HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
war willens, die Scheidungspapiere zu unterzeichnen. Damit war alles, was sie sich vorgenommen hatte, innerhalb ihrer Reichweite. Nun musste sie nur noch eine Nacht lang das elende Zelt mit ihm teilen, und dann war sie endlich frei.
Nach einer Weile ging er unruhig wie ein gefangenes Raubtier auf und ab und zwang sich, die Augen nicht auf Mary zu richten und auch nicht an sie zu denken. In Gedanken war er jedoch ständig bei ihr. Er hörte sie im Wasser plätschern und eine ihm irgendwie vertraut klingende Weise summen, die ihm indes nur schwach im Gedächtnis geblieben war. Der parfümierte Duft der von Anthony Bowman benutzten, bei ihm längst nicht so intensiv riechenden Seife schien auf Marys nasser Haut viel betörender zu haften. Es verstimmte Cameron, dass er die Gemahlin verführerisch fand. Letztlich war sie nur da, weil sie die Scheidung von ihm wollte.
In Gedanken zuckte er mit den Schultern. Er würde seinen Namen unter das Dokument setzen. Einen Unterschied zu früher machte das gewiss nicht. Und überhaupt konnten alle Weiber zur Hölle fahren. Sein Blick schweifte zu dem in einem Winkel des Zeltes stehenden Tisch, wo der Chefingenieur im Allgemeinen das Schreibzeug stehen hatte. Unfassbarerweise war es nicht zu sehen. „Wo, zum Teufel, ist das …“
„Tintenfass und die Feder?“, fragte Mary mit unschuldigem Augenaufschlag. „Mr. Bowman hat beides mitgenommen, weil er, wie er sagte, einige Briefe schreiben wolle.“
Eine lange Pause trat ein.
„Cameron, warum erzählst du ihm nicht die Wahrheit? Das würde alles viel einfacher machen.“
„Sie geht weder ihn noch irgendjemand anderen etwas an.“
„Ist dein Stolz dir so viel wert?“, fragte Mary in brüchig klingendem Ton.
„Ach, verdammt!“ Unwirsch wandte Cameron sich zu ihr um. Sie hatte sich in der Wanne vorgebeugt, und ihre bloßen Schultern ragten aus dem Wasser. Das blonde Haar hatte sie aufgesteckt, doch einige feuchte Strähnen hingen ihr in die Stirn. Ihr im Lampenlicht glitzernder Blick war herausfordernd auf ihn gerichtet. Ein Gentleman hätte sich nicht zu ihr umgedreht. Aber das war er nicht, und sie, ungeachtet ihres vornehmen Getues, keine Dame. Das wusste er am besten. Immerhin hatte er sie in jener Nacht, als Jennifer gezeugt wurde, splitternackt durch die Brandung tollen gesehen. Der Himmel mochte wissen, wie viele andere Männer sie so erlebt hatten. Cameron war jedenfalls nicht gewillt, sie wie eine Königin zu behandeln, schaute sie wütend an und sagte schroff: „Schließlich bin ich hier beschäftigt! Du willst meine Unterschrift, also bekommst du sie. Doch die Sache bleibt unter uns, hast du verstanden?“
„Ja.“ Ergeben mit den Schultern zuckend, lehnte Mary sich langsam zurück. Die Spitzen der Brüste schimmerten rosig. „Aber solange ich im Camp festsitze, sollten wir nett zueinander sein. Mr. Bowman erwartet uns zum Dinner. Er schickt jemanden her, wenn es fertig ist.“
„Wie aufmerksam!“, murmelte Cameron, wandte ihr wieder den Rücken zu und bemerkte, dass ihre im Rucksack mitgebrachten Sachen – eine langärmelige weiße Bluse mit gerüschtem Spitzenkragen, ein langer, schmaler Rock mit dazu passender Schoßjacke, ein Korsett aus cremefarbenem Satin, dazu Leibchen, Hemdhose und Jupon, Strumpfhalter und lange Baumwollstrümpfe – jetzt auf der Pritsche lagen. Das war genau die richtige Kleidung für eine nach Afrika reisende Dame, die sich von ihrem unerwünschten Gatten befreien wollte. „ Vielleicht …“ Der Rest des Satzes blieb ihm im Hals stecken. Er schluckte, räusperte sich und unternahm einen neuen Anlauf: „Du solltest dich jetzt besser anziehen, wenn Bowman uns zum Essen erwartet.“
Zögernd furchte Mary die Stirn, zuckte dann mit den Schultern und lachte auf. „Richtig, das sollte ich wohl tun. Sei so freundlich und reich mir das Handtuch. Danach muss ich dich ersuchen, dich wieder zur Zeltwand umzudrehen.“
Verärgert über den schnippischen Ton, drückte Cameron der Gattin das Handtuch in die ausgestreckte Hand. „Ja, ich soll mich abwenden und an England denken. Noch bist du meine Frau, Mary Margaret, und hast nichts an dir, was ich nicht bereits kenne. Es sei denn, du hast dir eine Tätowierung …“
Mary riss die Augen auf.
Flüchtig nahm er in ihnen einen verletzten Ausdruck wahr. Dann senkte sie die Lider und als sie ihn wieder anschaute, war ihre Miene so verschlossen und abweisend wie damals am Tage der Hochzeit.
„So etwas will ich nicht hören“,
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