HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
hörte sie jetzt nicht Jeds Stimme?
„ Vicky, wo bist du? Hilf mir! Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.“
Das war wirklich Jed! Wie sollte sie ihn auf sich aufmerksam machen? In dem dunklen Zimmer vermochte sie nichts zu sehen. Sie erinnerte sich nur an einen Tisch zu ihrer Linken.
„ Vicky, das Haus steht in Flammen! Ich liebe dich. Ich will dich heiraten, doch du musst noch leben, um Ja zu sagen. Verdammt noch mal, Vicky!“ Jed wusste, dass er planloses Zeug redete, doch er musste es jetzt aussprechen; möglicherweise kam er nie wieder dazu.
In dem Prasseln des Feuers hörte Jed ein Krachen. Er hastete durch den dunklen, rauchgefüllten Korridor, öffnete eine Tür, und da fand er Vicky – an einen Stuhl gefesselt und geknebelt. Die Tränen rannen ihr übers Gesicht.
„ Vicky, Gott sei Dank!“, rief er, kniete sich vor sie und wollte die Knoten ihrer Fesseln lösen. Durch die offene Tür zog der Rauch aus dem Flur herein. Das Feuer kam immer näher. Er durfte keine Zeit verlieren.
„ Vertrau mir. Wir werden gleich draußen sein“, versicherte er ihr und richtete sich auf. Mitsamt dem Stuhl trug er sie zum Fenster, trat die geschlossenen Läden ein, hob Vicky ins Freie hinaus und folgte ihr sofort nach. Draußen befreite er sie von dem Knebel.
„Jed, ich war so dumm.“ Sie konnte nur flüstern. „Ich erkannte ja nicht, wie sehr du mich liebtest.“
„Zum Teufel, Frau, habe ich dir in den letzten Wochen nicht bewiesen, dass du mir mehr bedeutest als mein Leben?“ Er band sie von dem Stuhl los. „Ja, Vicky Shaw, ich liebe dich.“
„Und ich liebe dich, Jed Kinkaid, für immer und ewig.“ Sie stand wackelig auf und warf sich in seine Arme.
Wenige Momente später fand Ali die beiden in zärtlicher Umarmung vor. Vickys Hände und Füße waren noch gefesselt; Ruß bedeckte Jed und sie.
„Du wolltest doch auf die Polizei warten“, meinte der Ägypter kopfschüttelnd. „Ich habe die Männer zur Rückseite des Hauses geschickt.“
„Ach, Ali“, flüsterte Victoria. „Jed hat mir schon wieder das Leben gerettet.“
„Reed hielt sie hier drinnen gefangen“, erklärte der Amerikaner kurz. „Seine Absichten waren nicht eben edel.“
„Hast du ihn umgebracht?“ Ali seufzte. Es würde nicht gut für Jed stehen, wenn Reed nicht mehr am Leben wäre, um seine Schuld zu gestehen.
„Nein. Jedenfalls glaube ich das nicht. Er liegt auf der Veranda, wahrscheinlich nicht in sehr gutem Zustand. Ich möchte Vicky erst heimbringen, ehe ich mit der Polizei rede.“
„Können wir uns nicht später treffen?“, flehte Victoria. „Ich kann jetzt der Polizei nicht gegenübertreten.“
Der Ägypter zögerte, weil er wusste, dass der Constabler wütend sein würde, wenn Kinkaid wieder verschwand. Doch dann blickte Ali Vicky an und nickte mitfühlend.
„In Ordnung, Jed. Um zehn Uhr auf der Polizeiwache“, sagte er kurz. „Und wenn du nicht erscheinst, wird man mich diesmal einsperren.“
„Wir werden beide kommen“, versprach Victoria. Als Ali zu den Polizisten ging, blickte sie Jed bittend an. „Musst du mich wirklich nach Haus bringen? Ich glaube, ich kann jetzt niemanden sehen.“
„Nicht zu dir nach Hause, sondern zu mir, beziehungsweise in meine Räume im Hotel Halbmond.“ Er küsste sie sanft. „Da ich dich jetzt habe, lasse ich dich nicht so schnell wieder aus den Augen.“ Er kniete nieder, um die Fesseln von ihren Füßen zu lösen. „Und aus den Händen auch nicht.“
„Dagegen habe ich nichts einzuwenden“, sagte Victoria.
Es war ein warmer Sommermorgen gegen Ende August. Jed widerstand dem Bedürfnis, seinen hohen, steifen Kragen zu lockern, steckte die Hände lässig in die Hosentaschen und suchte unter den elegant gekleideten Gästen im Park der Shaws nach Vicky.
Umringt von kichernden Freundinnen fand er sie. Mit ihrem schulterfreien weißen Gewand und den Rosenknospen im Haar war sie die schönste Braut, die Jed je gesehen hatte. Glücklich, dass sie nun zu guter Letzt seine Ehefrau geworden war, schaute er sie voller Zärtlichkeit an.
Als spürte sie seinen Blick, bedachte Victoria ihren schönen Gatten mit einem strahlenden Lächeln, und damit verzauberte sie ihn wie gewöhnlich restlos.
Am liebsten wäre Jed jetzt mit seiner Braut allein gewesen, doch die Shaws hatten sich so große Mühe mit dem Hochzeitsfrühstück gegeben, und da fand er es richtiger, wenn er noch eine Weile den wohlerzogenen Bräutigam spielte.
Er trat zu Vicky heran und gab ihr einen Kuss auf
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