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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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von einem vereinten Königreich zu verwirklichen. Ihre Flucht wäre mit großen Gefahren verbunden, und wenn die anderen Frauen sich in ihr Schicksal fügten, war sie ganz allein auf sich gestellt.
    Diese Erkenntnis jagte ihr ein Frösteln über den Rücken. Durfte sie die anderen zur Flucht überreden, noch dazu mit dem Kind? Hunger und Angst wären ihre ständigen Begleiter. Und könnte sie ihnen die Gewissheit geben, dass sie in England ein glücklicheres Schicksal als im Norden erwartete? Anna war kaum besser gehalten worden als eine Sklavin. Auch Britta hatte ihr ganzes Leben geschuftet. Und die arme kleine Eldith würde das Schicksal aller Waisenkinder teilen und als Sklavin für karge Mahlzeiten und ein Dach über dem Kopf arbeiten müssen.
    Sie allein hatte ein Ziel, ohne zu wissen, wie sie es erreichen sollte.
    Bald wurden die Frauen aufgescheucht und zum Rückweg gezwungen. Als sie den Wald hinter sich ließen, kam das Schiff auf dem Küstenstreifen in Sicht. Yvaine warf unschlüssige Blicke zum Flussufer, verlangsamte ihre Schritte. Es wäre der reine Wahnsinn, jetzt loszulaufen. Sie waren von Wachen umzingelt. Das erzwungene Warten zerrte an ihren Nerven.
    „Ich rate Euch, nicht zurückzubleiben“, meldete sich eine dunkle Stimme neben ihr. „Die Nacht bricht herein, und die Geduld des Bärentöters ist nicht ohne Grenzen.“
    Yvaine fuhr herum und begegnete zwei hellblauen Augen in einem zerknitterten, nussbraunen, nicht unfreundlichen Gesicht. Aus dem grauen Bart ragte eine Adlernase von beträchtlicher Größe. Es handelte sich zweifellos um Krummnase.
    „Bärentöter“, wiederholte sie skeptisch und antwortete ihm in Norwegisch, obwohl er des Englischen so weit mächtig war, um sich verständlich zu machen. „Wahrscheinlich erzählst auch du mir, dass er einen Eisbären getötet hat.“
    „Das hat er, Lady. Ich war zwar nicht selber dabei, aber …“
    „Auch kein anderer, wie ich annehme.“
    „Ihr sprecht unbedacht. Das gerät Euch im Umgang mit meinem Herrn zum Nachteil, obwohl er ausgesprochen sanft mit Euch umgeht.“
    „Sanft?“ Yvaine schnaubte verächtlich. „Davon habe ich wenig bemerkt.“
    „Ihr wisst nicht, wovon Ihr redet. Eine Stunde in Ketils Gesellschaft würde Euch eines Besseren belehren.“ Orn wies mit dem Kinn auf ein paar Männer, die sich näherten.
    „Othar“, flüsterte Anna, die neben sie trat. „Bei seinem Anblick bekomme ich Gänsehaut. Man würde nicht denken, dass er Roriks Bruder ist.“
    „Sein Bruder?“ Verdutzt musterte Yvaine den Halbwüchsigen, der seine Kumpane wie einen Schutzschild benutzte. Nun wusste sie auch, warum ihr sein Gesicht bekannt vorgekommen war. Und sie teilte Annas Meinung. Othar war zwar hoch gewachsen und blond, wirkte aber wie ein fahler Abglanz seines Bruders. Sein mürrisches Gesicht hatte eine verschwommene Ähnlichkeit mit Roriks markant geschnittenen Gesichtszügen. Seine Gestalt wies bereits Spuren der Ausschweifungen eines Mannes auf, der mehr Zeit in der Schankstube verbrachte als auf dem Turnierplatz. Der größte Unterschied aber lag in seinen Augen. Roriks graue Augen waren frostig wie ein Wintertag, aber sie hatte auch Wärme und Heiterkeit darin entdeckt, und das Feuer des Verlangens. Othars blaue Augen waren ausdruckslos, unbeteiligt, der Blick eines Mannes, der sich nur für sich selbst interessierte. Auf Annas Bemerkung trat ein bösartiges Funkeln in seinen Blick.
    „Du bleibst nicht ewig auf diesem Schiff, Schlampe. Hüte deine Zunge, sonst schneide ich sie dir heraus, sobald wir Kaupang erreichen.“
    Seinem Freund schien die Aussicht zu gefallen, er grinste breit und zeigte seine Zahnlücken. Dann wandte er seinen neugierigen Blick Yvaine zu. Der Dritte musterte sie bereits aus kalten, wimpernlosen Schlangenaugen.
    „Verdirb uns den friedlichen Sommerabend nicht, Othar“, wies Orn Krummnase ihn mit der Autorität des Älteren zurecht. „Wir müssen die Frauen aufs Schiff bringen, bevor Rorik zurück ist.“
    „Erteile du mir keine Befehle, alter Mann. Wenn du sie zu lange im Fluss baden lässt, hast du auch die Folgen zu tragen.“
    „Ja. Diesmal hat es dir Spaß gemacht, Wache zu stehen, stimmt’s Orn?“ Der mit den Zahnlücken wieherte vor Lachen.
    Die Miene des Dritten blieb ausdruckslos. „Dafür ist Orn zu feig. Er fürchtet die Rache des Bärentöters.“
    Yvaine spürte, wie Orn sich neben ihr versteifte. „Und du, Ketil? Fürchtest du seine Rache nicht weniger, wenn du gegen seinen Befehl

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