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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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ins Wort und verschränkte die Arme abwehrend vor der Brust. Wieso reagierte sie so barsch? Wieso diese Abwehr? Wieso war ihr nicht aufgefallen, was zwischen Britta und Grim vorging? Weil sie zu sehr damit beschäftigt war, sich immer wieder zu fragen, warum die barbarische Grausamkeit sie nicht gegen Rorik eingenommen hatte.
    Von einem heftigen Beben erschüttert, schlang sie die Arme enger um sich. „Lieber gehe ich ins Kloster. Das wird ohnehin mein einziger Ausweg sein, wenn ich je nach England zurückkehre. Aber vorerst sind wir hier in Norwegen. Wie kann ich mich hingeben … wie kann ich auch nur in Erwägung ziehen, mich mit ihm einzulassen, da er nicht … da ich nicht …?“
    „Vielleicht wäre es in England unrecht, sich zu ergeben“, meinte Britta nachdenklich, die den Sinn ihrer Worte missverstand. „Aber hier verläuft unser Leben völlig anders. Wer kann schon sagen, was richtig oder falsch ist? Ich jedenfalls nicht.“
    „Ich auch nicht“, pflichtete Anna ihr bei. „Und außerdem hat es auch sein Gutes für uns alle, dass Rorik Euch begehrt, Lady.“
    „Aber ich habe euch drei nie erwähnt. Nur einmal, als ich ihn bat, uns freizulassen, und er meinen Ring ins Meer geworfen hat.“
    „Dann besteht vielleicht Hoffnung für den Mann. Wer weiß, vielleicht ist er in ein paar Monaten sogar bereit, seinen heidnischen Glauben aufzugeben.“
    Über diesen naiven Gedanken musste Yvaine schmunzeln. „Hier oben im Norden scheint das Christentum irgendwie weit weg zu sein“, murmelte sie. Beim Anblick der besorgten Mienen ihrer Leidensgefährtinnen streckte sie ihnen aufmunternd die Hände entgegen. „Trotzdem werde ich Euch in meine Gebete einschließen.“
    „Und wir beten für Euch, Lady.“
    Das Schiff schlug sanft gegen den Holzsteg, als die drei einander an den Händen fassten. Das geteilte Leid ihrer Gefangenschaft hatte den Standesunterschied zwischen der adeligen Dame, der Tochter eines Silberschmieds und der Dienstmagd aufgehoben und die drei Frauen zu Freundinnen und Schicksalsgenossinnen gemacht, die ihrer ungewissen Zukunft mit tapferer Zuversicht entgegenblickten.

7. KAPITEL
    K urze Zeit später kauerte Yvaine ratlos und beklommen allein im Zelt. Ein Holzzuber war gebracht und mit Wasser gefüllt worden, ein beleibter grauhaariger Händler hatte Seife und eine Truhe mit Gewändern und Schmuck abgeliefert und sie mit großem Respekt behandelt.
    Eigentlich müsste sie dankbar sein.
    Stattdessen kam sie sich hilflos und verloren vor … und fühlte sich grenzenlos allein. Obwohl draußen auf dem Steg eine Wache stand, war ihr bei dem Gedanken nicht wohl, nackt in den Zuber zu steigen, ohne den Schutz der Frauen.
    Immer wieder spähte sie ängstlich durch die Zeltklappe und sprach sich Mut zu. Nach den gestrigen Geschehnissen würde sich keiner der Männer auch nur in die Nähe des Zeltes wagen. Ihre Ängste waren gewiss unbegründet.
    Zumindest vorübergehend.
    Zaghaft steckte sie einen Finger ins Wasser, als fürchte sie, ein Wikinger würde plötzlich hochschnellen und zupacken. Erschrocken zog sie die Hand zurück, als sie draußen Schritte hörte.
    Die Klappe wurde zurückgeschlagen, und eine dralle Frauengestalt erschien in der Öffnung.
    „Anna!“ Yvaine sprang auf und warf die Arme um sie. „Was …?“
    „Rorik hat mich gekauft“, erklärte sie atemlos und drückte Yvaine an sich. „Ich bin Eure Zofe.“
    Yvaine sah sie verdutzt an. „Meine Zofe?“
    „Ich denke wenigstens, dass er es so gemeint hat. Er sprach mit Gunnar Norwegisch. Gunnar hatte mich in eine Schankstube gebracht, gleich neben dem Steg. Er prahlte damit, mich in sein Dorf mitzunehmen. Doch plötzlich trat Rorik ein, gab Gunnar Geld und schickte mich aufs Schiff zurück.“
    „Aber warum?“
    Anna schürzte die Lippen. „Nachdem Othar Euch gestern so übel beschimpft hat, will Rorik Euch damit Achtung erweisen, nehme ich an. Ihr seid schließlich keine Magd, die daran gewöhnt ist, Männern ihre Gunst zu schenken, um mich vorsichtig auszudrücken.“
    Yvaine staunte. Hoffnung und Verwirrung machten sie schwindelig.
    Vielleicht stimmte das, was Anna sagte. Mehr konnte Rorik im Augenblick wohl nicht tun, um Sitte und Anstand einigermaßen gerecht zu werden – falls es so etwas überhaupt in Norwegen gab. Jedenfalls war es eine freundliche Geste, dafür zu sorgen, dass Anna bei ihr blieb. Er hätte ihr auch eine seiner Sklavinnen als Dienerin zuteilen können, dann wäre sie völlig allein und ohne jeden

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