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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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erfährt, wird es zu spät sein. Es gibt keinen Mann in meinem Leben, dessen Ehre dadurch verletzt wird. Warum also sollte Rorik daran zweifeln, dass ich nachgebe?“
    „Aber …“
    „Ich werde meine Strategie ändern. Ich fordere von ihm, meine Ehre zu respektieren.“
    „Das habt Ihr bereits getan. Ihr habt ihn aufgefordert, Euch zu Eurem Vetter zurückzubringen.“
    „Das ist genau der Punkt. Ich forderte, mich gegen Lösegeld freizugeben, als sei ich ein Besitz, um den zwei Männer feilschen. Ich habe mich an die Spielregeln der Männer gehalten und Forderungen gestellt, die Männer stellen. Weil ich aber eine Frau bin, hat Rorik meine Vorschläge in den Wind geschlagen. Hätte er meinen Ring ins Meer geworfen, wäre er ihm von einem Mann als Unterpfand überreicht worden? Nein und nochmals nein. Und ich habe seine Entscheidungen hingenommen wie eine unterwürfige Gefangene. Kein Wunder, dass er an seinen Erfolg glaubt.“
    Verständnislos schaute Anna sie an. „Ihr behauptet doch, Euch über Eure Gefühle nicht im Klaren zu sein, also …“
    „Genau“, bestätigte Yvaine grimmig. „Und bis ich mir darüber im Klaren bin, muss er aufhören, mich verführen zu wollen. Ich gestatte ihm keine Küsse …“
    „Küsse?“
    „Und keine Blicke, als wolle er mich mit Haut und Haar verschlingen. Ich bin zwar eine Frau, aber auch ein Mensch. Wenn ich mich dazu entschließe, eine … eine Affäre mit ihm zu haben, dann geschieht es, weil ich es will.“ Sie blickte Anna finster an. „Nicht, weil er mich verführt hat.“
    „Hm.“ Anna verschränkte die Arme und studierte sinnend das entschlossene Gesicht ihrer Herrin. „Und wie lange würde es dauern, bis er Euch verführt hat, Lady?“
    „Vermutlich nicht sehr lange“, murmelte Yvaine. „Aber das braucht er nicht zu wissen.“
    „Nun denn …“ Anna wandte sich ab, um ihr Schmunzeln zu verbergen, und schlug die Zeltklappe zurück. „Wir zeigen diesen Nordmännern, dass sie es mit zwei angelsächsischen Frauen zu tun haben, die es ihnen nicht leicht machen. Auf in den Kampf, Lady.“
    Yvaine holte tief Luft und trat ins Freie.
    Und prallte gegen Rorik.
    Er hielt sie an den Armen, trat einen Schritt zurück und musterte sie von Kopf bis Fuß.
    „Nun?“, fragte sie spitz, während ihr das Herz bis zum Hals schlug. „Findet die Dame größeren Beifall als der Gassenjunge?“
    Ihr kriegerischer Ton ließ ihn die Brauen hochziehen. „Als Gassenjunge wart Ihr zumindest weniger Gefahren ausgesetzt, schöne Lady“, murmelte er, und ein Lächeln ließ seine Augen aufleuchten, ein sündig männliches und unwiderstehliches Lächeln.
    Yvaine weigerte sich, es zu erwidern. Schlimm genug, dass sie sich früher dazu hatte hinreißen lassen. Wenn sie sich keine distanzierte Haltung zulegte, wusste nur der Himmel, was daraus werden würde.
    „Alle Heiligen im Himmel!“, entfuhr es Anna und kam ihr damit unbewusst zu Hilfe. „Wir sind nicht die Einzigen, die ihr Aussehen verändert haben.“
    Rorik bedachte sie mit einem heiteren Blick. „Komm mit uns“, forderte er sie auf. „Dein Platz ist bei deiner Herrin. Und Euer Platz ….“, er zog Yvaine sanft an sich, „… ist an meiner Seite.“ Er löste sich von ihr, nahm ihre Hand und führte sie zum Heck.
    Yvaine klammerte sich dankbar an die Ablenkung, auf die Anna sie aufmerksam gemacht hatte. Sie musste zweimal hinsehen, um einige der Männer zu erkennen. Ein paar von ihnen waren in Kaupang zurückgelassen worden, Gunnar zum Beispiel, wie sie erleichtert feststellte. Aber die anderen sahen eher aus wie brave Handelsleute oder Bauern, nicht wie räuberische Wikinger – im Gegensatz zum Schiff, das mit allen heidnischen Zeichen eines Kriegsschiffes geschmückt war.
    Das große Segel war aufgerollt, vom Mast hingen zwei Fahnen. Eine rote Flagge war mit einem großen schwarzen Raben bestickt, der die Schwingen ausgebreitet hatte. Darunter flatterte eine kleinere gelbe Fahne mit der Darstellung eines Feuer speienden roten Drachens. An beiden Seiten des Rumpfs hingen rot und schwarz bemalte Holzschilde. Zu klein, um im Kampf von Nutzen zu sein, dienten sie vermutlich nur feierlichen Zwecken.
    Das Schiff war ein Sinnbild der triumphalen Heimkehr siegreicher Krieger.
    Im Heck übernahm Rorik das Steuerruder mit einem Wort des Dankes an Thorolf. Yvaine sank auf die nahe stehende Seekiste, ihre Sorgen waren vorübergehend vergessen. Selbst Othar, der sie anstarrte, als sehe er sie zum ersten Mal, vermochte sie

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