HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
stieß sie außer Reichweite.
Jetzt ließ er seiner Wut freien Lauf. Er wollte Rache, und die würde er auch nehmen, doch erst wollte er Hayden Reed leiden sehen.
„Werden Sie jetzt ein bisschen nervös? Vielleicht hilft das.“ Er versetzte Reed einen Faustschlag erst ins Gesicht und dann in den Magen. Grimmig lächelnd sah er dann zu, wie der Engländer zu Boden glitt.
„Kommen Sie, Reed. Sie sollen einen fairen Kampf haben. Stehen Sie auf, und schlagen Sie zurück, Sie schleimiger Bastard. Wenn Sie es schaffen, mich zu besiegen, dürfen Sie die Stadt verlassen, bevor die Polizei kommt. Natürlich ohne das Geld. Wenn Sie verlieren, werden Sie hierbleiben und ein Geständnis ablegen.“
„Ein fairer Kampf? Bei Ihrer Erfahrung? Das kann ich kaum akzeptieren.“ Hayden zog sich am Schreibtisch hoch und versuchte, trotz seiner Schmerzen zu sprechen. Seine Schulter und die Lippe bluteten, doch seine Stimme klang sehr zuversichtlich und ungeheuer herablassend.
„Es scheint, als hätten Sie keine große Auswahl.“
„Nun, wissen Sie, Kinkaid, ich habe da noch eine Karte im Ärmel. Mit der werde ich hier als reicher Mann hinausgehen, und Sie werden mich nicht daran hindern.“
„Noch eine Pistole? Die nehme ich Ihnen ebenfalls ab.“
„Nein, keine Waffe, sondern Ihre geliebte Victoria!“ Reed griff nach der Öllampe und schleuderte sie gegen den Vorhang hinter dem Schreibtisch. „Ich erzählte Ihnen doch, dass sie vorhin um Ihre Freilassung feilschte, doch ich glaube, ich erwähnte nicht, dass sie sich noch im Haus befindet, und zwar gefesselt. Bis Sie sie finden, wird es allerdings zu spät sein.“
Im Licht der flackernden Flammen, die sich an den Vorhängen und den Stofftapeten hinauffraßen, nahm Haydens Gesicht einen dämonischen Ausdruck an, sodass Jed an der geistigen Gesundheit des Mannes zweifelte sowie um Vickys Leben fürchtete.
„Wo ist sie?“, verlangte er zu wissen. Vergeblich versuchte er, die auf den Teppich fliegenden Funken auszutreten. „Sie haben sie doch einmal geliebt, Reed. Möglicherweise tun Sie das ja noch immer.“
„Oh, ihr Vater war sehr nützlich, als ich noch im Staatsdienst zu bleiben beabsichtigte. Jetzt denke ich allerdings, dass für mich im Handel die bessere Zukunft liegt. Selbstverständlich werde ich dann weit weg von hier sein. Das Klima hier sagte mir noch nie zu, und wenn der Mahdi an die Macht kommt, können sich die Briten hier ohnehin nicht mehr sicher fühlen.“
Der Mann war offenbar tatsächlich wahnsinnig, oder er begriff die Gefahr nicht. Zwischen ihm und dem Fenster hatte sich das Feuer inzwischen zum Flur durchgefressen, und die Teppiche sowie die Holztäfelung boten ihm ständig neue Nahrung. Trotz des offenen Fensters war der Raum bereits voller Rauch. Dennoch packte Reed die Geldstapel scheinbar seelenruhig in eine kleine Reisetasche.
„Wo ist Vicky?“, schrie Jed. Weil er keine Antwort erhielt, sprang er auf Reed zu, packte ihn beim Kragen und hielt ihn über die Flammen, die bereits am Schreibtisch nagten. „Sagen Sie mir sofort, wo sie sich befindet, oder ich sorge dafür, dass Sie in den Flammen umkommen.“
„Oh, sie ist hier irgendwo. Ich erinnere nur nicht ganz genau, wo.“ Er weidete sich an Jeds Dilemma. Je länger sich der Amerikaner mit ihm abgab, desto unwahrscheinlicher wurde es, dass er die Frau noch rechtzeitig fand. „Wirklich, Kinkaid, wenn Sie noch mehr Zeit verschwenden, können Sie Ihre Hure nicht mehr retten.“
Jetzt langte es Jed endgültig. Mit aller Wut und ganzer Kraft schlug er dem Engländer die Faust ins Gesicht. Der Mann flog durchs Fenster und landete mit dumpfem Aufprall auf dem Marmorboden der Veranda. Für Jed verlor er im Moment jede Bedeutung, tot oder lebendig – Reed würde fürs Erste nirgendwohin mehr gehen. Doch wo zum Teufel war Vicky?
„ Vicky!“, brüllte er und übertönte das Inferno, das um ihn herum tobte. Ohne Rücksicht auf sich selbst zu nehmen, rannte er durch die Flammen. „ Vicky, hilf mir, dich zu finden! So antworte doch!“
Er riss eine Tür auf, fand dahinter jedoch niemanden. Durch den Zug breitete sich das Feuer nur noch heftiger aus. „ Vicky! Wenn du nicht reden kannst, gib mir ein Zeichen! Mach irgendein Geräusch, bevor es zu spät ist!“ Er lief durch den rauchgefüllten Hauptraum zu den Personalunterkünften.
Träumte sie? Im Zimmer war es so heiß wie an den schlimmsten Tagen in der Wüste. Victoria war eingedöst und fürchtete nun Haydens Rückkehr, doch
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