Historical Exclusiv 45
schüttelte den Kopf. „Sie kam früher öfter zur Jagd.“ Sie zuckte die Achseln. „Vielleicht ist sie deshalb wieder hier.“
Zu Yves’ Unmut stieg sie aus dem Bett. „Wir kommen zur Tafel“, unterrichtete sie Franz, sehr zum Unwillen ihres Gemahls.
Sie musste seine Gedanken ahnen, denn sie drohte mit tadelndem Finger. „Schämt Euch! Sie ist unser Gast, und wir müssen ihr gebührende Gastfreundschaft zeigen.“
Yves verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Ich würde lieber hier bleiben. Soll sie doch woanders Gastfreundschaft suchen.“
Gabrielle lachte stillvergnügt vor sich hin. „Ich dachte, Ihr wäret es, der immer nach den rechten Gesetzen und rechtem Betragen handelt. Ich muss Gaston von diesem Versäumnis unterrichten!“
„Und ich werde dem Knappen sagen, dass es Augenblicke gibt, wo es gilt, Gesetze zu missachten“, erwiderte der Ritter. Sie schüttelte den Kopf und drehte ihm den Rücken zu, um nach ihrem Hemd zu greifen. Der Anblick ihres entblößten Gesäßes, so zart und fest, war äußerst verlockend.
Yves ließ die Gelegenheit auch nicht vorübergehen. Er machte einen Satz über das Bett, packte seine Gemahlin, und beide fielen auf das Lager zurück. Sie jauchzte vor Vergnügen. Doch ihr Lachen wurde von seinen Küssen erstickt.
„Ihr habt nur das eine im Sinn“, schimpfte sie, aber ihre Augen strahlten bei dem Gedanken.
„Das ist wahr“, räumte Yves mit einem Seufzer ein. „Wie Ihr sagt, ich kann an nichts anderes denken, als einen gegebenen Schwur zu halten, besonders wenn er einer Edelfrau gegeben wurde.“
„Welchen Eid?“
„Euch den Wert dieses Bettes zu zeigen“, entgegnete er mit einem sündhaften Grinsen.
Gabrielle lachte und packte ihn an der Schulter. „Unverbesserlicher!“, rief sie. „Dafür gibt es später noch genug Zeit.“
Er umfasste ihr Kinn, und sie verstummte, als sie ihn ansah. „Ja“, meinte er schmeichelnd. „Besonders wenn wir diese Nacht keine Zeit mit Schlaf vergeuden.“ Gabrielle hielt den Atem an, doch schien sie nicht bereit zu sein, mit ihm zu hadern. Sie hatte ihre Hand auf seinen Nacken gelegt, und er beugte sich zu ihr, um in einem innigen Kuss zu versinken.
Yves hoffte aus tiefster Seele, dass Adelys de Mornay von der Reise ermüdet war, rasch aß und sich alsbald zur Ruhe begab.
Adelys trug ein so vornehmes, reich besticktes Gewand aus saphirblauer Wolle, dass sich Gabrielle ungelenk und unscheinbar fühlte. Das berauschende Gefühl, das Yves’ Berührungen in ihr geweckt hatte, löste sich auf, als die zierliche blonde Schönheit ihren Gastgeber anlächelte.
Wie konnte er einer so schönen Frau gegenüber gefeit sein? Sah er nicht, wie sehr es ihr an solcher Wohlgestalt mangelte?
„Gabrielle!“, rief Adelys mit einem Entzücken, das unangebracht schien. Als sie Yves die Hand darbot, gurrte sie süßlich. „Und Yves. Wie gut Ihr ausseht!“
„Wie auch Ihr“, erwiderte dieser mit gleichgültiger Stimme. In diesem Augenblick hätte sie zu gerne seine Gedanken lesen können!
Adelys strahlte, als der Ritter ihre dargebotene Hand küsste. Sie verzehrte ihn förmlich mit ihrem strahlenden Blick. Leider war es ganz einfach, die Gedanken dieser Frau zu lesen.
Es war Yves anzurechnen, dass er sich offenbar ebenso Adelys’ Gesichtsausdrucks bewusst war, denn als er sich wieder aufrichtete, warf er seiner Gemahlin einen vielsagenden Blick zu. Als Gabrielle seine besitzergreifende Hand um ihre Taille fühlte, freute sie das.
„Ich habe mit meinem Knappen zu reden“, sagte er. Er zwinkerte seiner Gemahlin so schnell zu, dass sie es beinahe übersah, doch sie konnte sich nicht irren, dass er ihr fest über den Rücken strich, ehe er sich entfernte.
Unwillkürlich verstand sie die Bedeutung. Ihre Ängste verschwanden, denn nun wusste sie, ihr Gemahl war den Reizen ihres Gastes gegenüber unempfänglich.
Er war nur an ihr interessiert. Darüber errötete sie vor Freude und richtete ihre Augen erneut auf Adelys, nachdem Yves sich entfernt hatte. Sie sah den gefühllosen Ausdruck, der die Lippen dieser Frau umspielte, als ihr Blick dem davoneilenden Ritter folgte.
Adelys de Mornay zwang sich zu einem Lächeln und winkte Gabrielle zu einem ruhigen Platz. „Wie rücksichtsvoll von Yves, uns Gelegenheit zur Unterhaltung zu geben!“, rief sie. Sie runzelte die Stirn. „Ich hätte nach unserem letzten Gespräch niemals erwartet, Ihr könntet meinen Rat befolgen.“
Im Geiste erinnerte sich Gabrielle an diese Unterhaltung
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