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HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE ELIZABETH LANE
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hatte er gehofft, das von ihm übersandte Geld, wiewohl es nicht viel, aber alles war, was er erübrigen konnte, würde ihm die Gattin geneigter machen. Doch er hätte wissen müssen, dass es nicht der Fall sein würde. Frauen brauchten mehr als nur finanzielle Zuwendungen. Sie sehnten sich nach Zuspruch, und selbst jetzt fehlten Cameron die richtigen Worte, die er Mary hätte sagen können. Auf dem Weg zur Baustelle grübelte er auch darüber nach, was in ihn gefahren gewesen sein mochte, als er vor Anthony Bowman dieses lächerliche Theater gespielt hatte. Wenn er zum Zelt zurückkehrte, würde Mary ihm bestimmt den Zutritt mit einer Pistole verwehren. Nun, die Mühe konnte sie sich ersparen. Er würde die verdammten Scheidungsunterlagen unterzeichnen, dann unter einem Vorwand verschwinden und irgendwo anders schlafen.
    Die Arbeiten an der Baustelle waren zum Erliegen gekommen. Die Stücke des zersplitterten Stützpfeilers lagen im flachen Wasser des Galana. Pooram Singh, ein exzellenter Arbeiter, krümmte sich mit notdürftig geschientem Bein ächzend auf der Erde. Cameron spürte, dass eine Spannung in der Luft lag. Es war nicht zu übersehen, dass die Kranarbeiter und die Zimmerer kurz vor einer gewalttätigen Auseinandersetzung standen. So ruhig wie möglich ging er zu ihnen, begutachtete den Schaden und erteilte Anweisungen. Es dauerte nicht lange, bis alles wieder einen normalen Verlauf nahm. Aus Stangen und zwei Lungis wurde für Pooram Singh eine behelfsmäßige Trage gemacht; die Zimmerleute bekamen den Auftrag, einen anderen Stützpfeiler zu holen, und die Hilfsarbeiter mussten ein neues Seil besorgen.
    Eine Krise wie diese war für Cameron etwas Alltägliches. Er war als Landvermesser ausgebildet worden, doch bei der Eisenbahngesellschaft hatte man schnell herausgefunden, dass seine größte Stärke im Umgang mit den indischen Arbeitern lag. Mit einer selbst für ihn überraschenden Mühelosigkeit hatte er nämlich Hindustani und Swahili gelernt und schien stets instinktiv zu wissen, in welcher Situation entweder diplomatisches Geschick oder tatkräftiges Handeln angebracht war. Sein Ruf als ausgezeichneter Friedensstifter hatte sich bald überall entlang des Streckenabschnitts verbreitet, und Bauaufseher wie Anthony Bowman, der zwar ein brillanter Ingenieur, indes zu heikel war, um sich die Hände schmutzig zu machen, verließen sich in Notfällen ganz auf ihn.
    Er konzentrierte sich auf die Aufgabe, den geborstenen Stützpfeiler zu ersetzen. Die sengende Sonne brannte ihm bei der Arbeit mit den Kulis auf den Kopf; der ihm über den Rücken rinnende Schweiß durchnässte das Hemd, und der Staub verkrustete ihm Haar, Gesicht und Arme. Einmal klemmte er sich einen Finger ein, fluchte wüst, zog jedoch den wuchtigen Balken am Seil weiter in die richtige Stellung. Der Schmerz war nichts im Vergleich zu den Qualen, die er innerlich verspürte. Er nahm sich vor, das verdammte Scheidungsdokument zu unterschreiben, die Gattin abreisen zu lassen und sie zu vergessen. Bestimmt wartete in der Heimat ein Liebhaber auf sie, denn sonst wäre sie gewiss nicht hergekommen, um die Trennung zu verlangen.
    Langsam sank die Sonne tiefer. Anthony Bowman kam und ging. Der Pfeiler rutschte aus den Seilen und krachte in das Flussbett. Cameron half, ihn wieder den Hügel hinaufzubefördern, ihn erneut festzuzurren und ihn schließlich in die Verankerung zu senken. Inzwischen war die Sonne hinter dem Horizont verschwunden und hatte den Himmel in ein zinnoberrot loderndes Flammenmeer getaucht. Verdreckt und erschöpft hörte Cameron mit der Arbeit auf und stapfte mit den Kulis über das Gleis zurück. Jetzt hatte er die Konfrontation mit der Gattin, die gewiss schon auf ihn wartete, lange genug hinausgeschoben und war innerlich bereit, sich mit ihr zu befassen.
    Im Lager saßen die Männer um die in den Kochstellen flackernden Feuer, aßen, tranken oder rauchten. Das zuckende Licht brennender Öllampen huschte über die Zeltwände. Cameron begab sich erst zu seinem Zelt, hob die Eingangsplane hoch und bemerkte, dass seine Pritsche mit frischen Laken bezogen und die Umgebung aufgeräumt und gefegt worden war.
    Harold Cummings lag auf seiner Pritsche und fragte grinsend: „Was wollen Sie denn hier, MacKenna? Bowman hat Ihre Sachen bereits in sein Zelt gebracht, und Ihre Frau wartet dort auf Sie. An Ihrer Stelle hätte ich es eilig, zu ihr zu kommen.“
    Cameron ließ die Plane fallen, um das schmierige Grinsen des kleinen Cockney

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