HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
für das sie auf den Sklavenmärkten von Khartum oder Addis Abeba ein Vermögen erzielen können. Aber noch ist die Zeit auf unserer Seite, auch wenn die Entführer drei Tage Vorsprung haben. Deshalb habe ich Sie umgehend aufgesucht.“
„Sie wollen sie mit den von Ihnen mitgebrachten Männern verfolgen, nicht wahr?“, fragte Cameron.
Der alte Emir nickte grimmig, beugte sich vor und zeichnete mit einem Stöckchen, das er von der Erde aufgehoben hatte, mit groben Strichen eine Karte in den Staub. „Der Kerl, der mir die Informationen verkaufte, hat gesagt, die Sklavenhändler seien landeinwärts gezogen, angeblich auf einem alten Karawanenweg, der nach Norden in die Wüste führt. Es gibt mehrere solcher sich durch das Land schlängelnder Wege, aber hier, an diesem Ort, treffen sie alle zusammen.“ Halil wies mit dem Zweig auf eine Stelle der behelfsmäßigen Karte.
„Ich weiß, wo das ist!“ Hastig stand Cameron auf und hockte sich vor die Zeichnung. „Dort ist eine schmale Schlucht, der Dscharengpass, wo es im Umkreis von fünfzig Meilen das einzige Trinkwasser gibt.“
Mary merkte plötzlich, dass der Gatte sich die Absichten des Emirs zu eigen gemacht hatte und ganz bestimmt an der Verfolgung teilnehmen würde.
„Ja, wir würden es schaffen, die Kerle zu erwischen“, fuhr er fort, „wenn wir von hier eine Abkürzung nehmen, als Erste bei der Schlucht sind und dort dann auf die Bastarde warten.“
Mary fand die Aussicht unerträglich, auf Jennifer warten zu müssen. Sie wollte die Tochter jetzt bei sich haben und in Sicherheit wissen. „Wie viele Tage kann es dauern, bis die Kerle dort sind?“
Cameron warf dem Emir einen bedrückten Blick zu. „Mary, das ist keine Sache von Tagen, sondern von mindestens vier Wochen, vielleicht sogar mehr, falls die Verbrecher irgendwo anhalten, um weitere Sklaven mitzunehmen.“
„Wie gesagt, noch ist die Zeit auf unserer Seite“, warf Halil beschwichtigend ein. „Die Entfernung von hier bis zum Dscharengpass ist nur …“
„Und was ist mit meiner Tochter?“ Mary sprang auf. „Soll sie tagelang mit diesen schrecklichen Menschen zusammen sein? Ihr könnte alles Mögliche widerfahren! Sie wird sich zu Tode ängstigen!“
„Sei still, Mary!“ Cameron warf ihr einen kalten Blick zu. „Die Sache ist schon schlimm genug. Dann musst nicht auch du noch den Kopf verlieren.“
Halil war freundlicher. „Wir können die Zeit nicht verkürzen, Kindchen. Die Sklavenhändler werden jedoch gut für Ihre Tochter sorgen, Madam, um ihren Wert nicht zu schmälern.“
Sie sank auf den Faltstuhl zurück und schlug angstvoll die Hände vor das Gesicht. Es wäre ihr leichtgefallen, ihr Leben für Jenny einzusetzen, doch der Gedanke, untätig ausharren zu müssen, Tag für Tag, war unerträglich. „Ich komme mit!“, sagte sie entschlossen.
„Sei nicht albern.“ Cameron stand auf und sah sie vernichtend an.
„Jenny ist meine Tochter. Ich habe das Recht, mich an der Suche zu beteiligen.“
„Mein liebes Kind, Sie wissen nicht, wovon Sie reden“, erwiderte Halil nachsichtig. „Wiewohl die Ehre meiner Familie auf dem Spiel steht, habe selbst ich nicht mehr die Kraft, eine derart lange Reise zu unternehmen. Auch Sie würden die Strapazen nicht überstehen. Wenn ich mit dem Zug nach Mombasa zurückkehre, müssen Sie mich begleiten.“
„Das kann ich nicht!“ Störrisch schüttelte Mary den Kopf. „Ich muss zu meiner Tochter! Begreifen Sie doch, ich bin ihre Mutter!“
Finster furchte Cameron die Stirn. „ Verdammt, wir unternehmen keinen Picknickausflug! Wir werden mindestens zwanzig Meilen am Tag zu Fuß zurücklegen müssen, und zwar durch ein Gebiet, das rauer und unwegsamer ist, als du dir vorstellen kannst. Du würdest uns nur behindern, Mary. Willst du das?“
Sie schaute ihm in die blauen Augen. „Du hast gehört, dass die Zeit noch auf unserer Seite ist. Außerdem werde ich Euer Vorankommen nicht verlangsamen. Das verspreche ich dir.“ Angesichts der abweisenden Miene des Gatten gingen die Nerven mit ihr durch. „Um Himmels willen, Cameron, ich muss mit! Sollten wir unsere Tochter lebend antreffen, braucht sie die Mutter! Dann muss ich bei ihr sein! Also begleite ich dich, ob du es willst oder nicht. Du kannst mich nicht daran hindern!“
Sie spürte, dass er sich innerlich zurückzog, noch ehe er einen Schritt rückwärts machte. Sein Blick war frostig und ablehnend.
„Ja, Mary Margaret“, sagte Cameron ruhig, „mir ist klar, dass ich das
Weitere Kostenlose Bücher