutz vor neugierigen Blicken boten. Das Licht der tief im Westen stehenden Sonne sickerte durch das Blattwerk und malte flirrende Kringel im Wasser. Im Hintergrund spiegelte sich der Schein wie ein Pfad aus flüssigem Gold in der Flussmündung bis zum Meer. Später würde die Flut steigen und ihr den Weg in die Freiheit ermöglichen.
    Yvaine hob den Blick in die Baumwipfel und zählte die Stunden bis zum Einbruch der Nacht.
    „Ihr seid so still, Lady. Habt Ihr wieder Schmerzen?“
    Yvaine drehte den Kopf über die Schulter. Nach dem Bad flocht Anna ihr das Haar. Die Frauen hatten sich zwar notdürftig ohne Seife gewaschen, aber einer der Wachen hatte Britta heimlich einen Beinkamm zugesteckt, die nun mit der kleinen Eldith auf dem Schoß in der Nähe saß und Annas geschickten Fingern zusah.
    „Nein, die Schmerzen sind erträglich. Ich bin nur traurig, weil dies unser letzter Abend in der Heimat ist und …“
    „Ihr denkt hoffentlich nicht an Flucht, Lady.“ Brittas Blick flog angstvoll zum Waldrand. „Die Wachen drehen uns zwar den Rücken zu, aber ich wette, ihren Ohren entgeht nichts.“
    „Wohin wollt Ihr Euch wenden?“, fragte Anna. „Bis nach Selsey ist es weit, und der Weg führt durch dänisches Gebiet.“ Sie wand einen dünnen Stoffstreifen, den sie von ihrem Unterkleid abgerissen hatte, um die Zöpfe. „Wir sind zwar Gefangene, genießen aber auch einen gewissen Schutz.“
    „Ich weiß …“
    Sie sprach nicht weiter. Anna hatte Recht, genau wie Rorik. Der Norden Englands war fest in dänischer Hand, trotz aller Bemühungen Edwards, das Gebiet zurückzugewinnen, um den ehrgeizigen Plan seines Vaters

Weitere Kostenlose Bücher