HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
verstehe nicht, wie er uns so hat täuschen können. Ich bin nur froh, dass er für die nächsten Jahre im Gefängnis bleiben wird. Wahrscheinlich ist Jed viel besser für Victoria. Nur die Regeln des guten Benehmens wird er noch lernen müssen.“
„Wenn er sich immer nach den Regeln gerichtet hätte, würde er nie nach Khartum gegangen sein, und Victoria wäre für uns verloren gewesen. Außerdem wäre die Polizei nie vor diesem Burschen im Süden gewarnt worden. Ich glaube allerdings, dass die Zuständigen den Mahdi trotz allem noch immer nicht ernst nehmen.“
Erst als er die Kutsche der Shaws erreicht hatte, gab Jed seine Braut frei und ließ sie langsam an seinem Körper hinunter wieder zu Boden gleiten. Diese verführerische Bewegung beendete ihren Lachanfall.
„Meine arme Mutter wird entsetzt sein“, fürchtete sie.
„Keine Sorge, dein Vater wird es ihr schon erklären. Und Sie, Mrs. Kinkaid, werden mir jetzt sagen, dass Sie es nicht mögen, wenn ich unverbesserlich bin.“ Er bedeckte ihr Gesicht mit Küssen.
„Ich finde dein Benehmen … bewundernswert.“
Jed legte ihr die Hände um die Taille und hob sie in die Kutsche hinauf. „Tatsächlich? Dann warte ab, bis ich beginne, mich schlecht zu benehmen. Das dürfte dir dann noch viel besser gefallen.“
„Meinst du?“
„Zweifellos“, sagte Jed zuversichtlich. Er stieg in die Kutsche, setzte sich neben Victoria, legte ihr seinen Arm um die Schultern und drückte sie an sich.
„Jed!“ protestierte sie, während der Kutscher mit den Zügeln schlug und der Wagen sich in Bewegung setzte. „Die Leute beobachten uns doch noch!“
„Na und?“
„Wenn du dich wie ein liebender Ehegatte benimmst, wird das deinen Ruf als wilder Abenteurer ruinieren“, warnte Victoria neckisch.
„ Vicky, Schätzchen, mir scheint, mit unserer Heirat beginnt das größte Abenteuer meines Lebens, und es wird ein ganzes Leben lang dauern.“
– ENDE –
Elizabeth Lane
Mein zärtlicher Rebell
PROLOG
17. Oktober 1894, Darlmoor, Schottland
Ein Sperling hatte sich durch ein offenes Fenster in das Gotteshaus verflogen und flatterte auf der Suche nach einem Weg, wieder ins Freie zu gelangen, aufgeregt über die Kirchenbänke. Die meisten Mitglieder der ernst blickenden kleinen Hochzeitsgesellschaft beachteten ihn jedoch nicht.
Cameron beobachtete ihn aus dem Augenwinkel und bedauerte ihn, denn er konnte sich vorstellen, wie das arme Geschöpf sich fühlen musste. Ihm erging es ganz ähnlich. Auch er kam sich wie in einer Falle vor und konnte nichts daran ändern. Der wollene Kilt des Vaters kratzte ihn an den bloßen Beinen. Die traditionelle Tracht war erst eine Stunde vor der Zeremonie aus dem Schrank geholt worden und roch noch nach Mottenkugeln. Cameron meinte, er müsse darin aussehen wie das herausgeputzte Äffchen eines Leierkastenmannes. Die Jacke spannte über den Schultern; das alte Leinenhemd war vergilbt, und die Felltasche erweckte den Anschein, als hätten Mäuse daran genagt. Da indes in den vergangenen sechzig Jahren alle Männer in dieser Tracht getraut worden waren, hatten Camerons Einwände nichts gefruchtet. Nicht einmal die Mutter hatte ihm Gehör geschenkt und erklärt, es sei eine Ehre, das Nationalkostüm zu tragen, ganz besonders für ihn, da er nur dem Namen nach ein MacKenna war.
Seine wie ein Häufchen Unglück wirkende Braut Mary Margaret Owen stand eine Armeslänge von ihm entfernt, und von ihrem durch einen hässlichen Schleier verhüllten Gesicht war nur die Nasenspitze zu erkennen. Die kleine, noch nicht einmal siebzehn Jahre alte Mary war zu bedauern, dass ihr das widerfuhr.
Mit dreiundzwanzig Jahren hätte Cameron eigentlich wissen müssen, was er tat. Der zufälligen Begegnung mit ihr waren leidenschaftliche Umarmungen gefolgt, ehe Mary und er vollends begriffen hatten, was mit ihnen geschah. Und nun trug sie, die verhätschelte einzige Tochter des Richters, sein Kind unter dem Herzen.
Erschöpft hatte der Spatz sich auf einem Sims niedergelassen. Cameron warf ihm noch einen mitfühlenden Blick zu und richtete die Aufmerksamkeit dann auf den betagten, tattrigen Vikar, der sich geräuspert hatte und mit der feierlichen Handlung begann.
„ Verehrte Anwesende, wir sind hier vor dem Angesicht Gottes und der Trauzeugen versammelt …“
Ja, die verdammten Zeugen. Cameron spürte förmlich, wie ihre Blicke sich ihm in den Rücken bohrten, und wusste, dass sie wütend auf ihn waren und ihn verachteten. Zum einen war da Richter
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