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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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Er setzte wieder zum Sprechen an.
    „Lass sie vorbei, Othar.“
    „Hast du gehört, was sie …?“
    „Geh ihr aus dem Weg!“
    Roriks Stimme war wie Donnerhall. Yvaine fuhr zusammen. Er hatte das Steuer einem anderen übergeben und war ihr gefolgt, legte die Hand an ihren Arm, und sie wich seiner Berührung nicht aus.
    Othar trat mürrisch zur Seite und bekam rote Ohren, als ein paar Männer in der Nähe lachten.
    Yvaine wollte der unangenehmen Begegnung möglichst rasch entfliehen und eilte zum Zelt. Es bereitete ihr Unbehagen, dass Rorik sie begleitete. Aber sie schüttelte seine Hand immer noch nicht ab. Wie konnte sie? Sie brauchte seinen Schutz. Ohne ihn wäre sie gezwungen, sich ins Meer zu stürzen, bevor diese Männer über sie herfielen wie eine ausgehungerte Hundemeute über einen Knochen. Aber sein Schutz kostete einen hohen Preis.
    Den Blick starr auf das Zelt gerichtet, beschleunigte sie ihre Schritte wieder.
    „Eine zweite Lehre“, murmelte er vor dem Zelt. „Ein fliehendes Wild erhöht den Jagdinstinkt des Jägers.“
    „Ihr seht in mir also eine Beute“, entgegnete sie, ohne ihn anzusehen. „Könnt Ihr mir nicht wenigstens die Abgeschiedenheit meiner Gefängniszelle zugestehen?“
    „Eine Beute lockt man mit einem Köder, süße Gefangene.“
    „Gebt Euch getrost der Selbsttäuschung hin. Ihr habt nichts, was mich locken könnte. Nur meine Freiheit, die sollt Ihr mir geben.“
    „Störrische kleine Wildkatze.“ Er lachte leise. Seine Hand glitt ihren Arm entlang, spreizte ihre Finger und hielt sie mit sanftem Druck. Und wieder wurden ihr die Knie schwach, als … als spreize er ihr die Schenkel.
    Nein! Sie schüttelte heftig den Kopf, geriet beinahe ins Wanken in dem beklemmenden Gefühl der Schutzlosigkeit, das ihr den Boden unter den Füßen zu entziehen drohte.
    „Diese großen Augen“, raunte er. „Diese winzige Hand. Ihr habt Angst vor mir, kleines Mädchen, weil Ihr unschuldig seid. Das wird nicht immer so sein.“
    „Weil Ihr die Absicht habt, mir meine Unschuld zu rauben!“, schleuderte sie ihm ins Gesicht.
    „Nein“, verbesserte er sie. „Weil Ihr lernt, mich nicht zu fürchten.“
    „Ich fürchte Euch nicht“, leugnete sie. „Und Ihr könnt mir nichts nehmen, was ich nicht bereit bin Euch zu geben.“
    Roriks Augen wurden schmal. Ja, du wirst mir gehören, kleine Wildkatze. Du weißt es bereits, ohne es dir einzugestehen. Deshalb wehrst du dich so verbissen.
    Das durfte er ihr nur nicht sagen, nicht in ihrer Verwirrung, in ihrem Trotz. Nicht jetzt, da sie zart und zerbrechlich vor ihm stand, umgeben von männlicher Gewalt. Ein süßer Schmerz durchbohrte seine Brust, während er die Faust ballte, um dem Verlangen zu widerstehen, sie an sich zu ziehen und ein wenig Erleichterung von der Pein zu finden, die ihn quälte, seit er sie zum ersten Mal berührt hatte. Er sehnte sich danach, Leidenschaft in ihren Augen zu sehen, nicht Angst. Er sehnte sich nach ihrer Bereitschaft.
    Wie aber sollte sie bereit für ihn sein, da er sie aus ihrer Heimat entführt hatte und ihr Bedingungen zumutete, die auch einen hartgesottenen Mann auf die Probe stellten?
    Die Frage überfiel ihn völlig unerwartet. Seit wann zweifelte er an seiner Handlungsweise? Er hatte sie entführt. Das war sein gutes Recht.
    Ihr süßer bebender Mund, ihr verängstigter und zugleich standhafter Blick berührten etwas tief in ihm, weckten den Wunsch in ihm, ihr etwas zu geben, etwas Gutes zu tun, ihr zu helfen, über den Schock der plötzlichen Veränderung hinwegzukommen.
    „Wollt Ihr baden?“, fragte er leise.
    „Was?“
    Ihr verdutztes Gesicht ließ ihn schmunzeln. „Wir gehen bald an einer Flussmündung an Land. Danach betreten wir das Festland wieder, wenn wir in zwei Tagen Jütland erreichen. Ich dachte, ein Bad im Fluss würde Euch gefallen.“ Damit löste er seine Finger aus den ihren.
    Yvaine starrte auf ihre Hand, die vom Druck seiner Berührung pulsierte, ein schwaches Pochen, das sich in ihrem Innern fortsetzte. Eine Sehnsucht stieg plötzlich in ihr auf, eine Sehnsucht nach Geborgenheit.
    „Ohne Euer Beisein“, platzte sie heraus und errötete tief, als er die Brauen hochzog. „Ich meine als Wache“, murmelte sie mürrisch.
    Er lachte trocken. „Unter der Bewachung von Orn Krummnase seid Ihr sicher. Er hat Enkeltöchter in Eurem Alter.“
    „Umso schändlicher, dass der alte Mann mit Euch auf Plünderfahrt geht.“
    „Hm. Allmählich begreife ich, wie sehr mein Onkel unter der

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